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Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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das zweite enthielt nur ein Bett mit einer nackten Matratze. Sollte das mein Zimmer sein? Wenn ja, dann sehnte ich mich nach Chipenden zurück. Es gab sonst keine Möbelstücke in dem kahlen, nüchternen Zimmer und die Luft war kühl und klamm.
    Im vierten Zimmer stand ein großes Doppelbett. Die Decken lagen in einem unordentlichen Haufen am Fußende und auch hier waren die Laken zerwühlt. Doch irgendetwas stimmte nicht mit diesem Zimmer und mir stellten sich die Nackenhaare auf. Ich schauderte, hob die Kerze höher und ging auf das Bett zu. Es sah richtig feucht aus, und als ich es vorsichtig mit den Fingerspitzen berührte, merkte ich, dass es geradezu durchweicht war. Es war pitschnass, als hätte jemand ein paar Dutzend Eimer Wasser darüber ausgeleert. Ich sah zur Decke hinauf, konnte dort jedoch kein Loch entdecken oder Flecken, die auf ein Leck hindeuteten. Wie war das Bett so nass geworden? Schnell zog ich mich durch die Tür zurück und schloss sie fest hinter mir.
    Je länger ich darüber nachdachte, desto weniger gefiel mir dieses Stockwerk. Es gab noch eines darüber, doch Arkwright hatte mir befohlen, mich davon fernzuhalten, daher entschloss ich mich, seinem Rat zu folgen und auf dem Küchenfußboden zu schlafen. Zumindest war es dort nicht feucht und die Hitze des Ofens würde mich bis zum Morgen warm halten.
    Kurz nach Mitternacht weckte mich etwas. Es war fast stockfinster in der Küche, nur ein ganz schwaches Glühen leuchtete aus dem Ofen.
    Was hatte mich aufschrecken lassen? War Arkwright nach Hause gekommen? Doch meine Nackenhaare stellten sich wieder auf und ich schauderte. Als siebter Sohn eines siebten Sohnes sehe und höre ich Dinge, die anderen Menschen verborgen bleiben. Arkwright hatte gemeint, dass ruhelose Tote im Haus umhergingen. Wenn dem so war, dann würde ich es bald genug erfahren.
    Genau in diesem Moment erklang irgendwo unter mir ein tiefes Grollen, das die Wände der Mühle erzittern ließ. Was war das? Es schien immer lauter zu werden.
    Ich war neugierig, entschied mich aber, nicht aufzustehen. Arkwright hatte mich angewiesen, nichts zu unternehmen. Es ging mich nichts an. Dennoch war der Lärm furchterregend und störend, und egal wie sehr ich mich bemühte, an Schlaf war nicht mehr zu denken. Endlich erkannte ich, was das für ein Geräusch war. Das Mühlrad. Es drehte sich! Oder zumindest klang es so.
    Dann ertönte ein schriller Schrei und das Grollen hörte so plötzlich auf, wie es begonnen hatte. Es war ein so grässlicher, so qualvoller Schrei, dass ich mir die Ohren zuhielt. Doch das half natürlich nichts. Das Geräusch war in meinem Kopf – der Nachhall eines Unglücks, das vor vielen Jahren in dieser Mühle vorgefallen war. Es war ein grauenvoller menschlicher Laut.
    Endlich wurde der Schrei leiser und alles war wieder still und friedlich. Was ich gehört hatte, hätte die meisten Menschen aus dem Haus vertrieben. Ich war der Lehrling eines Spooks und so etwas gehörte zu meiner Arbeit, dennoch hatte ich Angst bekommen – ich zitterte am ganzen Körper. Arkwright hatte gesagt, dass mir kein Leid geschehen würde, doch hier ging etwas sehr Merkwürdiges vor sich. Das war mehr als nur ganz normaler Spuk.
    Dennoch beruhigte ich mich allmählich und war bald wieder tief und fest eingeschlafen.
    Ich schlief gut. Zu gut. Als ich aufwachte und feststellte, dass jemand bei mir in der Küche war, war es schon lange nach Sonnenaufgang.
    »Na, mein Junge«, dröhnte eine Stimme, »dich kann man ja leicht überraschen. Hierzulande zahlt es sich nicht aus, so fest zu schlafen. Man ist nirgendwo sicher.«
    Ich setzte mich ruckartig auf und erhob mich ungeschickt. Vor mir stand ein Spook, den Stab in seiner linken Hand und eine Tasche in seiner rechten. Und was für eine Tasche! Es hätten gut sowohl meine als auch die Tasche meines Meisters darin Platz gefunden. Dann bemerkte ich die Spitze seines Stabes. Sowohl mein Stab als auch Mr Gregorys hatten eine ausfahrbare Klinge, doch diese hier war deutlich sichtbar. Es war ein hässliches, mindestens 30 Zentimeter langes Messer mit sechs nach hinten gebogenen Haken, je drei auf jeder Seite.
    »Mr Arkwright?«, fragte ich. »Ich bin Tom Ward …«
    »Ja, ich bin Bill Arkwright und ich kann mir schon denken, wer du bist. Freut mich, dich kennenzulernen, Ward. Dein Meister schätzt dich sehr.«
    Ich starrte ihn an und versuchte, mir den Schlaf aus den Augen zu reiben. Er war nicht ganz so groß wie mein Meister, aber muskulöser

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