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Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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aus könnte man mühelos einen Stein in den Garten werfen. Es ist ein einsamer Ort, aber an so etwas bist du ja sicher gewöhnt.«
    Wieder verfielen wir in Schweigen, doch dann fiel mir etwas ein, was mir während der Fahrt aufgefallen war.
    »Es gibt eine Menge Brücken über den Kanal. Wozu braucht man denn so viele?«
    »Eine berechtigte Frage«, nickte Mr Gilbert. »Als man den Kanal gebaut hat, schnitt er eine Menge Farmen mitten durch. Man hat den Bauern das Land bezahlt, das man ihnen genommen hat, aber man musste ihnen auch einen Zugang zu ihren Feldern zu beiden Seiten des Kanals gewährleisten. Doch es gibt noch einen anderen Grund: Pferde und Kähne fahren immer auf der linken Seite. Mit Hilfe der Brücken kann man das Ufer wechseln, wenn man in die andere Richtung will. Aber jetzt sollten wir weiter. Du solltest die Mühle besser noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen.«
    Mr Gilbert spannte die Pferde vor den Kahn und bald machten wir uns in gemächlichem Tempo wieder auf den Weg nach Norden. Bei Sonnenaufgang war es diesig gewesen, aber anstatt dass der Nebel von der Sonne weggebrannt wurde, verdichtete er sich so sehr, dass man kaum noch ein paar Schritte weit sehen konnte. Ich sah den Schwanz des hinteren Pferdes, aber seinen Gefährten und Mr Gilbert konnte ich nicht erkennen. Selbst das rhythmische Klappern der Hufe klang gedämpft. Gelegentlich kamen wir unter einer Brücke hindurch, aber ansonsten gab es nichts zu sehen, und nur einfach still zu sitzen, machte mich müde.
    Etwa eine Stunde vor Einbruch der Dunkelheit hielt Mr Gilbert die Pferde an und kam zu mir nach hinten.
    »Wir sind da«, verkündete er munter und deutete in den Nebel. »Bill Arkwrights Haus ist gleich da drüben …«
    Ich nahm meine Tasche und meinen Stab und kletterte auf den Leinpfad. Am Ufer stand ein großer Pfahl, an den Mr Gilbert das vordere Pferd angebunden hatte. Der obere Teil ähnelte einem Galgen, an dem eine große Glocke hing.
    »Ich klingle immer, wenn ich Vorräte bringe«, erklärte Mr Gilbert. »Fünf einzelne Glockenschläge, damit er weiß, dass ich es mit einer Lieferung bin und nicht jemand, der einen Spook braucht – in diesem Fall läutet man für gewöhnlich drei Mal. Dann kommt Bill und holt, was ich ihm bringe. Wenn es viel ist, helfe ich ihm manchmal, es bis zu seinem Garten zu bringen. Er ist nicht erpicht darauf, dass jemand zu nah an sein Haus herankommt.«
    Das konnte ich verstehen. In dieser Beziehung war er genauso wie mein Meister. Wenn jemand Hilfe brauchte, läutete er die Glocke an der Kreuzung, und normalerweise wurde ich dann hinausgeschickt, um zu fragen, was gewünscht wurde.
    Hinter dem Pfahl war nur eine graue Nebelwand zu erkennen, aber ich konnte das Gurgeln eines Baches hören. Der Kanal lag hier etwas höher als die Felder darum herum. Vom Uferweg führte eine steile, grasbewachsene Böschung hinunter in den Nebel.
    »Es sind nur etwa neunzig Schritte bis zum Ende des Gartens«, erklärte Mr Gilbert. »Am Fuß der Böschung verläuft ein Bach. Folg ihm einfach. Er fließt direkt unter dem Haus durch und hat früher, als die Mühle noch in Betrieb war, das Wasserrad angetrieben. Ich wünsche dir viel Glück. Wahrscheinlich sehen wir uns, wenn ich das nächste Mal mit Salz vorbeikomme – oder mit Weinfässern«, fügte er zwinkernd hinzu.
    Damit band er die Pferde los und verschwand im Nebel. Noch einmal hörte ich das gedämpfte Klappern der Hufe und der Kahn glitt weiter nach Norden. Ich blieb stehen, bis die Geräusche in der Ferne verklungen waren. Danach war ich von Stille umgeben, abgesehen vom Gluckern des Wassers unter mir. Ich schauderte. Noch nie hatte ich mich so einsam gefühlt.
    Ich schlitterte die steile Böschung hinunter und fand mich am Rand eines schnell fließenden Baches wieder. Das Wasser rauschte an mir vorbei und verschwand dann in einem dunklen Tunnel unter dem Kanal, um zweifellos auf der anderen Seite wieder aufzutauchen. Die Sicht war ein wenig besser, dennoch konnte ich kaum ein Dutzend Schritte in jede Richtung sehen. Auf einem schlammigen Pfad folgte ich dem Bach stromaufwärts zum Haus, das ich jeden Augenblick vor mir aufzutauchen erwartete.
    Doch ich sah nur Bäume – Trauerweiden – auf beiden Ufern, deren Zweige ins Wasser hingen. Sie waren mir im Weg und ich musste mich unter ihnen hindurch ducken, um voranzukommen. Endlich erreichte ich die Umfriedung von Arkwrights Garten, ein scheinbar undurchdringliches Dickicht von kahlen Bäumen,

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