Die Feinde des Geisterjaegers
Füßen nieder, sodass ihr Kopf fast auf meinem linken Schuh lag. Ich stieß einen erleichterten Seufzer aus und tätschelte ihr den Kopf. Ich musste feststellen, dass ich mich wirklich freute, sie zu sehen. Es war viel geschehen, seit ich so viel Angst vor ihr gehabt hatte. Wenn ich wirklich von Hexen verfolgt wurde, dann hatte ich jetzt eine starke Verbündete.
»Gutes Mädchen«, sagte ich leise, wandte mich dann um und setzte meinen Weg so schnell wie möglich mit ihr zusammen fort. Mein Instinkt sagte mir, dass ich immer noch in Gefahr schwebte. Je eher ich wieder in der Mühle war, desto besser, doch ich musste eine Entscheidung treffen. Ich konnte den langen Umweg um die Bucht nach Osten machen, doch das gab eventuellen Verfolgern die Gelegenheit, mich zu überholen oder mir den Weg abzuschneiden. Die Alternative bestand darin, über die gefährlichen Sandbänke zu laufen. Das würde bedeuten, dass ich auf die Ebbe und auf den Führer warten musste, wodurch ich wertvolle Zeit verlor und Morwena mich vielleicht doch noch einholte. Es war eine schwierige Wahl, aber letztendlich entschied ich mich für den Sand.
Ich war erschöpft, zwang mich jedoch, meinen Weg durch die Nacht fortzusetzen. Ich hielt mich an die Niederungen und gelangte auf die Westseite der Hügel, wo wir bei dem Eremiten übernachtet hatten. Danach musste ich wieder höher steigen. Endlich gelangte ich zur Bucht hinunter. In der Ferne glitzerte das Meer im Mondlicht. Das Wasser schien weit weg zu sein, aber war es sicher hinüberzugehen?
Ich musste bis zum Morgengrauen warten und versuchen, den Führer zu finden. Ich hatte keine Ahnung, wo er wohnte, und konnte nur hoffen, dass es auf dieser Seite der Bucht war. Am Rand einer niedrigen Klippe blieb ich schließlich stehen und sah über die Sandebene in die Ferne. Im Osten zeigte sich ein schwaches rötliches Leuchten, das den Sonnenaufgang ankündigte, doch es war noch mehr als eine Stunde, bis es dämmerte.
Kralle streckte sich neben mir im frostigen Gras aus, aber sie blieb unruhig. Sie hatte die Ohren flach an den Kopf gelegt und knurrte leise. Erst nach einer Weile legte sie sich hin und wurde still. Mir fiel immer wieder der Kopf nach vorne, nur das Gefühl der Gefahr ließ mich jedes Mal wieder ruckartig wach werden. Doch von dem langen Marsch war ich so erschöpft, dass ich schließlich ohne es zu merken in einen tiefen, traumlosen Schlaf sank.
Ich hatte wahrscheinlich kaum eine halbe Stunde geschlafen, als mich ein leises Knurren von Kralle weckte, die an meiner Hose zerrte. Es war schon viel heller und von der Bucht her blies ein kräftiger Wind. Ich roch den aufziehenden Regen. Aus dem Augenwinkel glaubte ich eine Bewegung wahrzunehmen und sah den Hang hinauf. Zuerst konnte ich nichts entdecken, doch meine Nackenhaare stellten sich auf und ich spürte sofort die Bedrohung. Nach etwa einer Minute konnte ich eine Gestalt erkennen, die über den Hang auf mich zukam und sich dabei im Schutz der Bäume hielt. Wieder knurrte Kralle. War das Morwena?
Ich stand auf und packte meinen Stab. Ein paar Sekunden später war ich mir sicher, dass ich eine Wasserhexe vor mir hatte. Sie hatte einen merkwürdig schaukelnden Gang, vielleicht verursacht durch die Schwimmhäute zwischen ihren Zehen. Sie war besser an das Leben im Wasser und im Sumpf angepasst als auf dem festen Grasland. Doch war es Morwena oder eine andere, weniger gefährliche Hexe? Sie war jetzt viel näher, doch ich konnte es immer noch nicht genau sagen.
Sollte ich ihr entgegentreten? Ich hatte sowohl meinen Stab als auch meine Silberkette bei mir. Theoretisch sollte eines von diesen beiden Dingen genügen, um mit einer normalen Wasserhexe fertigzuwerden. Aber sie konnten sehr schnell sein, und wenn ich sie dicht genug herankommen ließ, konnte sie mich mit ihrem Finger aufspießen. Mit der Silberkette konnte ich gut umgehen, dennoch, der Übungspfosten im Garten des Spooks war etwas völlig anderes als ein echtes Ziel. Ich hatte es bei Grimalkin, der Mörderhexe, versucht und sie verfehlt, wahrscheinlich aus Angst, Aufregung und Erschöpfung. Aber auch jetzt war ich müde, und ich spürte, wie die Furcht in mir aufstieg.
Wenn ich sie mit der Kette verfehlte, würde ich sie mit dem Stab in Schach halten müssen, doch ich hatte nur eine einzige Chance. Wenn ich damit nicht traf, würde sie meine Deckung unterlaufen. Würde Kralle versuchen, mir zu helfen? Sie war sicher tapfer und loyal genug, trotzdem musste ich daran denken,
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