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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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derartigen Betrug
hereinfällt.«
    »Man kann nie
wissen. Ich habe viele Männer kennengelernt, die in ihrem
eigenen Arbeitsbereich absolut vernünftig sind und sich nichts
vormachen lassen, aber zu leichtgläubigen Idioten werden, wenn
es um etwas geht, von dem sie nichts verstehen. Ein ausgebuffter
Betrüger, den ich einmal kennengelernt habe, hat mir
erzählt, dass ein Mann, der aus eigener Kraft emporgekommen
ist, oft das einfachste Opfer ist.«
    »Warum denn
das?«, wollte Hermes wissen.
    »Er sagte, das
liege daran, dass diese Leute sich einbilden, alles zu wissen. Sie
haben aus dem Nichts große Vermögen zusammengetragen und
glauben, über ein perfektes Urteilsvermögen zu
verfügen. Sie schrecken davor zurück, Rat bei
erfahreneren Leuten zu suchen, weil sie sich einbilden, dorthin
gekommen zu sein, wo sie sind, indem sie immer selbst am besten
gewusst hätten, was sie zu tun haben. Dabei beruht ihr Erfolg
oft nur auf Glück oder darauf, dass sie hart gearbeitet haben
und sich in einem äußerst begrenzten Gebiet sehr gut
auskennen. Also fallen sie auf einen leicht durchschaubaren
Betrüger herein, obwohl eine fünfminütige
Unterhaltung mit jemandem wie Cicero, Sosigenes oder Callista ihnen
die Augen dafür öffnen würde, dass sie im Begriff
sind, eine Dummheit zu begehen. Sie leiden einfach an einem
Übermaß an Selbstvertrauen.«
    »So wie
diejenigen, die Rom verlassen und sich für von Natur aus
großartige militärische Führer halten, weil sie in
berühmte Familien hineingeboren wurden?« Er erinnerte
sich an einige schlechte Erfahrungen, die wir in Gallien gemacht
hatten.
    Ich schauderte.
»Genau. Die Welt ist voller Menschen, die aus den falschesten
Gründen ein Übermaß an Selbstvertrauen haben. Sie
bereiten nichts als Probleme.«
    Nichtsdestotrotz war
dies ein weiterer Name, der in dieser ganzen Geschichte mehr als
einmal aufgetaucht war: Fulvia. Ich kannte sie seit langem
flüchtig, hatte es jedoch vermieden, ihre nähere
Bekanntschaft zu machen. Sie war eine jener Frauen von
zweifelhaftem Ruf, von denen ich mich, wie Hermes angedeutet hatte,
zu stark angezogen fühlte. Das erste Mal hatte ich sie im Haus
von Clodia gesehen. Genau genommen in Clodias Bett. Sie war damals
nicht älter als fünfzehn gewesen, und selbst in dem Alter
war sie mir bereits als eine Art menschenfressendes Wesen
erschienen. Wir waren uns in den Jahren, die seitdem vergangen
waren, ein paarmal begegnet, und all diese Begegnungen waren zwar
nicht feindselig gewesen, jedoch immer irgendwie schwierig. Fulvia
und Antonius zusammen waren eine Kombination, der ich tunlichst aus
dem Weg ging, erst recht, seitdem ich nicht mehr die Protektion
einer politisch äußerst einflussreichen Familie genoss.
Mir war gar nicht bewusst gewesen, was für ein Vorteil es war,
ein Caecilius Metellus zu sein, bis meine Familie während des
Bürgerkriegs dem Niedergang geweiht gewesen
war. 
    Wir schoben uns durch
das übliche nachmittags auf dem Forum herrschende
Gedränge, schüttelten Hände und tauschten in der
seit uralten Zeiten überlieferten römischen Art
politischen Klatsch aus. Währenddessen dachte ich die ganze Zeit über
meine neuen Erkenntnisse nach und zermarterte mir das Hirn, wie das
alles zusammenpasste. Mit Sicherheit waren Polasser seine
Getreidemarkt-Machenschaften nicht in einem Anfall von Inspiration
in den Sinn gekommen. Ich ging eine Liste sämtlicher Gauner,
Schurken und Verbrecher Roms durch, die ich kannte, und kam auf
eine deprimierend hohe Zahl.
    »Hermes«,
sagte ich schließlich, »ich glaube, wir müssen
Felix dem Weisen einen Besuch abstatten.«
    »Felix dem
Weisen?«, fragte Hermes ungläubig. »Von mir aus
gerne. Wie ich gehört habe, hält er dieser Tage im
Labyrinth Hof.«
    »Dann lass uns
hingehen. Julia wird am Abendopfer im Tempel der Vesta teilnehmen
und anschließend zu ihrer geheimnisvollen Zusammenkunft mit
Servilia weitergehen. Wir haben also den ganzen Abend für uns.
Lass uns ins Labyrinth gehen.«
    Das Etablissement
dieses Namens war zu jener Zeit Roms größtes,
grandiosestes und erfolgreichstes Bordell. Es lag im
Transtiberviertel, wo es nicht nur mehr Platz zur Ausdehnung fand,
sondern sich zudem auch stärker der Aufsicht durch die Aedilen
entzog. Leute, die Rom zum ersten Mal besuchten, legten
größten Wert darauf, auch dem Labyrinth einen Besuch
abzustatten. Es zog mehr Besucher an als der Jupiter-Tempel auf dem
Capitol.
    Wir gingen
gemächlich den weiten Weg durch die Stadt,

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