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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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eine
Äthiopierin. Ihre Gesichtszüge sind äußerst
zart und fein, und ihr Haar ist absolut glatt. Sie bedient sich
einer umfangreichen Fülle an Körpergesten, doch sie sind
mir allesamt völlig unbekannt. Und sie spricht mit einem sehr
eigentümlichen Akzent.«
    »Und ihre
astrologische Vorgehensweise?«, fragte ich.
    »Die wiederum
ist ziemlich konventionell. Von ihrem äußeren
Erscheinungsbild her hätte ich erwartet, dass sie vielleicht
mit irgendeiner einzigartigen Deutung der Sternzeichen aufwarten
würde, aber ihre Deutung war genau so, wie es seit
Jahrhunderten gelehrt wird, als die Kunst sich von Babylon aus
verbreitete.«
    »Und was
schließt du daraus?«
    »Dass sie die
Kunst entweder erlernt hat, weil sie selber aus dem Heimatland der
Astrologie stammt, oder dass sich die Kunst von Babylon aus in alle
Himmelsrichtungen verbreitet hat und auch in Ländern in der
gleichen Weise praktiziert wird, von denen wir noch nie gehört
haben.«
    »Erschien sie
dir glaubwürdig? Ich frage das, weil ich zurzeit in einem Fall
von betrügerischen Machenschaften ermittle, in dem es auch um
gefälschte Horoskope geht.«
    »Tatsächlich ?
Darüber musst du mir unbedingt alles erzählen. Aber was
diese Frau angeht, muss ich gestehen, dass ich mir nicht sicher
bin. Ich habe dir ja von ihren seltsamen Körpergesten
erzählt. Es ist erstaunlich, wie wichtig die Deutung der
Körpersprache für unser Verständnis ist. Hier im
Westen benutzen wir größtenteils das gleiche Vokabular
an Gesten. Ein Grieche, ein Römer, ein Spanier oder ein
Gallier können sich miteinander unterhalten und einen
großen Teil der stets mitschwingenden unausgesprochenen
Kommunikation problemlos erfassen. Wir erkennen
Verhaltenszustände wie Leidenschaft oder Unaufrichtigkeit
genauso durch die Deutung dieser Zeichen der Körpersprache wie
durch die Worte, die wir hören. Natürlich gibt es
Unterschiede zwischen den genannten Völkern, aber wir haben
mehr gemeinsam, als dass wir uns voneinander
unterscheiden.«
    »Ich glaube, ich
verstehe, worauf du hinauswillst«, entgegnete ich.
»Wenn ich eine Weile mit einem Gallier gesprochen habe, war
ich mir immer ziemlich sicher, ob er mich angelogen hat oder darauf
aus war, dass ich ihm einen Gefallen erwies, oder ob er Angst vor mir
hatte. Die Germanen sind deutlich schwerer zu durchschauen. Sie
sind uns fremder als die Gallier.«
    »Du hast es
erfasst«, sagte sie. »Das Gleiche ist mir in Alexandria
an den schwarzen Sklaven aufgefallen, die aus dem Landesinneren
herbeigeschafft werden. Wenn sie neu ankommen, sind ihre
habituellen Gesten so ungewöhnlich wie alles andere an ihnen.
Ein Nicken kann eher eine Geste des Entsetzens sein, anstatt
Zustimmung zu bedeuten. Wenn wir gefaltete Hände erwarten,
winken sie stattdessen seitwärts. Ein Schulterzucken kann
Glück zum Ausdruck bringen, und Angst drücken sie dadurch
aus, dass sie sich mit den Handflächen auf die Brust schlagen.
So war es auch mit Ashthuva. Ich habe sie genau beobachtet, doch
wenn sie sprach, wich ihre Körpersprache immer gerade so weit
von den mir bekannten Gesten und Gebärden ab, dass ich nicht
in der Lage war, eine sichere Beurteilung ihrer Aufrichtigkeit oder
ihrer Beweggründe vorzunehmen.«
    Echo erschien und
kündigte die Ankunft einer Gruppe Besucher an, deren Namen mir
vage bekannt waren; es waren Angehörige der intellektuellen
Elite Roms, was wiederum bedeutete, dass es Leute ohne politische
Bedeutung waren. Ich erhob mich, um zu gehen, und sie entschuldigte
sich dafür, dass sie so wenig hatte herausfinden
können.
    »Ach, Callista,
ich würde niemanden lieber mit der Untersuchung dieser
Angelegenheit betrauen als dich. Dein umfangreiches Wissen wird
allenfalls von der Tiefe deines Einblicks in die Beschaffenheit der
Dinge übertroffen.«
    »Jetzt
übertreibst du es aber mit deiner Freundlichkeit. Ach, da
fällt mir noch etwas ein. In dieser Sprache der Gesten, die
solche Dinge wie Körperhaltung oder den Einsatz des
Körpers, wenn man sich an jemanden wendet, und so weiter beinhaltet,
gibt es eine Ausnahme, was die Unterschiedlichkeit zwischen den
Kulturen angeht.«
    »Nämlich?«,
fragte ich.
    »Die Sprache der
erotischen Ausstrahlung und Verführungskunst. Ashthuva hat sie
gestern Abend eingesetzt.«
    »Aber ihr wart
doch, abgesehen von den Leibwächtern, eine reine Frauengruppe.
Oh nein - sie hatte es doch nicht etwa auf Julia abgesehen?«
Ich war entsetzt, aber sie lachte beinahe
mädchenhaft. 

Kapitel 7
    Es ist mir

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