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Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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wahrscheinlich genauso sicher vor ihm wie jeder andere, der unser Geschäft betreibt und die Dunkelheit bekämpft.«
    »Was für Kräfte hat er denn?«, fragte ich. Das Gerede über den Teufel machte mich nervös. »Können Sie mir mehr über ihn erzählen? Auf was sollte ich am meisten achten, wenn er kommt?«
    Der Spook sah mich durchdringend an, und einen Augenblick lang glaubte ich schon, er wolle mir nicht antworten. Doch dann seufzte er und begann, die Mächte des Teufels aufzuzählen.
    »Wie du schon weißt, sagt man, dass er jede beliebige Gestalt und Größe annehmen kann. Er kann zu Tricks greifen, um zu bekommen, was er will, aus dem Nichts erscheinen und dir über die Schulter sehen, ohne dass du es merkst. Ein anderes Mal hinterlässt er seine Visitenkarte – das Teufelszeichen – in einer Reihe von gespaltenen Hufabdrücken, die in den Boden gebrannt sind. Warum er das tut, ist völlig unklar, aber wahrscheinlich nur, um den Leuten Angst zu machen. Manche glauben, dass seine wahre Gestalt so schrecklich ist, dass man schon bei seinem bloßen Anblick vor Grauen stirbt. Aber das ist vielleicht nur eine Geschichte, mit der man Kinder dazu bringen will, ihre Gebete zu sprechen.«
    »Na ja, die Vorstellung macht mir schon Angst«, gab ich zu und warf einen Blick über die Schulter ins Dunkle.
    »Doch die größte Macht des Teufels ist seine Fähigkeit, die Zeit zu manipulieren«, fuhr mein Meister fort. »Er kann sie beschleunigen, sodass für jeden in seiner Nähe eine Woche so schnell vergeht wie eine Stunde. Und er kann auch das Gegenteil bewirken, sodass eine Minute wie eine Ewigkeit erscheint. Es gibt Leute, die behaupten, er könne die Zeit ganz anhalten, aber darüber gibt es nur sehr wenige Berichte …«
    Der Spook musste meine besorgte Miene bemerkt haben, denn er warf einen Blick auf Alice, die ihn mit großen Augen anstarrte.
    »Also, es hat keinen Sinn, sich unnötig Sorgen zu machen«, meinte er. »Wir sind jetzt alle in Gefahr. Und Bill Arkwright ist genauso gut in der Lage, Tom zu beschützen, wie ich.«
    Alice schienen die Worte des Spooks keineswegs beruhigt zu haben, dennoch begann sie gleich darauf, die Kaninchen zu verteilen, und ich war zu sehr mit dem Essen beschäftigt, um mir weiter Gedanken zu machen.
    »Was für eine schöne Nacht«, murmelte der Spook mit einem Blick zum Himmel.
    Ich nickte zustimmend, während ich noch immer saftige Kaninchenteile in mich hineinstopfte. Der Himmel war sternenklar und die Milchstraße zog sich wie ein glänzender Silberschleier darüber hinweg.
    Doch am nächsten Morgen hatte sich das Wetter gewendet und Nebelschwaden verhüllten die Hänge. Das war eigentlich nicht schlecht, weil wir noch um Caster herum mussten. Dort brachte man im alten Schloss Hexen vor Gericht und hängte sie auf einem Hügel vor der Stadt. Manche Priester mochten einen Spook und seinen Lehrling für Feinde der Kirche halten, daher wollten wir uns dort nicht länger als nötig aufhalten.
    Wir gingen östlich an der Stadt vorbei und erreichten kurz vor zehn die erste Brücke über den Kanal nördlich der Stadt. Dicht hing der Nebel über dem Wasser und alles war still. Der Kanal selbst war breiter, als ich erwartet hatte. Wäre es möglich gewesen, übers Wasser zu laufen, hätte man zwanzig Schritte gebraucht, um von einem Ufer zum anderen zu kommen. Das Wasser jedoch war ruhig und trübe und vermutlich tief. Kein Windhauch regte sich und die Wasseroberfläche spiegelte den Brückenbogen wie ein Oval wider. Als ich hinuntersah, blickte mir mein eigenes niedergeschlagenes Gesicht entgegen.
    Parallel zu jedem Ufer verlief ein Schlackepfad, zu beiden Seiten begrenzt von struppigen Weißdornhecken. Ein paar einsame, kahle Bäume reckten ihre Äste über die Pfade und dahinter verschwanden die Felder bald in den Nebelschwaden.
    Von Arkwright war keine Spur zu sehen. Wir warteten geduldig fast eine Stunde, während uns die Kälte in die Knochen drang, doch er tauchte nicht auf.
    »Da stimmt etwas nicht«, behauptete der Spook schließlich. »Arkwright mag seine Fehler haben, aber Trödelei gehört nicht dazu. Das gefällt mir nicht. Wenn er nicht hier ist, dann hat ihn etwas daran gehindert zu kommen, etwas, was außerhalb seiner Kontrolle liegt.«





Als das Boot unter uns hindurchglitt, sah ich, wie der Mann zu uns hochblickte. Dann ließ er die Pferde langsam anhalten, band sie am Ufer an und kam mit festem, gleichmäßigem Schritt und selbstbewusstem Schwung seiner

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