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Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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Mensch? Sollte ein Spook so seinen Lehrling erziehen?
    Er war der Stärkere. Er war ein Mann, während ich noch ein Junge war. Aber vielleicht hatte ich einen Vorteil: Geschwindigkeit …
    Ich musste nur eine Gelegenheit ergreifen. Kaum war mir der Gedanke gekommen, als ich sie auch schon erkannte. Er hieb zu. Ich duckte mich. Er verlor leicht das Gleichgewicht – wahrscheinlich wegen des Weins, den er getrunken hatte – und während er sich fing, zahlte ich ihm mit einem präzisen Schlag den Hieb vorhin auf meine Schulter heim.
    Doch Arkwright ließ seinen Stab nicht fallen. Er schlug nur noch härter zu als zuvor. Ein Hieb erwischte mich an der rechten Schulter, einer am rechten Arm, und es war mein Stab, der zu Boden fiel. Und dann holte er aus und zielte mit seinem Stab auf meinen Kopf. Ich versuchte auszuweichen, doch er streifte meine Stirn, und ich ging taumelnd in die Knie.
    »Steh auf!«, befahl er und sah auf mich herab. »So fest habe ich dich nicht getroffen. Nur ein kleiner Stupser, um dir zu zeigen, was bei einem echten Kampf passiert wäre. Dieser letzte Schlag hätte bedeuten können, dass du nie wieder das Tageslicht siehst. Das Leben ist hart, Ward, und da draußen gibt es genügend Feinde, die dich nur zu gerne sechs Fuß unter der Erde sehen würden. Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass du lernst, sie daran zu hindern. Und wenn dich das ein paar blaue Flecken kostet, dann ist das eben so. Es lohnt sich, diesen Preis zu zahlen!«
    Als Arkwright die Lektion endlich für beendet erklärte, atmete ich erleichtert auf. Der Regen hatte aufgehört. Arkwright wollte den Kanal im Süden überprüfen und nahm die Hunde mit. Mir befahl er, meine Lateinvokabeln zu lernen, während er fort war. Mir kam es so vor, als wolle er mich nicht bei sich haben, und wäre glücklicher, wenn ich wieder zum Spook zurückginge.
    Gehorsam lernte ich eine Weile meine Vokabeln, doch es fiel mir schwer, mich zu konzentrieren. In diesem Moment hörte ich ein Geräusch von oben. Kam das aus dem ersten Stock oder dem darüber?
    Aufmerksam lauschte ich am Fuß der Treppe. Nach ein paar Augenblicken fing es wieder an. Es waren keine Schritte, kein Schlagen oder Klopfen. Ich konnte das Geräusch nicht recht einordnen. Es war eine Art Knirschen. War dort oben jemand? Oder war das einer der Geister, die ich in der letzten Nacht gehört hatte? Der Geist von jemandem aus Arkwrights Familie?
    Ich wusste, dass es nicht klug war, nach oben zu gehen – meinem neuen Meister würde das mit Sicherheit nicht gefallen. Aber mir war langweilig und ich war neugierig – und wütend auf ihn wegen des Schlages auf meinen Kopf. Er hatte es einen kleinen Stupser genannt, aber es war mehr gewesen als das. Und ich hatte die Nase voll von ihm und seinen Geheimnissen.
    Er war fort und was er nicht wusste, konnte ihn nicht interessieren. Also ging ich vorsichtig Stufe um Stufe die Treppe hinauf und versuchte, so wenig Geräusche wie möglich zu machen. Im ersten Stock blieb ich direkt vor der Tür zu dem Doppelzimmer stehen und lauschte angestrengt. Ich dachte, ich könnte ein leises Rascheln von drinnen vernehmen. Lautlos machte ich die Tür auf und trat ein, doch der Raum war verlassen. Die Decken auf dem Doppelbett waren immer noch zurückgeschlagen. Noch einmal berührte ich die Laken leicht mit meinem Finger. Die Matratze fühlte sich an wie zuvor. Durchnässt vom Wasser. Aber das Bett war leicht verändert. Die Decken waren ein wenig weiter heruntergezogen.
    Schaudernd verließ ich schnell das Zimmer und spähte in die anderen drei. Dort schien alles unverändert. Ich stand in meinem eigenen Zimmer, als ich das Geräusch wieder hörte. Es kam vom Stockwerk über mir.
    Mittlerweile war ich mehr als neugierig und ging weiter die Treppe hoch. Oben gab es nur eine Tür. Ich probierte den Griff, aber sie war abgeschlossen. Die Vernunft riet mir, kehrtzumachen und die Treppe wieder hinunterzugehen. Schließlich hatte mir Arkwright ausdrücklich verboten, diesen Raum zu betreten. Doch ich war unzufrieden damit, wie er mich behandelt hatte – damit und dass er sich so oft weigerte, meine Fragen zu beantworten. Aus einem Impuls heraus – und aus Ärger – nahm ich also meinen Spezialschlüssel aus der Tasche und schloss die Tür auf.
    Drinnen überraschte mich zuerst die Größe. Im Licht zweier großer Kerzen sah ich, dass es ein großes Zimmer war. Ein sehr großes. Es nahm die ganze Grundfläche des Hauses ein. Das zweite, was mir auffiel,

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