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Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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starrte mich boshaft an. »Nun«, stieß er mir seinen sauren Atem ins Gesicht, »das sollte dir eine Lehre sein! Ich gehe noch mal mit den Hunden raus, um die Marsch zu sichern. In der Zwischenzeit machst du mit deinen Studien weiter. Wenn so etwas noch einmal vorkommt, wirst du es bitter bereuen.«
    Als er weg war, lief ich kochend vor Wut und Schmerz in der Küche auf und ab. Kein Lehrling sollte so etwas durchmachen müssen wie ich!
    Ich brauchte nicht lange, um eine Entscheidung zu treffen. Mein Aufenthalt bei Arkwright war vorbei. Ich würde nach Chipenden zurückkehren. Der Spook würde bestimmt nicht sonderlich erfreut sein, mich so bald wiederzusehen, aber ich konnte nur hoffen, dass er mir glauben und sich auf meine Seite stellen würde, wenn ich erzählte, was passiert war.
    Ohne lange nachzudenken, nahm ich meine Tasche und meinen Stab, ging durch den Vorraum zur Tür und trat in den Garten. Dort zögerte ich. Was war, wenn die Hunde in der Nähe waren und meine Witterung aufnahmen?
    Ich lauschte sorgfältig, doch ich konnte nur das Rauschen des Windes im Binsengras hören. Gleich darauf watete ich durch den Salzwassergraben und war froh, Arkwright und der feuchten alten Mühle den Rücken kehren zu können. Bald würde ich wieder beim Spook und bei Alice sein.





Ich lief über eine Stunde, immer noch innerlich kochend, doch irgendwann ließen sowohl mein Ärger als auch meine Kopfschmerzen nach. Die Sonne senkte sich dem Horizont zu, aber es war kühl und frisch, der Himmel blau und es zeigte sich nicht das kleinste Zeichen von Nebel. Ich fasste wieder neuen Mut. Bald würde ich Alice sehen und ich würde meine Lehre beim Spook wieder aufnehmen. Und dann würde mir all das hier nur noch wie ein böser Traum erscheinen.
    Ich musste einen Schlafplatz für die Nacht finden – es sah aus, als würde es gegen Morgen Frost geben. Normalerweise übernachteten der Spook und ich unterwegs in Scheunen oder Ställen, aber zwischen hier und Caster gab es viele Brücken über den Kanal, daher entschloss ich mich, mich in meinen Mantel zu wickeln und es mir unter der nächsten, die ich erreichte, bequem zu machen.
    Als sie in Sicht kam, wurde es bereits dunkel. Doch plötzlich ließ mich ein tiefes Knurren rechts von mir stehen bleiben. Unter der Weißdornhecke neben dem Pfad hockte ein großer schwarzer Hund. Ein Blick zeigte mir, dass das Tier zu Arkwright gehörte – die wilde Hündin, die er Kralle nannte. Hatte er sie geschickt, um mich zu jagen? Was sollte ich tun? Zurückweichen? Oder versuchen, an ihr vorbeizukommen und meinen Weg fortzusetzen?
    Vorsichtig trat ich einen Schritt vor. Sie blieb still sitzen, beobachtete mich aber aufmerksam. Ein weitere Schritt brachte mich auf ihre Höhe und hatte ein weiteres warnendes Knurren zur Folge. Aufmerksam sah ich sie über die rechte Schulter hinweg an, während ich noch einen Schritt machte und dann noch einen. Gleich darauf war ich an ihr vorbei und ging weiter, doch schon hörte ich, wie sie auf den Pfad sprang und hinter mir her kam. Dann fiel mir ein, was Arkwright gesagt hatte …
    Dreh ihr nie den Rücken zu … sie ist gefährlich.
    Und jetzt lief Kralle hinter mir her! Ich sah mich um und bemerkte, dass sie Abstand hielt. Warum folgte sie mir? Ich entschied, mich nicht unter dieser Brücke zum Schlafen hinzulegen. Ich würde bis zur nächsten laufen. Bis dahin hatte das Viech vielleicht die Lust verloren und war nach Hause gegangen. Doch als ich den Brückenbogen erreichte, tauchte zu meiner Verzweiflung ein zweiter Wolfshund auf und kam mit leisem, bedrohlichem Knurren auf mich zu. Es war Beißer.
    Jetzt bekam ich es mit der Angst zu tun. Ein großer Hund war vor mir, einer hinter mir. Ganz langsam und vorsichtig setzte ich meine Tasche ab und hielt meinen Stab bereit. Bei einer plötzlichen Bewegung griffen sie womöglich an. Ich glaubte kaum, dass ich mit beiden fertigwerden konnte. Aber was für eine Wahl hatte ich schon? Ich drückte auf die Vertiefung in meinem Stab und mit einem Klicken sprang die Klinge hervor.
    In diesem Moment sprach mich jemand aus dem Dunkel unter der Brücke an.
    »Das würde ich an deiner Stelle nicht versuchen, Ward! Sie würden dir die Kehle zerfleischen, bevor du dich auch nur rühren kannst.«
    Arkwright trat mir in den Weg. Selbst in der Dämmerung konnte ich noch sein höhnisches Grinsen erkennen. »Du willst zurück nach Chipenden, Junge? Das waren ja kaum mal drei Tage! So schnell ist noch keiner davongelaufen.

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