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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Sosigenes reden.«
    Wir fanden ihn mit
seinen geheimnisvollen Instrumenten auf der Beobachtungsterrasse;
zur Abwechslung war er einmal allein. Nach dem Austausch der
üblichen Begrüßungsfloskeln setzten wir uns an
einen Tisch und kamen zur Sache. 
    »Wie gut
kanntest du Polasser?«, fragte ich zuerst.
    »Nicht besonders
gut. Er wurde mir in den höchsten Tönen von Danaos aus
Halicarnassus empfohlen, der ein hervorragender Astronom
war.«
    »War?«,
hakte ich nach.
    »Ja. Er starb
vor ungefähr drei Jahren. Es muss kurz nach seiner Empfehlung
Polassers gewesen sein, denn die Nachricht von seinem Tod erreichte
Alexandria fast zeitgleich mit Polassers Ankunft im
Museion.«
    Hermes zog die
Augenbrauen hoch und warf mir einen vielsagenden Blick zu, doch ich
bedeutete ihm zu schweigen. »Und wie war dein Eindruck von
ihm, als er erst einmal bei euch war?«
    »In der
Astronomie kannte er sich ziemlich gut aus, und er hat gute Arbeit
geleistet. Seine Beobachtungen waren immer verlässlich. Das
war ein Grund, weshalb ich ihn zusammen mit den anderen mit
hierhergenommen habe.«
    »Hat seine
Hingabe an die Astrologie je der Arbeit im Weg gestanden, die er
für dich zu erledigen hatte?«
    »Ich hätte
es vorgezogen, wenn er unsere Zeit und Instrumente nicht für
diese Zwecke benutzt hätte, doch seine Übertretungen
waren nicht so gravierend, dass sie seine Entlassung gerechtfertigt
hätten. Was seine Mitarbeit an dem neuen Kalender angeht,
hatte ich keinen Grund zur Klage. Er war sogar der Meinung, dass
der neue Kalender den Astrologen die Arbeit sehr erleichtere, da
mit seiner Hilfe jedermanns Geburtsdatum exakt zu bestimmen
sei.«
    »Aber der
Kalender gilt doch nur für das Römische Reich«,
sagte ich.
    »Caesar scheint
fest entschlossen, dem Kalender auf der ganzen Welt Gültigkeit
zu verschaffen«, erklärte Sosigenes.
    »Da kann ich dir
schwerlich widersprechen. Und was hältst du davon, dass
Polasser sich als Babylonier ausgegeben hat?«
    »Nun, ich denke,
es ist nicht ausgeschlossen, dass er tatsächlich aus Kish
stammte. Griechen haben sich schließlich überall
niedergelassen.«
    »Ich dachte,
Kish wäre lediglich eine Ansammlung von Ruinen irgendwo an den
Ufern des Tigris.«
    »Ich glaube, es
ist der Euphrat«, korrigierte mich Sosigenes.
    »Oh. Nun, diese
beiden Flüsse bringe ich immer
durcheinander.«
    »Zumindest
existiert diese Ansiedlung noch. Vielleicht ist es sogar noch ein
richtiges Dorf. Jedenfalls liegt es nicht weit von Babylon
entfernt. Seine Kleiderwahl ist etwas schwieriger zu erklären,
außer vielleicht mit seiner Begeisterung für die alte
babylonische Kunst. Du warst doch im Museion, Senator. Also
weißt du, dass dort ziemlich viele … exzentrische
Leute leben und arbeiten.«
    »So viele
Verrückte wie da sind mir noch nie über den Weg
gelaufen«, pflichtete ich ihm bei. »Womit hat Polasser
sich beschäftigt, wenn er nicht in die Sterne geguckt oder
Horoskope erstellt hat? Ist er irgendwelchen besonderen
Tagesaktivitäten nachgegangen?«
    »Er hat den
Hippodrom geliebt. Zu sehr geliebt, wenn du mich fragst.« Der
Hippodrom ist Alexandrias Äquivalent zu unserem Circus Maximus
und ein sehr viel schöneres Bauwerk, wenn auch nicht so
groß.
    »Was meinst du
damit, dass er ihn zu sehr geliebt hat?«, fragte
ich.
    »Ein derartiger
Zeitvertreib mag gelegentlich angemessen sein, und jeder Grieche
begeistert sich für athletische Wettkämpfe, einige sogar
leidenschaftlich. Polasser jedoch interessierte sich mehr für
Wagenrennen, als es sich, sagen wir, für Philosophen
gebührt. An Tagen, an denen Rennen stattfanden, war er schwer
auffindbar, und zwar sowohl in Alexandria als auch in
Rom.«
    »Verstehe. Du
weißt ja sicher, dass hier in Rom jeder seine Loyalität
zu einer der Renngesellschaften bekundet? Und dass diese
Renngesellschaften sich durch Farbbezeichnungen unterscheiden und
die Grünen, die Blauen, die Weißen und die Roten
heißen?« Er nickte. »Hat Polasser sich besonders
dafür interessiert, welche der Renngesellschaften jeweils
gewann?«
    »Falls ja, hat
er es mir gegenüber jedenfalls nie erwähnt«,
erwiderte Sosigenes. »Es wäre für einen Griechen
aber auch eher untypisch. Wie ich die Sache verstehe, werdet ihr
Römer praktisch in die von euch favorisierte Renngesellschaft
hineingeboren. Ein Grieche hingegen unterstützt immer den
Wettkämpfer seiner eigenen Stadt oder Gemeinschaft. Doch in
Alexandria stammen die Pferde und die Wagenlenker aus allen
möglichen Gegenden, und die

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