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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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sogar
mochtest.«
    Er bedachte den
Wasserkrug mit einem missbilligenden Blick und wandte sich zu einem
der Sklaven um. »Bring dem Senator etwas Angemesseneres zu
trinken. Den Campaner von dem Landgut in Baiae.«
Ausnahmsweise fand ich mich dabei wieder, Brutus zu
mögen.
    »Wie kam es
dazu, dass du Demades kennengelernt hast?«, fragte
ich.
    »Ich traf ihn
bei einem von Callistas Gesprächskreisen, kurz nach der
Ankunft der Astronomen aus Alexandria. Callista hat dafür
gesorgt, dass sie in Roms Gelehrtenkreise eingeführt wurden.
Während dieser Zusammenkunft habe ich auch Sosigenes und die
anderen kennengelernt. Danach habe ich ihn ab und zu bei diversen
Zusammenkünften des Philosophenkreises
getroffen.«
    »Und sie haben
Eindruck auf dich gemacht?«
    »Nur die wahren
Astronomen, die Wahrsager nicht. Wie du vielleicht inzwischen
bemerkt hast, begegne ich Letzteren mit einer gewissen Abneigung.
Ich habe einen großen Teil meines Lebens mit dem Studium der
Philosophie zugebracht, doch die Astronomen erschienen mir als die
Männer des reinsten Denkens, allenfalls gleichzusetzen mit den
Mathematikern.«
    »Du meinst, wie
die Pythagoreer?«, fragte ich, »Ich habe einige von ihnen
kennengelernt.« Der Sklave kam mit dem Wein zurück, und
er war vorzüglich.
    Brutus schnaubte
verächtlich. »Im Vergleich zu wirklichen Mathematikern
sind Pythagoreer das, was Astrologen im Vergleich zu Astronomen
sind. Sie sind nichts weiter als Mystiker, die ihre Scharlatanerie
mit einigen Insignien der Philosophie schmücken. Sie vertreten
absurde Lehren über wandernde Seelen, Begegnungen mit
geistigen Wesen und lächerliche Ernährungsgewohnheiten
und versuchen all dies mit einigen Grundkenntnissen der Geometrie
und der Harmoniefolge musikalischer Noten zu
begründen.«
    »Ich habe das
Ganze schon immer als ziemlich absurd betrachtet«,
erklärte ich.
    »Männer wie
Demades und Sosigenes haben mit einem derartigen Unfug absolut
nichts im Sinn. Sie begründen ihre Theorien, ziehen ihre
Schlüsse ausschließlich aufgrund beobachtbarer
Phänomene und scheuen jede Art von Mystizismus oder
übernatürlichen Erklärungen. Wenn ihre beobachtbaren
Fakten eine bestimmte Sache nicht erklären können, suchen
sie nach weiteren Fakten, anstatt in übernatürlichen
Erklärungen Zuflucht zu nehmen.«
    »Bewundernswert«,
murmelte ich.
    »Genau.«
    »Aber welche
Aufgabe bleibt dann noch für unsere Auguren?«, fragte
ich. »Wo bleibt dabei überhaupt ein Großteil
unserer religiösen Gewohnheiten?«
    »Ich würde
nie auf die Idee kommen, zu behaupten, dass die Götter nicht
existieren«, stellte er klar, »aber wie ich meiner
Mutter soeben sagte, sind sie keine kleinlichen Wesen, die sich
für die Angelegenheiten einzelner Sterblicher interessieren.
Es sind nicht Homers Olympier. Es kann sein, dass sie sich für
die Schicksale ganzer Reiche interessieren, allerdings bezweifle ich, dass man
ihren Willen wirklich aus dem Flug der Vögel deuten kann oder
anhand des Donners oder aufgrund der Blitze. All das beruht auf dem
Glauben unserer primitiven Vorfahren.« Gut, er hatte sich
unverkennbar bei diesen Griechen auf der Insel herumgetrieben.
»Aber zumindest«, fuhr er fort, »sind die Auguren
würdevoller als die Haruspizes mit ihren Untersuchungen der
Eingeweide geschlachteter Opfertiere.«
    »Dem konnte ich
auch nie etwas abgewinnen«, pflichtete ich ihm
bei.
    »Die Menschen
brauchen eine Religion, und sie müssen sehen, dass ihre
Führer angemessen götterfürchtig sind. Das ist ein
fundamentaler Bestandteil jeder Gesellschaftsordnung. Eine der
weisesten Regelungen unserer Verfassung besteht darin, die
Priesterschaft zu einem Bestandteil der öffentlichen
Ämter gemacht zu haben. Auf diese Weise haben wir immer die
Gefahren eines religiösen Fanatismus und der Vererbbarkeit von
Priesterämtern vermieden und Priesterschaften verhindert, die
mit der rechtmäßigen Regierung um die Macht
kämpfen. Du warst an Orten, an denen solche Dinge an der
Tagesordnung sind, oder nicht?«
    »Ja. Die Dinge
können furchtbar ausarten. Sehen wir uns nur Ägypten,
Gallien oder Judäa an, und ich könnte die Liste noch
fortsetzen.«
    »Ja, die
Religion hat ihren Platz, aber es muss ein klar abgegrenzter,
kontrollierter Platz sein. Und für meine Begriffe sollte es
für Kindereien wie Wahrsagerei, Astrologie und so weiter
überhaupt keinen Platz geben. Wenn ich Censor wäre,
würde ich all diese Leute aus Rom und von dem Territorium des
Römischen Reiches

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