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Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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gebaut und drahtig, was auf Kraft schließen ließ. Sein Gesicht war hager und er hatte große grüne Augen und einen unglaublich kahlen Kopf, auf dem sich nicht mal ein einziges Haar zeigte. Er war so kahl geschoren wie ein Mönch. Auf seiner linken Wange prangte eine Narbe, die von einer erst kürzlich kassierten Wunde zu stammen schien.
    Ich bemerkte auch, dass seine Lippen blaurot gefärbt waren. Der Spook trank nicht, aber als er einmal krank gewesen war und vor Fieber glühte, hatte er eine ganze Flasche Rotwein getrunken, und danach waren seine Lippen genauso violett gewesen.
    Arkwright lehnte seinen Stab neben meinen an die Innentür und stellte die Tasche ab. Als sie den Küchenboden berührte, klirrte Glas darin. Er streckte mir die Hand hin, die ich schüttelte.
    »Mr Gregory hat auch eine hohe Meinung von Ihnen«, erwiderte ich und griff in die Tasche, um die Guinee hervorzuholen. »Er hat mir das für meinen Unterhalt mitgegeben.«
    Arkwright nahm sie, hob sie an den Mund und biss kräftig darauf. Dann inspizierte er sie genauestens und nickte erfreut. Er hatte geprüft, ob es eine echte Guinee aus Gold war und keine Fälschung. Das ärgerte mich. Glaubte er denn, mein Meister würde versuchen, ihn zu betrügen? Oder verdächtigte er mich?
    »Wir sollten einander eine Weile vertrauen, Ward«, sagte er, »dann sehen wir ja, wie wir miteinander auskommen. Wir sollten uns genügend Zeit lassen, uns ein Urteil übereinander zu bilden.«
    »Mein Meister sagt, Sie könnten mich viel über die Gegend nördlich von Caster lehren«, fuhr ich fort und versuchte, mir meinen Ärger über die Guinee nicht anmerken zu lassen, »und über die Dinge, die aus dem Wasser kommen …«
    »Ja, das werde ich dir schon beibringen, aber hauptsächlich werde ich dich ein wenig abhärten. Bist du stark, Ward?«
    »Für mein Alter bin ich ziemlich kräftig«, behauptete ich.
    »Da bist du dir ganz schön sicher, was?«, meinte Arkwright und sah mich abschätzend an. »Ich glaube, du könntest ein wenig mehr Muskeln vertragen, um in diesem Job zu bestehen. Bist du gut im Armdrücken?«
    »Das habe ich noch nie versucht.«
    »Nun, dann kannst du es jetzt versuchen. Dann bekomme ich einen Eindruck davon, was noch zu tun ist. Komm herüber und setz dich!«, befahl er und ging zum Tisch.
    Als jüngster meiner Geschwister war ich drei Jahre jünger als der nächstältere gewesen und hatte diese Familienspiele nicht mitgemacht, aber ich erinnerte mich daran, wie meine Brüder Jack und James auf unserer Farm am Küchentisch Armdrücken gemacht hatten. Damals hatte Jack immer gewonnen, weil er älter, größer und stärker war. Arkwright hatte mir gegenüber den gleichen Vorteil.
    Ich setzte mich ihm gegenüber und wir legten unsere linken Unterarme aneinander und verschränkten die Hände. Wenn ich den Ellbogen auf den Tisch stellte, war mein Arm kürzer als seiner. Ich tat mein Bestes, aber er übte gleichmäßigen, starken Druck aus, und trotz meiner Bemühungen, ihm Widerstand zu leisten, bog er meinen Arm zurück, bis er flach auf dem Tisch lag.
    »Besser geht es nicht?«, fragte er. »Wie wäre es, wenn wir dir ein wenig Hilfe verschaffen?«
    Damit ging er zu seiner Tasche und kam mit seinem Notizbuch zurück.
    »Hier, leg das unter deinen Ellbogen.«
    Mit der Unterstützung des Notizbuches war mein Arm fast so lang wie seiner. Als ich den ersten Druck seines Arms verspürte, presste ich mit aller Kraft so plötzlich wie möglich dagegen. Zu meiner Zufriedenheit konnte ich seinen Arm ein klein wenig zurückdrücken und sah die Überraschung in seinen Augen. Doch dann antwortete er mit einer Kraft, die meinen Arm innerhalb weniger Sekunden auf den Tisch zwang. Mit einem Grunzen ließ er meine Hand los und stand auf, während ich mir meine schmerzenden Muskeln rieb.
    »Das war schon besser«, bemerkte er. »Aber wenn du überleben willst, musst du deine Muskeln ein wenig kräftigen. Hast du Hunger, Ward?«
    Ich nickte.
    »Na gut, dann mache ich uns ein Frühstück, und danach werden wir damit anfangen, einander etwas besser kennenzulernen.«
    Er machte seine Tasche auf, in der ich zwei leere Weinflaschen sah – sowie andere Lebensmittel: Käse, Eier, Schinken, Schweinefleisch und zwei große Fische.
    »Die habe ich heute morgen gefangen!«, rief er. »Frischer geht es nicht. Den einen essen wir jetzt und den andern morgen zum Frühstück. Hast du schon mal Fisch zubereitet?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Nun, ihr genießt ja den

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