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Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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spreche ich zu dir. Rette ihn, bevor es zu spät ist. Nur du kannst es. Nur du kannst dich der Macht des Teufels stellen!«
    Einen Augenblick später nahm die Lichtsäule die Gestalt einer Frau an. Sie trug ein blaues Sommerkleid und hatte einen Korb Frühlingsblumen in der Hand. Sie lächelte mich an und plötzlich erfüllte Blumenduft das Zimmer. Es war ein herzliches Lächeln, doch in ihren Augen glitzerten Tränen.
    Ganz plötzlich war sie fort. Ich schauderte und ging zurück in die Küche, um über das nachzudenken, was sie gesagt hatte. Konnte der Geist von Arkwrights Mutter recht haben? Lebte er noch? Es kam mir unwahrscheinlich vor. Die Blutspur hatte sich bis zum Wasser hingezogen und dort hatte er seinen Stab und seinen Stiefel verloren. Die Hexen mussten ihn ins Wasser gezerrt haben. Sie hatten ihn doch bestimmt auf der Stelle umgebracht, denn schließlich war er schon seit Langem ihr Feind und hatte viele von ihnen getötet.
    Und der arme Geist war wahrscheinlich nur verwirrt. Das geschieht gelegentlich bei Seelen, die noch an die Erde gebunden sind. Ihr Verstand schwindet. Erinnerungen zerfallen und bekommen Lücken.
    Voller Furcht dachte ich an das, was vor mir lag. Ich erwartete Morwena und die anderen Hexen erst in einer Weile. Wenn sie kamen, würde der Graben sie sicherlich aufhalten – aber wie lange? Mit etwas Glück würden der Spook und Alice vor ihnen ankommen. Zusammen konnten wir Morwena für immer vernichten. Ich hatte jedenfalls nicht das Gefühl, als könnte ich es allein schaffen. Dann würden wir nach Chipenden zurückkehren und diesen schrecklichen Ort voller Flüsse, Seen und Sümpfe hinter uns lassen. Ich hoffte, dass der Spook Alice nicht allzu böse war, dass sie den Spiegel benutzt hatte. Er musste doch einsehen, dass sie allen Grund dazu gehabt hatte.
    Ich hatte gerade das Buch genommen und angefangen zu lesen, als ich eine Glocke läuten hörte. Ich lauschte sorgsam und hörte sie erneut. Als sie zum fünften und letzten Mal klingelte, wusste ich, dass Mr Gilbert mit einer Lieferung am Kanal wartete.
    Er musste die Glocke schon oft geläutet haben, wenn Arkwright unterwegs gewesen war. Wäre ich einfach in der Mühle geblieben, wäre er wahrscheinlich einfach weitergefahren und hätte beim nächsten Mal vorbeigeschaut. Aber Mr Gilbert wusste noch nicht, dass Arkwright tot war, und da er ihn wirklich gern gehabt zu haben schien, hatte ich das Gefühl, es sei meine Pflicht, ihm die schlechten Nachrichten zu überbringen. Es sollte im Moment noch sicher genug sein. Morwena war bestimmt noch meilenweit entfernt und ich konnte den Anblick eines freundlichen Gesichtes gut vertragen.
    Also ging ich nur mit meinem Stab in der Hand zum Kanal. Es war ein strahlender Nachmittag und die Sonne schien. Mr Gilbert war auf der Fahrt nach Süden, daher lag der Kahn auf der anderen Seite des Kanals. Er lag ziemlich tief im Wasser, was mich vermuten ließ, dass er schwer beladen war. Bei den Pferden sah ich ein Mädchen in etwa meinem Alter, deren Haar golden in der Sonne glänzte. Sie war bestimmt Mr Gilberts Tochter. Er winkte mir vom Leinpfad aus zu und deutete auf die nächste Brücke, die etwas hundert Meter entfernt war. Ich ging hinüber und zu dem Kahn.
    Als ich näher kam, sah ich, dass der Fährmann einen Umschlag in der Hand hielt. Er zog eine Augenbraue hoch.
    »Was ist los?«, fragte er. »Du siehst so niedergeschlagen aus, Tom. Bill behandelt dich doch wohl nicht so schlecht, oder?«
    Mir fiel keine schonende Art ein, ihm zu erzählen, was passiert war, also sagte ich es einfach geradeheraus:
    »Ich komme mit sehr schlechten Nachrichten. Mr Arkwright ist tot. Er wurde nördlich der Bucht von Wasserhexen getötet. Vielleicht sind sie jetzt hinter mir her, also passen Sie auf dem Wasser auf sich auf, ja? Wer weiß, wo und wann sie auftauchen.«
    Mr Gilbert sah mich entsetzt an.
    »Oh Gott«, sagte er, »das ist ja schrecklich! Bill wird uns sehr fehlen, und jetzt, wo er fort ist, fürchte ich um das ganze Land.«
    Ich nickte. Er hatte recht. Niemand konnte ihn ersetzen. Es gab nur wenige kompetente Leute unseres Fachs. Die Gegend nördlich von Caster würde von jetzt an viel gefährlicher sein. Es war ein bedeutender Sieg für die Dunkelheit.
    Mit bedauerndem Seufzen reichte er mir den Umschlag. »Der hier ist von Mr Gregory«, sagte er leise. »Er gab ihn mir heute morgen in Caster.«
    Er war an mich adressiert und trug die Handschrift meines Meisters. Um so schnell in Caster zu

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