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Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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vielleicht zu ihm führen.
    Rasch lief ich nach Südosten. Es wurde jetzt schnell heller. Wenn ich die Bucht durchqueren und die Mühle erreichen konnte, würde mich der Salzwassergraben vor Morwena und ihren Verbündeten schützen. Und nicht nur das, sie musste den langen Umweg nehmen, um zu Arkwrights Haus zu gelangen, und das würde sie mindestens einen Tag kosten. Bis dahin würden mit etwas Glück der Spook und Alice angekommen sein, und mein Meister würde wissen, wie man sie am besten vernichten konnte.
    Als ich mit Kralle den Lauf des Flusses Kent erreichte, begann es zu regnen und dichter Nebel senkte sich herab. Das Wasser schien ziemlich tief, und ich wollte schon mit meinem Stab prüfen wie tief, doch Kralle schien zu wissen, was sie tat, und lief parallel zum Ufer nach Norden. Wir folgten dem Flusslauf, bis er eine Kurve machte, wo Kralle bellte, hineinsprang und direkt ans andere Ufer schwamm. Es waren nur etwa fünfzehn oder sechzehn Schritte bis zur anderen Seite. Ich hielt meine Tasche hoch und prüfte vor jedem Schritt die Wassertiefe mit dem Stab. Es war kalt, aber selbst an der tiefsten Stelle reichte es mir nur bis an die Oberschenkel, sodass ich bald hinüber war.
    Jetzt fühlte ich mich etwas zuversichtlicher und lief rasch hinter Kralle her. Der Wind frischte auf und der Regen peitschte von links auf mich ein. Irgendwo rechts von mir lag das Meer. Ich hörte in der Ferne die Wellen rauschen, doch die Sicht wurde immer schlechter, und ich sah kaum hundert Meter weit.
    Ich ging weiter, doch als der Seenebel immer dichter wurde, begann ich mich mehr und mehr allein zu fühlen. Wie viele Meilen waren es bis zum zweiten Flussbett? Ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass es, wenn wir ihn erst überquert hatten, nur noch eine gute halbe Stunde dauerte, bis wir an der Hestbank in Sicherheit waren. Wir liefen und liefen und bald verlor ich jegliches Zeitgefühl. Der Wind war zuvor von links gekommen, doch jetzt schien er die Richtung gewechselt zu haben und trieb mir den Regen direkt ins Gesicht.
    Oder hatte ich die Richtung geändert? Ich wusste es nicht. Wohin ich auch sah, umgab mich eine dichte Nebelwand, aber ich hätte schwören können, dass das Rauschen der Wellen lauter wurde. Irrten wir vielleicht hinaus aufs Meer?
    Hatten wir uns verlaufen? Ich hatte Angst vor der Hexe gehabt und mich bei meiner überstürzten Flucht vielleicht zu sehr auf Kralle verlassen. Selbst wenn sie uns auf dem richtigen Weg ans andere Ende der Bucht führen konnte, woher sollte sie sich mit Ebbe und Flut auskennen? Ich hatte das Gefühl, als sei die Tide bereits gekippt, doch jetzt war es zu spät, umzukehren. Die Flut würde durch die beiden Flussläufe hereinströmen und mir den Weg abschneiden. Vielleicht war das Wasser schon zu tief, als dass ich durchwaten könnte, und die Strömung würde mich mitreißen.
    Gerade als ich die Hoffnung aufgeben wollte, sah ich im Sand vor meinen Füßen etwas, was mein Vertrauen in Kralle stärkte: es waren Spuren von Pferdehufen und zwei parallele Linien, die erst kürzlich von einer Kutsche hinterlassen worden waren. Ich hatte das Gefährt nicht gesehen, als wir aufgebrochen waren, doch wir schienen sie einzuholen. Wir folgten dem Sandführer. Kralle hatte mich doch in die richtige Richtung geführt.
    Doch als wir den nächsten Flussgraben erreichten, stieg meine Verzweiflung erneut. Das Wasser sah zu tief aus und die Strömung zu kräftig. Die Flut kam schnell herein.
    Wieder folgte Kralle dem Flusslauf ein Stück weit, dieses Mal nach rechts, was mich ein wenig besorgte, da wir so wahrscheinlich dem Meer näher kamen. Übermütig sprang sie ins Wasser und schwamm hindurch. Ich stieg ebenfalls hinunter und watete hinein. Dieser Graben war schmaler als der erste – nur ungefähr zehn Schritte breit – doch schon nach drei Schritten ging mir das Wasser bis zur Körpermitte. Nach zwei weiteren reichte es mir bis zur Brust und die Strömung drohte mich mitzureißen. Ich kämpfte mich weiter über den weichen Sandboden und versuchte dabei, meine Tasche über dem Kopf zu halten.
    Gerade als das Wasser mir bis zum Hals ging und ich fürchtete, dass ich den Halt verlieren würde, erreichte ich höheres Gelände. Ein paar Schritte weiter war ich aus dem Wasser heraus und stieg den Graben hinauf in Sicherheit. Doch noch war meine Prüfung nicht vorbei. Die Flut kam jetzt mit Macht über den Sand geschossen. Der Nebel hatte sich gelichtet, und ich konnte die Küste sehen, noch schien

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