Die Feinde des Imperators
Rennen
setzen sollst?«
»Vielleicht
später«, entgegnete ich, »doch erst einmal will
ich etwas anderes. Mir ist ein rätselhaftes Manöver
untergekommen, und ich frage mich, ob du mich vielleicht erleuchten
kannst.«
»Wie auch immer
ich dem Senat und dem Volk zu Diensten sein kann.« Seine
strahlenden alten Augen glänzten. Ich berichtete ihm, was ich
über das Spiel wusste, das Polasser gespielt hatte.
»Ist dir so
etwas schon einmal untergekommen?«
Er nickte eine Weile
und strich sich übers Kinn. »Ich habe es noch nie von
einem Astrologen gehört, aber es ist ein alter
Wetttippgeber-Trick.«
»Wie das?«
Ich war überrascht, dass er das so schnell erkannt
hatte.
»Es funktioniert
folgendermaßen: Es gibt vier Renngesellschaften, richtig? Die
Roten, die Grünen, die Blauen und die "Weißen. Jeder ist
Anhänger einer dieser Gesellschaften und behauptet, immer nur
auf die eigene Farbe zu setzen. Aber es gibt viele Leute, die es
vorziehen, auf diejenigen zu setzen, die in ihren Augen die
größten Gewinnchancen haben. Also suchst du dir als
Tippgeber, sagen wir, hundert Männer, von denen du
weißt, dass sie Spieler sind. Wenn das nächste
große Rennen bevorsteht, zum Beispiel das erste Rennen der
plebejischen Spiele, erzählst du fünfundzwanzig von
ihnen, dass die Roten gewinnen werden, fünfundzwanzig, dass
die Grünen gewinnen werden, und so weiter. Nach dem Rennen
eliminierst du die fünfundsiebzig Männer, denen du einen
schlechten Tipp gegeben hast. Mit den verbleibenden
fünfundzwanzig spielst du das gleiche Spiel. Auf diese Weise
bleiben irgendwann ein paar Männer übrig, denen du bei
drei Rennen die richtigen Tipps gegeben hast, und dann fängst
du an, dir deinen Rat mit fetten Honoraren vergüten zu lassen.
In kurzer Zeit hast du auf diese Weise einen Idioten an der Hand,
der mindestens bei vier oder fünf Rennen richtig gesetzt hat
und dich für unfehlbar hält. Dann nimmst du ihm alles ab,
was er hat. Mit ein bisschen Glück führt er dir noch ein
paar seiner Freunde zu, und du kannst mit ihnen einen
zusätzlichen Profit einstreichen. Natürlich kannst du
diese Methode nicht allzu oft anwenden. Am besten funktioniert sie,
wenn man nicht an einem Ort bleibt, sondern stets zwischen
Städten umherreist, die über einen großen Circus
verfügen.«
»Erstaunlich. Es
ist so einfach und geradezu perfekt. Ist zurzeit jemand in der
Stadt, der dafür bekannt ist, sich dieses Tricks zu
bedienen?«
»Sobald ich
ihnen einmal auf die Schliche gekommen bin, arbeiten sie nicht mehr
in Rom«, erklärte er grimmig. »Oh, gegen ein paar
kleine Tricks dann und wann habe ich nichts einzuwenden. Die
Götter schicken uns diese Idioten, also können sie
getrost geschröpft werden - schließlich verärgert
es die Götter, wenn man ihre Geschenke verschmäht. Doch
ein Betrug im großen Stil wie dieser kann dafür sorgen,
dass unser aller Name beschmutzt wird, erst recht, wenn der
ausgenommene Idiot auch noch reich ist oder gute Beziehungen hat.
Das ist genau die Art Machenschaft, mit der man uns allen die
Aedilen auf den Hals hetzt.«
»Wer hat es denn
als Letzter versucht?«, fragte ich ihn.
»Lass mich mal
überlegen - es gab da einen Mann namens Postumius, einen
Freigelassenen, der eine Zeitlang im Hauptsitz der Roten gearbeitet
hat. In der Position ist es ihm leichtgefallen, den Leuten
vorzugaukeln, dass er über alle nur erdenklichen
Eingeweihten-Informationen verfügte, obwohl er in Wahrheit nur
ein einfacher Angestellter war. Ich habe ihm eine Warnung zukommen
lassen: Ich habe ihm einen Arm brechen und ihm ausrichten lassen,
dass ich ihm die Zunge herausschneiden würde, wenn er diesen
Trick in Rom noch ein einziges Mal anwenden
sollte.«
»Damit hast du
eine bewundernswerte Nachsicht gezeigt. Weißt du, ob er sich
noch in Rom aufhält?«
»Ja. Ich habe
ihn während der vergangenen Monate immer mal wieder gesehen.
Er hat meinen Rat beherzigt und ist eine Weile durch Italia und
Sicilia gereist, doch das Problem, das man hat, wenn man sich eines
solchen Tricks bedient, ist, dass man sehr schnell sehr
unwillkommen ist, weshalb man ständig weiterziehen muss. Er
konnte es vermutlich schlicht und einfach nicht aushalten, dem
Circus Maximus allzu lange fernzubleiben. Aber ich würde es
wissen, wenn er seine alten Tricks wieder anwenden
sollte.«
»Hast du eine
Ahnung, wo ich ihn finden kann?«
Kapitel 6
»Es war
unglaublich spannend«, berichtete mir Julia am nächsten
Morgen. »Callista ist direkt nach
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