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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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schon gewundert, warum er eine Toga
trägt.« Zu jener Zeit trugen Männer die Toga
außer bei Opfern, Senatsversammlungen, Abstimmungen und
anderen formellen Anlässen nur noch äußerst selten.
Antonius und ich und die meisten anderen der anwesenden Männer
trugen die deutlich leichtere Synthesis, ein Kleidungsstück,
das zu einer Zeit, in der Caesar den Modestil der römischen
Männer prägte, allgemeine Beliebtheit erlangt hatte. Doch
die Toga eignete sich besser, um Dinge zu verbergen. Außer
dem Wein hatte Hermes auch unsere Waffen unter seiner
Toga. 
    Das allgemeine
Stimmengewirr verstummte, als Callista aus dem hinteren Teil des
Hauses den Raum betrat. Sie trug wie üblich ein einfaches
griechisches Gewand aus feinster Wolle. Es war tiefblau mit einer
schlichten, am Saum aufgestickten Bordüre. Ihr Haar war in der
Mitte gescheitelt, im Nacken zusammengebunden und fiel über
ihren Rücken bis zur Taille hinunter. Ihr einziger Schmuck
waren zwei Armringe in Form von Schlangen, die ihre Oberarme
zierten. Sämtliche in dem Raum versammelten Männer hatten
nur Augen für sie. In ihrer schmucklosen Schlichtheit
überstrahlte sie all die bedeutenden Schönheiten
Roms.      
    »Meine lieben
Gäste«, sagte sie in das Schweigen hinein, »bitte
entschuldigt, dass ich nicht jeden Einzelnen von euch
persönlich begrüßen konnte. Gewisse Angelegenheiten
haben meine Anwesenheit woanders erforderlich gemacht. Bitte, nehmt
doch Platz.« Wir setzten uns alle, die Frauen vorne, die
Männer hinten. Einige nahmen von den kleinen Leckereien, die
von den Bediensteten angeboten wurden, aber mehr aus
Höflichkeit als aus Hunger. Wir wussten alle, dass wir uns bei
Kleopatra vollstopfen würden, bis uns Hören und Sehen
verging.
    »Wie einige von
euch vielleicht bereits wissen«, fuhr sie fort, »werden
die illustren Astronomen des Museions von Alexandria, die Rom in
den vergangenen Monaten mit ihrer Anwesenheit beehrt haben, bald
nach Alexandria zurückkehren. Ich möchte euch heute Abend
mitteilen, dass ich sie begleiten werde.«
    Diese Ankündigung
rief Ausrufe der Bestürzung und des Protests hervor. Einige
der Frauen, so schien es mir, protestierten allerdings nur sehr
verhalten.
    »Ich habe meine
Jahre in Rom zutiefst genossen und zögere nicht, die Stadt als
Mittelpunkt der Welt zu bezeichnen.« Es erhob sich
allgemeines zustimmendes Gemurmel angesichts dieser noblen Ansicht.
»Hier gelebt und euch alle kennengelernt zu haben war eine
Erfahrung, die so ergiebig war, wie zur Zeit des Perikles in Athen
gelebt zu haben.« Wie alle anderen applaudierte ich und
bekundete lauthals meine Zustimmung, bis ich mir in Erinnerung
rief, dass das Zeitalter des Perikles zwar in künstlerischer,
philosophischer und kultureller Hinsicht ein goldenes Zeitalter
gewesen sein mochte, in vielen anderen Dingen jedoch für Athen
verheerende Folgen gehabt hatte.
    »Ich bin nach
langem und intensivem Nachdenken zu diesem Entschluss gekommen. Rom
hat in den vergangenen Jahren turbulente Zeiten durchgemacht, aber
Zeiten der Turbulenz und der Unruhe sind auch stimulierende Zeiten
und bringen viel Neues und Gutes hervor. Dies ist während
meines Aufenthalts hier der Fall gewesen. Während auf den
Straßen Gewalt herrschte, wurden zugleich wunderschöne
dichterische Werke verfasst. Es wurden exzellente
Geschichtsbücher geschrieben«, bei diesen Worten nickte
sie ganz leicht Sallustius zu, dem vor Stolz sichtlich die Brust
schwoll, »und zu Ehren der Götter jede Menge prachtvolle
Bauten errichtet.« Sie blickte sich im Raum um und sah jedem
ihrer Gäste für einen Moment in die Augen. Sie hatte die
schönsten Augen, die ich je gesehen hatte. »Doch jetzt
glaube ich, dass Rom in nächster Zukunft eine Phase
schrecklicher Prüfungen bevorsteht und eine Periode, die von
einer Gewalt geprägt sein wird, die alles bisher Dagewesene in
den Schatten stellt.«
    Diese Prophezeiung
verursachte ein allgemeines Herumrutschen auf den Stühlen und
Scharren mit den Füßen, da wir uns fragten, was sie wohl
damit sagen wollte. Sollte es noch schlimmer werden als in den
Tagen Sullas und der Proskriptionen? Schlimmer noch als
während der letzten, irrwitzigen Tage des Marius oder als der
Sklavenaufstand des Spartakus oder die Aufstände zur Zeit der
Gracchen oder die Gräuel des Bürgerkriegs? Wenn man es
recht bedachte, hatte Rom eine Menge wirklich furchtbarer Zeiten
durchgemacht. So schlimme Zeiten, dass nicht einmal die Bedrohung
durch Hannibal es mit den anderen

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