Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
Vom Netzwerk:
hättest du mich verpasst, Alice. Mr Gilbert wartet auf mich. Ich bin nur zurückgekommen, um meine Silberkette zu holen.«
    »Oh Tom!«, rief Alice, sprang auf und kam mit besorgtem Gesicht auf mich zu. »Was ist denn mit deinem Ohr passiert? Das sieht ja richtig schlimm aus! Ich habe etwas, das dir helfen sollte …«
    Sie griff nach ihrer Kräutertasche.
    »Nein, Alice, dafür haben wir jetzt keine Zeit, und der Arzt hat gesagt, es sei in Ordnung. Da hat mich Morwena mit einer Kralle durchgespießt und mich in den Sumpf gezogen. Kralle hat mich gerettet. Wenn sie nicht gewesen wäre, wäre ich jetzt tot.«
    Ich machte meine Tasche auf und nahm die Kette heraus, die ich mir um die Taille schlang und unter dem Umhang verbarg.
    »Warum bist du nicht am Kanal entlang von Caster zur Mühle gekommen, Alice? Das ist doch der kürzeste Weg.«
    »Nein, ist er nicht«, erwiderte sie. »Nicht, wenn man sich auskennt. Ich habe dir doch erzählt, dass ich diese Gegend gut kenne. In dem Jahr, bevor wir uns getroffen haben, hat mich Knochenlizzie hierher gebracht, und wir blieben am Rand des Moores, bis Arkwright von einer seiner Reisen nach Norden zurückgekommen ist und wir weiterziehen mussten. Jedenfalls kenne ich diesen Sumpf wie meine Westentasche.«
    »Ich glaube nicht, dass Mr Gilbert etwas dagegen hat, wenn du mitkommst. Aber wahrscheinlich hat er schon abgelegt und wir müssen ihn einholen.«
    Als Kralle uns in den Garten folgte, schüttelte Alice den Kopf. »Das ist keine gute Idee, dass sie uns nach Caster begleitet«, fand sie. »Eine Stadt ist kein Ort für einen Hund. Sie ist hier besser dran, wo sie sich selbst versorgen kann.«
    Ich stimmte ihr zu, doch Kralle ignorierte Alice’ Befehl zu bleiben und trottete neben uns her, bis wir den Pfad neben dem Kanal erreichten.
    »Sag du es ihr, Tom. Vielleicht hört sie auf dich. Schließlich ist sie jetzt dein Hund.«
    Mein Hund? Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass der Spook einen Hund bei uns in Chipenden haben wollte. Trotzdem kniete ich mich neben Kralle und tätschelte ihr den Kopf.
    »Bleib hier, Mädchen, bleib!«, befahl ich ihr. »Wir sind bald zurück!«
    Sie jaulte und verdrehte die Augen. Vor nicht allzu langer Zeit noch hatte ich entsetzliche Angst vor ihr gehabt, doch jetzt war ich traurig, sie zurücklassen zu müssen. Aber ich hatte nicht gelogen. Wir würden wiederkommen, um Morwena zu vernichten.
    Zu meiner Überraschung gehorchte Kralle und blieb auf dem Pfad zurück. Der Kahn wartete noch auf uns.
    »Wer ist denn das Mädchen?«, wollte Alice wissen, als wir über die Brücke gingen.
    »Das ist nur Mr Gilberts Tochter. Sie ist sehr schüchtern.«
    »Ich habe noch nie ein schüchternes Mädchen mit so einer Haarfarbe getroffen«, bemerkte Alice ein wenig spitz.
    In Wahrheit hatte ich noch nie ein Mädchen mit so einer Haarfarbe gesehen. Sie war leuchtender und lebendiger als die von Jacks Frau Ellie, deren Haar ich immer besonders schön gefunden hatte. Doch hatte Ellies Haar die Farbe besten Strohs drei Tage nach einer guten Ernte, so hatte dieses Mädchen Haare von reinstem Gold, das die Sonne zum Glänzen brachte.
    Sie hielt noch immer die Pferde und fühlte sich dabei wahrscheinlich wohler, als wenn sie mit Fremden redete. Manche Menschen waren so. Mein Vater hatte mir erzählt, dass er einmal mit einem Farmgehilfen zusammengearbeitet hatte, der einem nicht einmal die Uhrzeit sagen wollte, mit den Tieren aber ständig redete.
    »Und wer ist die junge Dame?«, wollte Mr Gilbert wissen, als wir zum Kahn kamen.
    »Das ist Alice«, stellte ich sie vor. »Sie wohnt bei uns in Chipenden und kopiert Mr Gregorys Bücher. Kann sie mit uns kommen?«
    »Es wird mir ein Vergnügen sein«, entgegnete Mr Gilbert lächelnd mit einem Blick auf ihre spitzen Schuhe.
    Gleich darauf waren wir an Bord, doch die Tochter des Schiffers gesellte sich nicht zu uns. Ihre Aufgabe war es, die Pferde den Leinpfad entlang zu führen, während ihr Vater sich an Bord ausruhte.
    Es war später Nachmittag, und es war angenehm, im Sonnenschein nach Caster zu gleiten. Doch ich hatte ein ungutes Gefühl, in diese Stadt zu reisen. Wir hatten sie früher immer gemieden, weil wir fürchteten, verhaftet und im Schloss eingekerkert zu werden. Ich fragte mich, was mein Meister wohl so Wichtiges gefunden hatte.





Ich wusste bereits, dass Mr Gilbert ein schweigsamer Mensch war, und erwartete daher keine Unterhaltung, doch als wir in Sichtweite des

Weitere Kostenlose Bücher