Die Feinde des Geisterjaegers
herabflossen.
Während ich in dem großen gelben Lichtkreis schrieb, schaute Arkwright einfach weiter aus dem Fenster und nahm gelegentlich einen Schluck aus der Flasche. Als ich alles notiert hatte, was ich über Selkies gelernt hatte, war die Flasche fast leer.
»Fertig, Ward?«, fragte er, als ich den Stift weglegte.
Ich nickte und lächelte ihn an, doch er erwiderte es nicht. Stattdessen trank er den Wein aus und stand dann rasch auf.
»Ich glaube, es ist Zeit für ein paar Hiebe und Schläge. Nimm deinen Stab und komm mit.«
Mir klappte der Unterkiefer herunter und ich starte ihn verblüfft an. Nervös war ich auch. Mir gefiel der harte, grausame Glanz in seinen Augen nicht. Er schnappte sich seinen eigenen Stab und die Laterne und marschierte davon, aggressiv die Schultern rollend. Also nahm auch ich meinen Stab und folgte ihm.
Er führte mich durch die Küche und den Gang entlang zu einer Tür an dessen Ende. Sie hatte zwei schwere Riegel, doch beide waren zurückgezogen.
»Warst du schon mal da drin, Ward?«
Ich schüttelte den Kopf. Arkwright machte die Tür auf und stampfte ein paar Stufen hinab ins Dunkle. Ich folgte ihm, während er die Laterne an einen Haken an der Decke hängte. Das Erste, was ich bemerkte, war, dass der Raum kein Fenster hatte. Er war etwa drei mal drei Meter groß und lag ein wenig tiefer als der Rest des Hauses. Der Boden bestand aus großen Steinplatten und nicht aus Dielenbrettern.
»Was bedeutet Hiebe und Schläge ?«, fragte ich misstrauisch.
»So bezeichne ich manchmal den praktischen Unterricht. In Mr Gregorys Garten hast du bestimmt geübt, die Kette zu werfen und den Stab gegen einen Baumstumpf einzusetzen. Gestern sind wir einen Schritt weiter gegangen, als du versucht hast, mich zu erwischen, und dabei versagt hast. Aber jetzt ist es Zeit, zu einer etwas schmerzhafteren Lektion überzugehen. Ich werde versuchen, dich mit meinem Stab zu treffen. Dabei wirst du zwar ein paar Beulen und blaue Flecken abbekommen, aber du wirst auch ein paar gute Kampftechniken lernen. Also los, Ward, lass uns sehen, was du kannst!«
Damit schwang er seinen Stab und zielte auf meinen Kopf. Ich konnte gerade noch zurücktreten und das schwere Holz zischte Zentimeter an meiner Nase vorbei. Wieder griff er an und wieder war ich gezwungen auszuweichen.
Der Spook ließ mich häufig die körperlichen Fähigkeiten trainieren, die wir beim Kampf gegen die Dunkelheit benötigten. Unter seiner Leitung und Beobachtung arbeitete ich daran, bis ich müde wurde. Doch letztendlich hatte es sich ausgezahlt. In gefährlichen Situationen hatte es mir das Leben gerettet. Aber ich hatte nie gegen ihn gekämpft, Stab gegen Stab. Und Arkwright hatte wieder getrunken, was ihn noch hitziger zu machen schien.
Sein zweiter Hieb kam schnell und hart. Gerade noch rechtzeitig konnte ich ihn mit meinem eigenen Stab abblocken. Der Aufprall setzte sich durch meine Arme bis in meine Schultern fort. Ich bewegte mich jetzt gegen den Uhrzeigersinn und zog mich vorsichtig zurück, während ich mich fragte, ob er wirklich darauf aus war, mich zu verletzen, oder ob er mich nur zwang, meine Verteidigung zu trainieren.
Die Antwort darauf erhielt ich schnell. Er täuschte rechts an und schwang seinen Stab dann in einem engen Bogen, um mich auf der linken Schulter zu treffen. Der Aufprall war ungeheuer schmerzhaft, sodass ich augenblicklich meinen Stab fallen ließ.
»Nimm deinen Stab, Ward, wir haben kaum angefangen …«
Meine linke Hand bebte, als ich nach dem Stab griff. In meiner Schulter pochte es und mein ganzer Arm kribbelte.
»Nun, du hast jetzt schon Schwierigkeiten, Ward. Hättest du geübt und dich auf so eine Situation vorbereitet, dann könntest du auch mit der rechten Hand kämpfen.«
Ich hob meinen Stab nun zur Verteidigung und packte ihn mit beiden Händen, um ihn festzuhalten. Drei harte Schläge prasselten auf mich nieder, drei heftige Hiebe gegen das Holz. Jedes Mal konnte ich den Schlag so eben abwehren – hätte ich versagt, hätten sie meinen Kopf oder Körper getroffen. Arkwright atmete jetzt schneller und sein Gesicht war rot vor Wut. Die Augen quollen aus seinem Gesicht hervor und die Adern an seinen Schläfen waren geschwollen. Er sah aus, als ob er mich umbringen wolle: Immer wieder schlug er wild auf mich ein, bis ich nicht mehr zählen konnte, wie viele Hiebe ich abgewehrt hatte. Bislang hatte ich selbst nicht einen einzigen Schlag führen können und mein Zorn wuchs. Was war das für ein
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