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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Verstand
so funktioniert wie meiner. Ein solches Werk würde sich als
absoluter Fehlschlag erweisen. Und Philosophen würden das
Studium des Bösen oder abnormalen Verhaltens als ihrer
unwürdig betrachten. Sie richten ihr Augenmerk lieber auf das
Erhabene.«
    »Da wäre
ich mir nicht so sicher. Niemand dachte wie ein Philosoph, bis die
Philosophen anfingen, ihre Überlegungen darzulegen, und damit
veränderten sie die Denkweise der Menschen. Ärzte
untersuchen die Krankheiten und Verletzungen des Körpers,
warum also sollte man nicht studieren, wie das Böse sich des
menschlichen Geistes bemächtigt, und das Verhalten, das daraus
resultiert?«
    Wenn ich heute
darüber nachdenke, ist dies vielleicht genau das, womit ich
mir in den vergangenen Jahren die Zeit vertrieben habe, in denen
ich unter der Herrschaft des Ersten Bürgers auf der faulen
Haut gelegen habe. Aber ich habe nun mal kein Talent,
philosophische Abhandlungen zu verfassen, und schreibe stattdessen
lieber diese Erinnerungen an meine Abenteuer während jener
letzten Jahre der zugrunde gehenden Republik nieder.
    »Ich werde es in
Erwägung ziehen. Also, erinnerst du dich nun an irgendwelche
anderen Römer, die an jenem Abend zugegen
waren?«
    »Lass mich
überlegen. Lucius Cinna war da, wobei ich glaube, dass er nur
gekommen ist, weil er gerade bei Brutus zu Besuch war. Er war zum ersten
Mal da und hat sich kaum an der Diskussion
beteiligt.«
    Cinna war ebenfalls
einer derjenigen, die aus dem Exil zurückgerufen worden waren.
Er war der Bruder von Caesars erster Frau, Cornelia. Dies war also
eine weitere Verbindung zu Caesar, doch das konnte durchaus auch
ein Zufall sein. Caesar war, soweit ich wusste, mindestens viermal
verheiratet gewesen und verfügte über eine ganze
Heerschar hochgeborener Verwandter. Bei fast jeder Zusammenkunft
der senatorischen Klasse waren einige von ihnen
anwesend.
    Sie nannte ein paar
weitere Namen, doch es handelte sich lediglich um Namen von Leuten,
die keinerlei Rolle spielten. Die üblichen Equites, die sich
mit Philosophie befassten anstatt mit Politik. Plötzlich fiel
ihr noch jemand ein.
    »Warte mal. Es
war noch ein anderer Cinna da.«
    »Einer von
Lucius' Brüdern oder einer seiner Onkel? Welcher?« Die
Cornelii waren im Grunde die einzige patrizische Familie, die noch
sehr zahlreich vertreten war. Die übrigen waren
zusammengeschrumpft oder existierten gar nicht mehr. Irgendwie
hatten die Cornelii es geschafft, die Vitalität ihrer
Vorfahren zu erhalten.
    »Er war kein
Verwandter. Er hatte nur das gleiche Cognomen. Irgendjemand hat
darüber eine Bemerkung fallengelassen.«
    Ich versuchte, mich an
andere Männer mit diesem Namen zu erinnern. »War es
Cinna, der Dichter?«
    »Ja! Brutus
scheint eine ziemlich hohe Meinung von ihm zu haben, doch ich muss
gestehen, dass ein Großteil der lateinischen Dichtung an mir
vorbeigeht. Wirklich bewandert bin ich nur im
Griechischen.« 
    »Soweit ich
weiß, ist er ein Niemand. Nichts weiter als ein weiterer
Emporkömmling am Beginn seiner politischen Karriere. Er ist keiner der
patrizischen Cornelii. Ich kenne nicht einmal sein Praenomen oder
Nomen. Kannst du dich daran erinnern?«
    Sie schüttelte
den Kopf. »Er wurde nur als Cinna
vorgestellt.«
    »Hat er sich
rege an dem Gespräch beteiligt?«
    »Wir haben eine
Weile über Gedichte geredet, und er und Brutus haben die Verse
des Cato ziemlich gut ausgelegt.« Sie meinte nicht Cato, den
Senator, sondern Cato, den Dichter aus Verona, der den angesehenen
Dichter Catullus unterrichtet hat.
    »Und als die
Astronomen anfingen, darüber zu streiten, ob der Astronomie
oder der Astrologie größere Verdienste zukommen, hat er
lautstark für die Sache der Astrologen Partei ergriffen. Er
benutzte irgendeine dichterische Metapher, um zu demonstrieren,
dass die Astrologie herrlich poetisch sei, wohingegen die
Astronomie von kühler Rationalität geprägt
sei.«
    »Welche der
Lehren bevorzugst du?«, fragte ich sie aus keinem anderen
Grund als dem, dass ich es liebte, sie reden zu hören, und
weil ich nicht wollte, dass unser Gespräch zu Ende
ging.
    »Ich
wünschte, ich wäre auf beiden Gebieten fachkundig.
Meistens zieht es mich zur Astronomie, weil sie in der Tat von
kühler Rationalität geprägt ist. Wie dein eigenes
Spezialgebiet, die Aufklärung von Verbrechen, basiert sie auf
beobachtbaren Phänomenen. Philosophen wie Sosigenes zieht es
in jeder klaren Nacht nach draußen, um die Sterne und die
Planeten zu beobachten. Sie verfolgen

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