Die Feinde des Geisterjaegers
Erfahrung würde das nicht überleben. Das Wasser fließt so schnell durch die Rinnen, dass du vom Weg abgeschnitten wirst und ertrinkst.«
Ein großer Mann mit breitrandigem Hut näherte sich uns, er ging barfuß und trug einen Stab bei sich.
»Das ist Mr Jennings, unser Sandführer«, sagte Arkwright. »Er beobachtet diese Sände schon seit über zwanzig Jahren.«
»Was für ein schöner Tag!«, rief Mr Jennings. »Wen hast du denn da bei dir, Bill Arkwright?«
»Dir auch einen schönen Tag, Sam. Das ist Tom Ward, mein Lehrling für die nächsten sechs Monate.«
Das wettergegerbte und sonnenverbrannte Gesicht des Sandführers verzog sich zu einem Lächeln, als er mir die Hand schüttelte. Er sah aus wie jemand, der seine Arbeit liebt. »Und du hast ihn doch bestimmt vor den Gefahren des Sandes gewarnt, Bill?«
»Selbstverständlich habe ich ihn gewarnt. Wollen wir hoffen, dass er zugehört hat.«
»Ja, hoffentlich. Das macht nicht jeder. Wir werden in einer halben Stunde aufbrechen.« Damit ging er, um die anderen zu begrüßen.
Schließlich machten wir uns auf den Weg. Sam Jennings ging vor der ersten Kutsche her, während die Fußgänger den Schluss bildeten. Die Sandebene war noch nass und zeigte das von der Ebbe geschaffene Riffelmuster. Zuvor hatte kaum Wind geweht, doch jetzt blies uns eine steife Brise aus Nordwesten ins Gesicht, während weiter weg die Sonne auf dem Meer glitzerte.
Die Kutschen fuhren langsam, und wir holten sie ein, als wir das erste Flussbett erreichten. Sam stieg hinab, um es zu untersuchen, und watete bis zu den Knien hinein. Er ging etwa zweihundert Schritt nach Osten, endlich pfiff er und zeigte mit seinem Stab auf die Stelle, an der wir hinübersetzen konnten. Dann ging er zur ersten Kutsche zurück.
»Hier kriegen wir eine Mitfahrgelegenheit«, verkündete Arkwright.
Ganz plötzlich rannte er los und sprang mit einem Satz hinten auf die zweite Kutsche auf. Ich folgte seinem Beispiel und sah auch bald, warum wir das taten, denn beim Überqueren des Kanals ging das Wasser den Pferden bis zur Brust. Wir hatten es uns erspart, klatschnass zu werden. Den Hunden schien es nichts auszumachen, sie schwammen kräftig und erreichten das andere Ufer lange vor den Pferden.
Wir sprangen von der Kutsche und liefen eine Weile weiter, bis wir den Lauf des Flusses Kent erreichten, der sich als etwa genauso tief erwies.
»Wenn die Flut kommt, möchte ich nicht hier sein«, bemerkte ich.
»Nein, wirklich nicht, Ward. Während der Flut steigt das Wasser so hoch, dass es dreimal so tief ist, wie du groß bist. Siehst du das da?«, fragte Arkwright und deutete auf das Land dahinter.
Ich sah bewaldete Hänge, über denen sich bläuliche Felsen erhoben.
»Die Berge hinter Cartmel – das ist unser Ziel. Bald werden wir da sein.«
Der Weg durch die Bucht war neun Meilen breit, aber Arkwright erzählte mir, dass das nicht immer so war. Der Lauf des Kent veränderte sich, daher veränderte sich die Distanz zu einer Furt von Zeit zu Zeit. Es war zwar eine gefährliche Route, aber sie war viel kürzer, als wenn man außen um die Bucht herumging.
Wir erreichten das Ufer an einem Ort namens Kentbank, wo wir unseren Führer bezahlten und uns bedankten, bevor wir den Sand verließen und nach Cartmel hinaufstiegen, was fast eine Stunde dauerte. Auf dem Weg kamen wir an einer großen Abtei vorbei, an ein paar Tavernen und etwa dreißig Wohnhäusern. Der Ort erinnerte mich an Chipenden. Hungrige Kinder standen auf den Türschwellen und auf den umliegenden Weiden war kein Vieh zu sehen. Die Auswirkungen des Krieges waren überall sichtbar und würden sich zweifellos auch bald noch stärker zeigen. Ich glaubte, dass wir über Nacht in Cartmel bleiben würden, doch offenbar mussten wir noch weiter.
»Wir werden Judd Atkins besuchen, einen Eremiten, der in den Bergen wohnt«, erklärte Arkwright, ohne mich auch nur anzusehen. Sein Blick war auf den steilen Hang vor uns gerichtet.
Ich wusste, dass ein Eremit ein Einsiedler war, meist ein heiliger Mann, der allein weit weg von allen Menschen lebte, daher glaubte ich nicht, dass er über unser Erscheinen erfreut sein würde. Aber war er vielleicht derjenige, der uns sagen konnte, wie wir mit Hilfe des abgetrennten Fingers Morwena finden konnten?
Ich wollte gerade fragen, doch in diesem Moment kamen wir an der letzten Hütte vorbei, aus der eine alte Frau aus der Dunkelheit ihres Eingangs trat und uns auf dem schlammigen Pfad entgegen kam.
»Mr
Weitere Kostenlose Bücher