Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
Vom Netzwerk:
abgesehen von seinem gelegentlichen Stöhnen und dem verhaltenen Jaulen der Hunde.
    Nach zehn Minuten fragte ich ihn, ob es ihm besser ging. Er nickte und versuchte, aufzustehen, doch seine Beine gaben unter ihm nach und er ließ sich schwerfällig wieder fallen.
    »Soll ich allein weitergehen, Mr Arkwright?«, schlug ich vor. »Ich glaube nicht, dass es Ihnen gut genug geht, um hier in der Gegend zu suchen, und schon gar nicht, um den weiten Weg zum Coniston-See zu laufen.«
    »Nein, Junge, du kannst nicht allein gehen. Was würde denn Mr Gregory dazu sagen, wo sich Morwena hier herumtreibt? Noch fünf Minuten, dann wird es schon wieder gehen.«
    Doch nach weiteren fünf Minuten erbrach er nur den Rest Bier und Eintopf, und es war uns beiden klar, dass er Morwena in dieser Nacht bestimmt nicht erwischen würde.
    »Mr Arkwright«, schlug ich vor, »es ist vielleicht besser, wenn ich Sie hier lasse und mich allein ein wenig umsehe – oder wir gehen zum Gasthaus zurück und suchen Morwena morgen Nacht.«
    »Wir müssen es heute tun«, knurrte Arkwright. »Ich will so schnell wie möglich zur Mühle zurück. Ich bin sowieso schon viel zu lange fort.«
    »Nun, dann lassen Sie mich am Coniston-See suchen«, erwiderte ich. »Ich kann einen der Hunde mitnehmen – ich komme schon klar.«
    Widerstrebend stimmte er zu.
    »Na gut, du hast gewonnen. Ich fühle mich nicht gut genug, um es heute Nacht bis zum Coniston-See zu schaffen. Du gehst den Weg zurück, den wir gekommen sind, bis du ans Nordwestufer des Sees gelangst, und suchst dort. Halte die Laterne verdeckt, damit du keine unnötige Aufmerksamkeit erregst. Wenn du Morwena oder irgendjemand anderen siehst, der sich verdächtig verhält, geh kein Risiko ein. Folge ihnen nur in einiger Entfernung. Hüte dich vor dem Blutauge und versuche nur, herauszufinden, wo sie sich verstecken. Abgesehen davon tust du gar nichts. Beobachte sie einfach und erstatte mir dann Bericht.
    Wenn es mir besser geht, werde ich mich hier umsehen. Danach können wir dann beide am Leversee suchen. Und nimm die Hündin mit, dann hast du bessere Chancen, falls du Schwierigkeiten bekommst. Meinst du, du findest den Weg von hier zum Coniston-See?«
    Ich nickte. Ich hatte mir die Karte gut eingeprägt.
    »Na gut. Dann viel Glück, wir sehen uns hier wieder.«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, bückte er sich, flüsterte Kralle etwas ins Ohr und klopfte ihr drei Mal auf den Rücken.
    Ich zog das Holzgitter vor der Laterne herunter und machte mich auf den Weg zum Coniston-See. Kralle lief brav neben mir her. Nach ein paar Schritten hörte ich, wie Arkwright wieder würgte und stöhnte. Ich war mir sicher, dass mit dem Eintopf alles in Ordnung gewesen war. Das Bier war wohl sehr stark gewesen und er hatte es viel zu schnell getrunken.
    Mit Kralle an meiner Seite wanderte ich also weiter, während über mir der Mond langsam über die Baumwipfel kletterte.
    Als ich den Hügel hinab zurück zum Dorf ging, erklang direkt vor mir auf einmal ein gespenstischer Schrei. Gespannt und aufmerksam blieb ich stehen, ich spürte Gefahr. Der Schrei kam mir irgendwie bekannt vor. Es konnte ein Warnruf oder ein Signal sein. Doch dann erklang der seltsame Laut erneut, dieses Mal fast direkt über mir, und plötzlich fiel mir ein, wo ich ihn schon einmal gehört hatte – im Moor, nur ein paar Minuten, bevor ich Morwena getroffen und sie mich in den Sumpf zu zerren versucht hatte. Im gleichen Moment sah ich etwas zum Ziegenwasser fliegen.
    Es war bestimmt eine Art Vogel. Ich wollte Arkwright bei nächster Gelegenheit danach fragen. Vielleicht hatte er etwas mit der Wasserhexe zu tun. Einige Hexen verwendeten Blut- oder Knochenmagie, andere aber auch Seelengefährten – Geschöpfe, die ihre Ohren und Augen waren und ihnen gehorchten. Vielleicht gehörte dieser seltsame Vogel zu Morwena?
    Endlich erreichte ich das Dorf und schritt eilig durch die verlassenen Straßen. Kralle trottete dicht hinter mir her. Nur in einigen wenigen Fenstern in den oberen Stockwerken brannte noch Licht. Hinter dem letzten Haus ging ich um den im Mondlicht glitzernden See herum zu seinem nördlichen Ufer, wo ich mich im Schutz einiger Bäume an einer Stelle niederließ, von der aus ich einen guten Blick hatte.
    Die Zeit verstrich langsam, und obwohl Kralle und ich wachsam waren, hörte und sah ich nichts von Bedeutung. Ich musste an Alice denken, fragte mich, was sie wohl tat und ob sie mich genauso vermisste wie ich sie. Auch an meinen Meister

Weitere Kostenlose Bücher