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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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meisten der bedeutenden
Restaurants serviert wurde. Sicher, es war das Menü, das sie
für ihre hochrangigsten Gäste reserviert hatte, doch
selbst die normalen Speisen waren besser als das, was einem in
jeder anderen Taverne geboten wurde.
    »Hirschkarree in
Weinsoße«, staunte Hermes. »Geröstete Ente,
gefüllt mit Wachteleiern, in seiner eigenen Tinte gekochter
Oktopus, pochierte Birnen - hier müssen wir öfter
einkehren.«
    »Sie erkauft
sich meine Gunst«, erklärte ich. »Für den
Fall, dass ich noch einmal Praetor werden sollte oder Praefectus
urbi oder dass ich irgendein anderes der Ämter bekleiden
sollte, die Caesar dauernd neu schafft. Sie will auf der sicheren
Seite sein.«
    »Na und?«,
entgegnete er und stopfte sich den Mund voll. »Wir kommen
selten dazu, so gut zu essen. Ich jedenfalls nicht. Du speist
immerhin manchmal an Caesars Tisch.«
    »Und dort ist
das Essen furchtbar«, informierte ich ihn. »Caesar
macht sich absolut nichts aus Essen oder Wein. Ich glaube, er
schmeckt nicht einmal, was er zu sich nimmt. Ich habe schon
gesehen, dass er sich ranziges Öl über die Eier gekippt
hat und es nicht gemerkt hat.« Ich riss mir eine Hirschrippe
ab, und sie war köstlich.
    »Er macht sich
nichts aus gutem Essen, und das Einzige, was ihn an Frauen
interessiert, ist ihr Stammbaum«, sinnierte er. »Was
ist bloß los mit Caesar?«
    »Einige
Männer interessieren sich nur für die Macht. Genau das
macht Caesar aus. Er will gewisse Dinge vollbringen, und um das tun
zu können, muss er Macht haben. Deshalb ist er der Macht mit
einer Zielstrebigkeit nachgejagt, wie ich es zuvor noch nie bei
irgendjemandem erlebt habe. Das führt dazu, dass es unangenehm
ist, mit ihm zusammen zu sein. Ich ziehe einen rüden
Genussmenschen wie Antonius vor. Er will auch Macht, aber er will
sie, damit er noch mehr Reichtümer und noch mehr Frauen und
Wein und gutes Essen und Häuser anhäufen kann. Für
ihn bedeutet Macht, Dinge zu besitzen, die er schmecken und
spüren kann. Für Caesar hingegen«, ich zuckte die
Achseln, » ich habe keine Ahnung, was sie für ihn
bedeutet. Ich kann ihn einfach nicht begreifen.«
    Als wir unser
Abendessen beendet hatten, hatte bereits das abendliche
Unterhaltungsprogramm begonnen: Eine Schauspielertruppe spielte mit
großem Elan Atellanen. Es folgten Sänger, spanische
Tänzer, Akrobaten und Pantomimedarsteller. Ringer und Boxer
aus dem nahe gelegenen Ludus Statilius zeigten, was sie konnten,
und während sie ihre Schaukämpfe boten, sandte die
Bordellwirtin uns einen Zwerg, der uns informierte, dass Felix
eingetroffen sei. Der Zwerg war ausstaffiert wie ein Gladiator, der
wie eine Parodie seiner selbst wirkte, und er war zudem mit einem
vor ihm aufragenden, knallrot und golden angemalten, ausgestopften
Lederphallus dekoriert.
    Wir erhoben uns leicht
schwankend und begaben uns zu der Nische, in der Felix seine ihm
ergebenen Schmeichler herumkommandierte. Im sonstigen Rom wäre
er zu mir gekommen, doch das hier war sein kleines Königreich,
weshalb ich ihn aufsuchte. Die Nische war mit großen Kissen
ausgelegt, auf denen Felix und seine Gefolgschaft hinter kleinen
arabischen Tischen saßen.
    Felix der Weise war
Roms führender Spieler, Rennwettexperte und
Schwarzhändler. Ob es um Gladiatorenkämpfe ging,
Sportwettkämpfe oder Wagenrennen, Felix wettete selber mit
oder gab einem, gegen einen gewissen Prozentsatz des Wetteinsatzes,
einen Rat, auf wen man setzten sollte. Er kannte in Rom und viele
Meilen um Rom herum jedes einzelne Rennpferd in jedem einzelnen
Rennstall. Er kassierte von jedem Wettbüro eine Provision, und
seine brutalen Schläger fungierten als seine Eintreiber und
Vollstrecker seines Willens. Das Geschäft seiner Bande
florierte, während alle übrigen am Boden lagen, weil er
im Gegensatz zu diesen die Politik mied wie andere ansteckende
gefährliche Krankheiten. Das Glücksspiel war das Einzige,
was ihn interessierte; ihm galt seine ganze Leidenschaft, und
bisher war er gut damit gefahren.
    »Na, das ist
aber eine Ehre, Senator. Setz dich.« Einige Männer
rückten zur Seite, und Hermes und ich ließen uns nieder.
Felix war ein kleiner, weißhaariger alter Mann mit markanten
Gesichtszügen, und ihm haftete immer ein leichter Pferdegeruch
an, da er den größten Teil des Tages in Ställen
zubrachte. Er schenkte uns feierlich jedem einen Becher Wein ein,
wartete, bis wir ihn probiert hatten, und fragte dann: »Was
führt dich zu mir? Willst du wissen, worauf du bei den

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