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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Morde begangen hat.«
    »Das ist zwar
merkwürdig unpräzise, aber wenn du mir den Mörder
lieferst, will ich zufrieden sein.«
    Kleopatra bedachte
mich mit einem scharfen Blick. »Bist du dir da
sicher?«
    »Ja«,
versicherte ich ihr. In Wahrheit war ich keineswegs so
zuversichtlich, aber ich hatte nicht die Absicht, dies ihr
gegenüber zuzugeben. Ich lächelte, als ob ich etwas
wüsste, was sie nicht wusste. Ich selbst hasste es, wenn Leute
sich mir gegenüber so verhielten, und
nahm mit Befriedigung ihren Ausdruck von Unbehagen zur Kenntnis. Es
konnte etwas zu bedeuten haben. Vielleicht aber auch nicht. Jeder
hat irgendetwas zu verbergen, und jemand wie Kleopatra hat mehr zu
verbergen als die meisten anderen Menschen.
    »Ich schicke die
Astronomen zurück nach Alexandria«, informierte mich
Caesar. »Sie waren lange genug hier.«
    »Ich freue mich,
das zu hören«, versicherte ich ihm. »Es würde
mich zutiefst betrüben, Sosigenes zu verlieren. Die anderen
interessieren mich nicht so.« Während wir uns
unterhielten, fiel mir ein Mann ins Auge, der sich im Hintergrund
unter einem der Innenbögen herumdrückte. Er war ein
großer, dünner Mann mit einer Frisur und einem Bart im
griechischen Stil. Neben ihm stand ein Junge, an dessen Schulter an
einem Riemen ein großer, lederumhüllter Koffer hing. Ich
kannte den Mann gut, denn er hatte sich in Gallien gelegentlich an
mir zu schaffen gemacht. Er war Caesars persönlicher
Leibarzt.
    Caesar und Kleopatra
schenkten mir keine weitere Beachtung, weshalb ich mich von ihnen
verabschiedete und wieder nach draußen aufs Forum trat. Ich
hatte eine Menge zu bedenken. Nach meiner vollmundigen
Ankündigung hatte ich diese nun wahrzumachen. Caesar
würde sehr ungehalten sein, wenn ich ihm den Mörder nicht
am übernächsten Tag liefern sollte. Und nicht nur den
Mörder, sondern außerdem eine halbwegs nachvollziehbare
Erklärung dafür, was hinter all den Vorgängen
steckte.
    Hermes fand mich in
der Taverne neben der alten Curia, in der wir häufig
aßen. Von der Taverne aus hatte man einen großartigen
Blick auf das alte Gebäude, das seit den Zeiten der
Könige als Versammlungsort diente. Zu jener Zeit war das
Gebäude immer noch ausgebrannt, die obere Fassade rußgeschwärzt - Spuren
des Aufruhrs, der auf Clodius' Bestattung gefolgt war.
    Wie typisch für
Caesar, dachte ich, seine gewaltige Basilika zu seiner eigenen Ehre
praktisch direkt nebenan zu errichten, während der heiligste
unserer alten Versammlungsorte baufällig war und darauf
wartete, dass irgendjemand das Geld für seine Restaurierung
zur Verfügung stellte, und der Senat gezwungen war, sich im
Theater des Pompeius zu versammeln. Vielleicht war es eine weitere
Methode von ihm, seine Verachtung für den Senat zu bekunden.
Oder vielleicht plante er auch eine unvorstellbar riesige und
prachtvolle neue Curia, die alles, was Pompeius je gebaut hatte, in
den Schatten stellen würde.
    Hermes ließ sich
auf einen Stuhl fallen und begann, sich an meinem Mittagessen
gütlich zu tun. »Domitius lässt sich hin und wieder
in der Taverne der Boten blicken.«
    »Das habe ich
mir gedacht. Männer, die den gleichen Beruf ausüben oder
über eine spezielle gemeinsame Befähigung verfügen,
treffen sich gerne mit ihresgleichen, um zu fachsimpeln. Was wissen
die anderen über ihn?«
    »Er
unterhält sie mit Geschichten aus Kleopatras Haus. Sie lieben
die Berichte über die Ausschweifungen, die dort
stattfinden.«
    »Alle berauschen
sich an diesen Geschichten. Sonst noch etwas?«
    »In letzter Zeit
arbeitet er auch noch für jemand anders. Jemand, den er
›den Orientalen‹ oder ›den Stern-Mann‹
nennt.«
    »Polasser!«, sagte ich
und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Genau genommen hat
er für ihn gearbeitet, aber er hat ihn reingelegt und seine
Ermordung arrangiert.«   
    »Vielleicht ist
er selber der Mörder«, schlug Hermes vor.
    Ich dachte
darüber nach, doch irgendwie bezweifelte ich das. Ich hatte
ihn nur sehr flüchtig gesehen, aber ich glaubte nicht, dass er
die Hände und Arme eines Ringers hatte. Er war ein reiner
Läufer, mehr nicht. »Hast du sonst noch etwas
herausgefunden?«
    »Nur, dass er
sich seit mehr als zehn Tagen nicht in der Taverne hat blicken
lassen, was sie dort eigenartig finden. Ich habe nicht weiter
nachgebohrt. Sie haben mich sowieso schon für verdächtig
neugierig gehalten, obwohl ich die Getränke bezahlt
habe.«      
    »Ein
gewissenhaftes Trüppchen«, sagte ich. »Die

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