Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
Leute ergreifen aus den
unterschiedlichsten Gründen Partei. Manche wetten
natürlich auch einfach nur.«
    »War Polasser
häufig knapp bei Kasse und hat sich große Summen Geld
geliehen?« Er wirkte überrascht. »Na ja«,
fuhr ich fort, »wenn er kein Anhänger einer der
Renngesellschaften war, haben ihn die Rennen nur als Spieler
interessiert. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass
Männer, die viel spielen, auch viel verlieren. Ich
verfüge über ein gutes Urteil, was Pferde und Wagenlenker
angeht, und selbst ich verliere gelegentlich.« Hermes gab
einen erstickten Laut von sich, den ich jedoch
ignorierte.
    »Mich hat er nie
um Geld gebeten, vielleicht aus Gründen des Anstands, aber ich
habe mitbekommen, wie einige der anderen sich gegenseitig geraten
haben, Polasser kein Geld zu leihen, weil er es nie
zurückzahlen könne. Das alles war peinlich und für einen
Philosophen äußerst unangemessen.«
    »Vermutlich
geben selbst Philosophen gelegentlich ihren niederen Instinkten
nach. Hat er Demades Geld geschuldet? Oder gab es eine andere
Ursache für eine Feindschaft zwischen den
beiden?«
    »Sie hatten
nicht viel füreinander übrig«, antwortete
Sosigenes. »Ich kann mir weder vorstellen, dass Demades
Polasser Geld geliehen hat, noch dass Polasser diesen darum gebeten
hat.«
    Wir redeten noch eine
Weile weiter, doch ich erfuhr nichts mehr von Belang.
Schließlich dankte ich Sosigenes für seine Hilfe und
verabschiedete mich von ihm. Als wir die Terrasse überquerten,
auf der Polasser den Tod gefunden hatte, sah Hermes etwas auf dem
Pflaster liegen. Er bückte sich, hob es auf und nahm es in
Augenschein.
    »Was hast du
denn da?«, fragte ich.
    »Sieh dir das
mal an.« Er warf mir sein Fundstück zu, und ich drehte
es in meiner Hand. Es war eine Messingmünze, größer
als ein Silberdenarius und doppelt so dick, in die auf beiden
Seiten seltsame Schriftzeichen eingraviert waren. »Was
glaubst du, woher diese Münze stammt?«
    »Keine
Ahnung«, gab ich zu. »Die Leute kommen aus aller Welt
hierher und bieten Opfer dar. Sie könnte aus Sogdiana
sein«, sagte ich, eine der entlegensten Gegenden nennend, von
denen ich eine vage Vorstellung hatte. Eigentlich wusste ich nur,
dass Alexander sie passiert hatte.
    Ich steckte die
Münze in meinen Geldbeutel, den ich in einer Falte meiner
Tunika verborgen hatte. Man konnte schließlich nie wissen, ob
und wann sich irgendetwas als wertvoll herausstellte.
    »Was wissen wir
also?«, fragte Hermes und resümierte:
    »Es ist ziemlich
sicher, dass dieser Danaos aus Halicarnassus bereits tot war, als
Polasser sich selbst eine begeisterte Empfehlung geschrieben und
Danaos' Namen daruntergesetzt hat. Vielleicht hat er ihn auch
getötet. Wir wissen außerdem, dass Polasser und
Postumius gemeinsam den Plan ausgeheckt haben, wie sie
Getreidespekulanten ausnehmen konnten. Das gibt einer ganzen Reihe
von Leuten Grund, Polasser lieber tot als lebendig zu sehen.
Postumius könnte die Flucht ergriffen haben, um nicht das
gleiche Schicksal zu erleiden.«
    »Ein Römer
hätte Polasser schlicht und einfach erstochen oder ihm mit
einem Ziegel den Schädel eingeschlagen.«
    »Wir wissen
nicht, ob er sich darauf beschränkt hat, nur Römer
übers Ohr zu hauen«, gab Hermes zu bedenken.
    »Stimmt. Dennoch
wurde Demades auf die gleiche Weise getötet. Wo ist die
Verbindung?«
    Hermes dachte eine
Weile nach. »Vielleicht hat der Geschädigte Demades nur
versehentlich umgebracht und ist am nächsten Tag
zurückgekommen, um den Richtigen zu
töten.«
    »Das wäre
eine Möglichkeit. Es scheint mir zwar unwahrscheinlich, dass
ein Mann in griechischer Kleidung mit einem im babylonischen Stil
gekleideten verwechselt werden könnte, aber wenn es dunkel
genug war, ist es dennoch möglich. Außerdem könnte
der Mörder ein angeheuerter Ausländer gewesen sein. Aber
irgendwie glaube ich nicht, dass es so war.«
    »Warum
nicht?«
    »Polasser hatte
Zugang zu einigen der wohlhabendsten und in den höchsten
Kreisen angesiedelten Bürger Roms, von denen einige zugleich
zu den dümmsten zählen dürften. Ein Mann wie
Postumius muss bei dem Gedanken daran, diese Leute schröpfen
zu können, förmlich gesabbert haben. Ich glaube, die
beiden hatten noch etwas Größeres am Laufen. Das
Ausnehmen der Getreidespekulanten war nichts weiter als eine kleine
Übung. Vielleicht haben sie einfach nicht begriffen, dass die
wohlhabenden Leute, die sie geschröpft haben, zugleich auch
die mordlüsternsten sind.«
    Als

Weitere Kostenlose Bücher