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Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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Kralle setzte sich links neben mich und sah zwischen mir und dem Wasser hin und her. Es war ein kühler, klarer Tag, und der Kanal sah alles andere als bedrohlich aus, trotzdem war es beruhigend, sie an meiner Seite zu haben.
    Etwa eine Stunde später kam der Kahn von Süden her in Sicht. Nachdem Mr Gilbert das Schiff festgemacht hatte, band er die Pferde los und ließ sie grasen.
    »Nun, da muss ich ja gar nicht erst läuten«, rief er fröhlich, als er mich sah. Ich half ihm, die Salzfässer aus dem Frachtraum an Land zu bringen.
    »Ich habe noch fünf Minuten Zeit, bevor ich wieder weiter muss«, verkündete Gilbert und setzte sich ans Heck seines Kahns, die Füße auf das Kanalufer gestellt. »Wie ist es, für Bill Arkwright zu arbeiten? Sieht aus, als hättest du dich schon verletzt«, deutete er auf mein Ohr.
    Ich grinste und setzte mich neben ihn.
    »Ja, der Anfang war schwer, wie Sie vorausgesagt haben«, erzählte ich. »So schwer, dass ich beinahe zu Mr Gregory zurückgegangen wäre. Aber jetzt kommen wir besser miteinander aus. Ich gewöhne mich sogar langsam an die Hunde«, nickte ich zu Kralle hinüber.
    »Bei Hunden, wie dem da, braucht es bestimmt eine Weile, bis man sich an sie gewöhnt«, meinte Mr Gilbert. »Wie bei ihrem Herrn. Es ist schon mehr als ein Junge mit eingekniffenem Schwanz nach Chipenden zurückgelaufen, da wärst du nicht der erste. Wenn du je hier weg willst, ich komme jeden Mittwoch auf dem Weg nach Süden an der Mühle vorbei. Ist meine Salztour, die mich bis zum Ende des Kanals bei Priestown führt. Was die Geschwindigkeit angeht, ist es nicht schneller als zu Fuß, aber es wäre bequemer, und du kämst auf direktem Weg durch Caster. Und du hättest Gesellschaft. Ich habe einen Sohn und eine Tochter in deinem Alter. Gelegentlich hilft mir einer von ihnen auf dem Kahn.«
    Ich dankte ihm für das Angebot, gab ihm den Umschlag sowie eine Münze für den Postwagen. Als er die Pferde anschirrte, hob ich das erste Salzfass hoch. Es war zwar klein, aber ziemlich schwer. Ich versuchte, es unter meinen Arm zu klemmen.
    »Nimm es auf die Schulter!«, rief mir MrGilbert aufmunternd zu. »Das ist am besten!«
    Es war ein guter Rat. So ließ sich das Fass leicht tragen und ich schaffte die fünf Gänge zum Haus mit Kralle auf den Fersen in einer knappen halben Stunde.
    Anschließend bekam ich von Arkwright eine weitere Theoriestunde. »Schlag dein Notizbuch auf, Ward …«
    Ich klappte es hastig auf und sah ihn erwartungsvoll an.
    »Deine Überschrift heißt: Morwena«, begann er. »Ich will, dass du alles aufschreibst, was ich dir erzählt habe und was du bislang gelesen hast. Dieses Wissen wird dir noch nützlich sein. Es wird bald Zeit, sie zu jagen. Wir haben ihren Finger und den werden wir gut einsetzen.«
    »Wie werden wir ihn denn einsetzen?«, fragte ich.
    »Das wirst du schon früh genug herausfinden, also zügle deine Ungeduld. Bei dem Hund haben sich die Wunden nicht entzündet und dein Ohr scheint auch noch nicht abgefallen zu sein. Wenn sich das bis morgen nicht ändert, werden wir über den Sand nach Cartmel gehen. Wenn wir herausfinden, was wir wissen müssen – nun, dann kann es sein, dass wir eine ganze Weile nicht mehr herkommen. Nicht, bevor wir mit Morwena ein für alle Mal fertig sind!«





Wäre ich mit dem Spook unterwegs gewesen, hätte ich beide Taschen tragen müssen, aber Arkwright schien seine stets selbst zu tragen. Nach einer kurzen Weile erreichten wir Hestbank, von wo der Weg durch die Bucht abging. Hier trafen wir zwei Kutschen und drei Reiter sowie einige Leute zu Fuß. Der weite Sandstrand sah einladend aus und das Meer schien fern zu sein. Ich wunderte mich, auf was alle warteten, und erkundigte mich bei Arkwright.
    »Es mag im Moment sicher aussehen, aber die Sände in der Bucht sind trügerisch«, erklärte er. »Der ersten Kutsche wird ein Sandführer vorausgehen – ein Mann, der die Gezeiten und das Gelände kennt wie seine Westentasche. Wir müssen zwei Flussläufe überqueren – und besonders der zweite, der Kent, kann nach schweren Regenfällen gefährlich sein. Dann entsteht Treibsand. Wir warten jetzt darauf, dass das Wasser weit genug abläuft, dass die Kutschen genügend Zeit haben, sicher hinüberzukommen.
    Versuch nie, die Bucht ohne Führer zu überqueren, Ward. Ich habe den größten Teil meines Lebens hier verbracht und würde es nicht wagen. Du hast zwar gerade gelernt, zu schwimmen, aber selbst ein erwachsener Mann mit jahrelanger

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