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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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herein.«
    Ein Liktor ging hinaus
und kehrte kurz darauf mit Archelaus zurück, der einige
Begleiter im Schlepptau hatte. Wie Archelaus selbst schienen sie
allesamt Griechen zu sein. Ich sah nicht einen Einzigen, der aussah
wie ein Parther. Vor Caesars kurulischem Stuhl hielten sie an und
verbeugten sich tief, wie es im Osten üblich war.
    »Parthien
grüßt den großen Caesar«, verkündete
Archelaus feierlich.
    »Parthien
wäre besser persönlich erschienen«, entgegnete
Caesar, spielte mit einem Ring herum und starrte irgendeine
Bildhauerei an der Decke an. Es war ein für Caesar sehr
untypisches Verhalten, und ich fragte mich, was es wohl zu bedeuten
haben mochte. »Euer König maßt sich eine
Menge an, uns
Gesandte zu schicken, während doch kein Zweifel daran besteht,
dass zwischen unseren Staaten Kriegszustand herrscht, wie es ja
nicht anders sein kann, bis der Schandfleck von Carrhae aus der
Geschichte getilgt, der Tod meines Freundes Marcus Crassus und
seines Sohnes gesühnt ist, die gefangenen Römer befreit
sind und die gefallenen Römer mit den erforderlichen Riten
bestattet wurden, welche von mir persönlich, ihrem Pontifex
maximus, durchzuführen sind.« 
    Er sagte dies sehr
schnell und mit schneidender, ziemlich aufgebrachter Stimme. Ich
blickte mich um und sah in viele verständnislose, verwirrte
oder erschrockene Gesichter. Insbesondere Ciceros lebhafter,
expressiver Gesichtsausdruck war einer Maske der Bestürzung
gewichen. Brutus sah besorgt aus. Marcus Antonius schien belustigt
und halbwegs gelangweilt, doch so wirkte er während der
Senatssitzungen oft.
    »Großer
Caesar«, begann Archelaus, »es besteht kein Anlass
für eine derartige Feindschaft zwischen Rom und Parthien.
Zwischen unseren Staaten bestand nie ein Grund, Krieg zu
führen. Der Feldzug des Marcus Crassus war das
militärische Abenteuer eines einzelnen Mannes. Der
römische Senat hat dieses Abenteuer nie gebilligt. Das
römische Volk hat durch seine Volkstribunen seine
Verärgerung über diese Tollkühnheit des Crassus
bekundet.« Das war alles sehr wahr, aber Caesar blieb
ungerührt.      
    »Marcus Crassus
war mein Freund«, wiederholte er. »Eine römische
Armee wurde bei Carrhae massakriert. Die Legionsadler wurden
erbeutet. Diese Legionsadler sind die Schutzgötter unserer
Legionen, sie sind jedem römischen Soldaten heilig. Solange
diese Feldzeichen nicht in den Tempel des Saturn zurückgekehrt
sind«, an dieser Stelle deutete er m die Richtung, in der
sich der Tempel befand, »wird die Hand eines jeden wahren
Römers gegen jeden Parther erhoben sein, und zwar mit
gezogenem Schwert.« 
    »Caesar«,
entgegnete Archelaus, diesmal auf das »großer«
verzichtend, »die Rückgabe eurer Legionsadler ist
Gegenstand von Verhandlungen. Dazu bedarf es keiner Wiederaufnahme
der Feindseligkeiten.«
    »Rom schachert
nicht wie irgendein Händler um Besitztümer seiner
Götter. Was uns mit vorgehaltenem Schwert geraubt wurde,
werden wir uns mit dem Schwert in der Hand zurückholen. Richte
dies deinem König aus.«
    Jetzt sahen die
Senatoren wirklich entsetzt aus. Das war selbst für einen
Diktator ein selbstherrliches Verhalten. Normalerweise wurde
über Kriegserklärungen lange und ausgiebig im Senat und
in den Volksversammlungen debattiert. Wenn es um Krieg ging, hatte
der Senat die Oberhand über all unsere zahlreichen
öffentlichen Institutionen, wenn auch die Comitia tributa und
das Concilium plebis die jeweiligen militärischen Kommandos
zuteilten. Dass Caesar auf solche Weise einen ausländischen
Gesandten abkanzelte, ohne auch nur so zu tun, als konsultiere er
den Senat, war schlimmer als die Verhaltensweise eines Tyrannen. Es
war eine gewaltige, persönliche Beleidigung des Senats als
Institution. Wenn er die Senatoren wenigstens kurz über seine
Pläne, Absichten und Ziele informiert hätte, hätten
wir bis zum letzten Mann hinter ihm gestanden, sogar seine Feinde.
Das tun wir immer in Zeiten des Krieges. Er war zwar Diktator, aber
auch für einen Diktator gab es Grenzen. Ich fragte mich, ob
Caesar anfing, den Bezug zur Realität zu verlieren.
    »Mächtiger
Caesar«, inzwischen war Archelaus' Ton nicht mehr ganz so
respektvoll, »es schmerzt mich, dich daran erinnern zu
müssen, dass du diese vollmundigen Worte gegenüber einem
König vorbringst, der den Legionen des Crassus mit einer
deutlich kleineren Armee eine ebenso vernichtende Niederlage
beigebracht hat wie einst Hannibal den Römern.« Es gab
ein kollektives

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