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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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der Opferzeremonie zu uns
gestoßen - als Ausländerin durfte sie natürlich
nicht daran teilnehmen. Servilia war mit einer stattlichen Anzahl
von Leibwächtern gekommen, und Atia hatte genauso viele
Beschützer dabei.«
    Ich wurde gerade
rasiert, was bei meinem ramponierten und vernarbten Gesicht immer
eine recht heikle Angelegenheit war. »Hat Callista einen
Hinweis fallenlassen, was Caesar und Servilia an dem Tag, an dem
ich bei ihr war, von ihr wollten?« 
    »Nein, was
Servilias Besuch bei Callista anging, waren die beiden
auffällig diskret. Sie haben kaum zu erkennen gegeben, dass
sie einander überhaupt schon einmal begegnet waren. Aber wie
auch immer, jedenfalls sind wir alle in Servilias Sänfte
gestiegen - sie ist nämlich riesig, weißt
du.«      
    »Ich habe sie
gesehen.«
    »Callista ist es
gar nicht gewohnt, in einer Sänfte transportiert zu werden,
kannst du dir das vorstellen? Sie sagt, dass sie immer zu Fuß
geht. Wahrscheinlich ist das irgend so eine Art selbstauferlegte
Genügsamkeit einer Philosophin. Ich kann mir beim besten
Willen nicht vorstellen, in Alexandria alle Wege zu Fuß
zurückzulegen, aber wenn sie im Museion lebt, wie so viele
andere Gelehrte auch, muss sie vermutlich gar nicht so oft
irgendwohin.«
    »Und wohin hat
euch dieses wunderbare Beförderungsmittel gebracht?«,
gab ich ihr einen Anstoß, auf das eigentliche Thema
zurückzukommen.
    »Du drängst
mich schon wieder, Liebster. Lass das bitte.«
    »Tut mir
leid.«
    »Wir vier wurden
also über den Fluss ins Transtiberviertel getragen und dann
den Janiculum-Hügel hinauf bis fast nach ganz oben, wo die
Fahne flattert. Da oben gibt es kaum Häuser, eigentlich stehen
dort nur die Ruinen der alten Befestigungsanlage. Aber ein paar
neue Häuser gibt es doch, weil ja inzwischen sogar das
Transtiberviertel aus allen Nähten platzt. Wir hielten an
einem schönen kleinen Haus, das von einem herrlichen Garten
voller Obstbäume und blühender Sträucher umgeben
ist. Na ja, zumindest werden sie im Frühjahr blühen. Im
Augenblick sind sie eher kahl, aber der Garten ist wirklich
wunderschön angelegt.«
    Ich lehnte mich
entspannt in meinem Stuhl zurück. Irgendwann würde sie in
ihrem eigenen gemächlichen Tempo auf das kommen, was ich
hören wollte.
    »Wir betraten
also das Anwesen«, fuhr sie fort, »und wurden an der
Tür von einer absolut faszinierenden Frau
begrüßt.«
    »Inwiefern
faszinierend?«, fragte ich.
    »Zunächst
einmal trug sie ein Gewand, das aus einem einzigen langen Streifen
Stoff zu bestehen schien, der etliche Male um sie herumgewickelt
war. Es schmiegte sich eng an ihren Körper, war aber trotzdem
absolut dezent und zugleich unglaublich anmutig. Es war aus
hauchdünner, in grellen Farben gefärbter Baumwolle. Die
Frau selbst war ziemlich dunkelhäutig, aber mit ihren
großen schwarzen Augen auf exotische Weise durchaus
hübsch. Ihr Haar war ebenfalls schwarz; sie hatte es in der
Mitte gescheitelt und hinten zusammengebunden, und es reichte ihr
fast bis zu den Fersen. Ihre Hände waren mit raffinierten
Hennamustern verziert, und ihr Gesicht hatte sie mit roten und
blauen Punkten und Strichen bemalt.«
    »Ich glaube, ich
könnte sie jetzt in einer großen Menschenmenge ausfindig
machen.«
    »Mach dich nicht
lustig. Sie hat sich auf anmutigste Art vor uns verbeugt -
Hände, Arme, Füße, den Kopf, sie hat alles
irgendwie gleichzeitig zum Einsatz gebracht. So eine Verbeugung
habe ich noch nie zuvor gesehen.«
    »Was noch? War
sie groß, klein, dick?«
    »Sie war
ziemlich, hm, wie soll ich sagen, sie war ziemlich feminin. Sehr
klein, aber mit einer Figur wie eine sehr altertümliche
Vorstellung der Aphrodite. Sie hatte ziemlich üppige
Brüste und Hüften, aber ihre Taille war so schmal, dass
ich sie wahrscheinlich mit den Händen hätte umfassen
können. Und all das war deutlich erkennbar, weil ihr Gewand so
eng anlag. Ah, und dann ließ es auch noch ihren Nabel
entblößt.«
    »War an ihrem
Nabel irgendetwas Ungewöhnliches?«
    »Sie trug darin
einen riesigen Rubin oder Granat. Wo auch immer sie herkommt, muss es
üblich sein, bei Mädchen die Nabel künstlich zu
dehnen, so wie es Leute gibt, die ihre Ohrläppchen oder Lippen
dehnen, um bestimmten Schmuck tragen zu
können.«
    »Dann kann man
also mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass sie keine
entlaufene griechische Sklavin ist. Das wäre vermutlich auch
zu einfach gewesen.«
    »Servilia hat
uns miteinander bekanntgemacht und ihr dargelegt, was wir

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