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Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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Ich hätte gedacht, dass du mehr Mumm in den Knochen hast. Du bist auf jeden Fall nicht der Lehrling, den mir Mr Gregory angekündigt hat …«
    Ich antwortete nicht, da es ihn wahrscheinlich nur noch weiter provozieren würde, egal was ich sagte. Wahrscheinlich bekam ich wieder Prügel, vielleicht hetzte er auch die Hunde auf mich. Also steckte ich nur die Klinge weg und wartete ab, was er tun würde. Hatte er die Absicht, mich wieder in die Mühle zu schleifen?
    Er pfiff und die beiden Hunde setzten sich neben ihn. Kopfschüttelnd kam er auf mich zu, schob die Hand in den Mantel und zog einen Umschlag heraus.
    »Das hier ist der Brief von deinem Meister an mich«, erklärte er. »Lies ihn und entscheide dich dann. Du kannst nach Chipenden zurückkehren oder deine Lehre hier weitermachen.«
    Damit reichte er mir den Brief und ging den Leinpfad nach Norden zurück. Ich sah ihm nach, bis er und die beiden Hunde außer Sichtweite waren. Dann nahm ich den Brief aus dem Umschlag. Es war tatsächlich die Handschrift des Spooks. Weil es schon recht dunkel war, konnte ich nur schlecht lesen. Dennoch tat ich es. Zwei Mal.
    An Bill Arkwright
    Ich bitte Sie, meinen Lehrling Tom Ward auszubilden, und zwar so bald wie möglich. Es ist wirklich dringend. Wie Sie aus meinem letzten Brief wissen, wurde der Teufel auf die Welt gelassen und die Gefahren für uns alle haben sich vervielfacht. Doch obwohl ich versuche, es vor ihm geheim zu halten, fürchte ich doch, dass der Teufel in absehbarer Zeit erneut versuchen wird, den Jungen zu vernichten.
    Ich muss es ganz offen sagen: Da Sie meinen letzten Lehrling so grob behandelt haben, wollte ich eigentlich keinen Jungen mehr in Ihre Obhut geben. Aber es muss sein. Die Bedrohung für Tom Ward wird täglich größer. Selbst wenn der Teufel nicht gleich wieder selbst hinter ihm her ist, kann es sein, dass er andere Abgesandte der Hölle schickt. Auf jeden Fall muss der Junge abgehärtet werden und er muss die Jagd- und Kampftechniken lernen, die er dringend braucht. Ich glaube, wenn er überlebt, wird er eine mächtige Waffe gegen die Dunkelheit sein, vielleicht die mächtigste, die seit langer Zeit geboren wurde.
    In der Hoffnung, keinen großen Fehler zu begehen, übergebe ich den Jungen widerstrebend für sechs Monate in Ihre Hände. Tun Sie, was nötig ist. Und was Sie angeht, Bill Arkwright, ich gebe Ihnen den gleichen Rat wie damals, als Sie mein Lehrling waren: Es ist Ihre Pflicht, die Dunkelheit zu bekämpfen. Aber ist es den Kampf wert, wenn dafür Ihre Seele verdorrt und stirbt? Sie können dem Jungen vieles beibringen. Aber ich hoffe, dass auch Sie dabei etwas lernen. Lassen Sie ab von der Flasche. Legen Sie Ihre Bitterkeit ab und werden Sie der Mann, der Sie sein sollten.
    John Gregory
    Ich steckte den Brief zurück in den Umschlag und schob ihn in meine Hosentasche. Dann ging ich in den dunklen Winkel unter der Brücke, wickelte mich in meinen Mantel und legte mich auf den kalten, harten Boden. Doch es dauerte lange, bis ich einschlafen konnte. Ich musste über vieles nachdenken. Der Spook hatte versucht, seine Befürchtungen vor mir geheim zu halten – allerdings nicht sonderlich erfolgreich. Glaubte er wirklich, dass der Teufel zurückkommen würde, um mich zu vernichten? Deshalb hatte er mich so behütet. Er hatte mich zu Arkwright geschickt, damit ich etwas lernte und härter wurde. Aber bedeutete das, dass ich mich von einem Trunkenbold grün und blau schlagen lassen musste? Selbst der Spook schien da Bedenken zu haben. Es hörte sich so an, als sei Arkwright schon mal sehr rau mit einem Lehrling umgegangen. Und doch hatte er mich zu diesem neuen grausamen Meister geschickt. Das bedeutete, dass er es für wichtig hielt. Plötzlich fiel mir etwas ein, was Alice mir einmal gesagt hatte, nachdem wir Mutter Malkin gestellt hatten und ich sie daran hinderte, die Hexe zu verbrennen.
    Du musst härter werden, sonst überlebst du das nicht. Es wird nicht reichen, nur das zu tun, was der alte Gregory sagt. Du wirst sterben wie die anderen.
    Viele der Lehrlinge meines Meisters waren während ihrer Ausbildung getötet worden. Es war eine gefährliche Arbeit, besonders jetzt, wo der Teufel hier war. Aber bedeutete härter zu werden, dass ich so grausam werden musste wie Arkwright? Dass meine Seele verdorrte und starb?
    Die Fragen gingen mir lange Zeit im Kopf herum, doch irgendwann fiel ich in einen tiefen, traumlosen Schlaf und schlief trotz der Kälte bis zum Morgengrauen durch.

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