Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
gewesen war, die sich als ziemlich furchtbar
entpuppt hatte.
    »Ist es auch
nicht«, bestätigte ich. »Etwas, das du Julia
erzählt hast, hat mich heute zu diesem Besuch
veranlasst.«
    »Aha. Was mag
das gewesen sein?«
    »Du weißt
von der Ermittlung, mit der Caesar mich beauftragt
hat?«
    »Wegen der
ermordeten Astronomen? Natürlich. Wie kann ich dir
helfen?« Während wir redeten, huschten Sklaven herbei
und stellten Stühle und einen Tisch bereit. Es war noch
früh am Tag, weshalb sie Brot, in Scheiben geschnittene
Früchte und einen Krug Wasser auftrugen anstatt Wein. Das war
mehr Rücksichtnahme auf die Tageszeit, als ich mir
wünschte.
    »Als Julia dich
nach einem ehrbaren Astrologen gefragt hat, hast du ihr gesagt,
dass die Beste, an die man sich seit dem Tod von Polasser aus Kish
wenden könne, diese Ausländerin sei. Demzufolge hast du
Polasser also konsultiert?«
    »Warum fragst
du? Ja, ich habe ihn konsultiert«, erwiderte sie
gleichgültig, ohne irgendwelche weiteren Informationen
preiszugeben.
    »Wann war
das?«
    »Ein paarmal im
Laufe des vergangenen halben Jahres.«
    »Ich will ja
nicht neugierig sein, aber in welcher Angelegenheit hast du ihn
konsultiert?«
    »Du bist
neugierig.«
    »Dafür
entschuldige ich mich aufrichtig, aber ich versuche, mir einen
Eindruck davon zu verschaffen, was dieser Mann getrieben hat. Wer
auch immer ihn umgebracht hat, hatte ein Motiv, und dieses Motiv
könnte etwas mit seinen Kunden zu tun haben.«
    »Warum sollte es
das? Demades wurde doch auch umgebracht. Warum stellst du über
ihn keine Nachforschungen an?«
    »Demades war ein
eher unbeschriebenes Blatt. Polasser war eine viel schillerndere
Gestalt, und, um es ganz unverblümt zu sagen, er war genau der
Typ, der sich Feinde macht.«
    »Ich kann ja
verstehen, dass es aufregender ist, über ihn Nachforschungen
anzustellen, aber ich war mit Sicherheit keine seiner
Feindinnen.«
    »Das hätte
ich auch nie vermutet.« Das war natürlich lachhaft.
»Aber hat irgendeiner deiner Bekannten vielleicht
irgendwelche Bemerkungen fallenlassen, die eine gewisse
Feindseligkeit gegenüber dem verstorbenen Astrologen haben
erkennen lassen?«
    »Lass mich
überlegen …« Sie schien tief in Gedanken zu
versinken und tat so, als ginge sie im Geiste die Liste all ihrer
Bekannten durch und all das, was auch immer sie gesagt haben
mochten. Das schien mir irgendwie merkwürdig. Servilia
würde sich auf Anhieb an jede relevante Bemerkung erinnern und
auch daran, wer sie hatte fallenlassen, wann sie gemacht worden
war, und wahrscheinlich auch noch daran, welche Mondphase zu dem
fraglichen Zeitpunkt geherrscht hatte. Aus irgendeinem Grund hielt
sie mich hin. Schließlich kehrte sie in die Wirklichkeit
zurück und schüttelte den Kopf. »Nein, mir
fällt nichts ein.« 
    »Das ist
bedauerlich«, erwiderte ich. »Caesar wird sehr
ungehalten sein, wenn ich den Mörder dieses Mannes nicht bald
entlarve.« Ich hoffte, dass dieser Hinweis Wirkung zeigte, da
sie Caesars Schicksal an ihr eigenes knüpfen wollte, wurde
jedoch enttäuscht.
    »Caesar«,
entgegnete sie, »wird den Tod eines ausländischen
Astronomen ziemlich schnell verschmerzen. Er musste schon mit sehr
vielen Todesfällen fertigwerden, und bei einigen der
Verstorbenen handelte es sich um bedeutende Persönlichkeiten.«
Servilia, Patrizierin bis ins Mark, hatte ein feines Gespür
für den relativen Wert eines menschlichen Lebens. Für sie
waren römische Patrizier von größter Bedeutung und
sonst eigentlich niemand, egal ob Römer oder Ausländer.
Ich selbst, der ich ein Caecilier und ein Plebejer war, zählte
zu jener Kategorie Mensch, die von nur geringer Bedeutung war.
Meine Frau Julia hingegen, die nicht nur eine Patrizierin war,
sondern eine Caesar, war etwas völlig anderes. Ich begriff,
dass ich einen Fehler gemacht hatte. Ich hätte Julia schicken
sollen, um aus Servilia weitere Informationen
herauszukitzeln.
    »Nichtsdestotrotz habe ich
diese Untersuchung am Hals«, sagte ich.
    »Die du - da
habe ich nicht den geringsten Zweifel - zu jedermanns umfassender
Zufriedenheit zum Abschluss bringen wirst«, entgegnete
sie.
    »Was ist denn
hier los ?« Die Stimme kam aus der Richtung des Atriums, und
im nächsten Moment sah ich Brutus aus dem Schatten der
Kolonnaden treten. Er war ein furchterregend ernst aussehender
Mann, der immer tiefschürfende Angelegenheiten in seinem Geist
zu bewegen schien, obwohl ich vermutete, dass er mehr Zeit damit
verbrachte, über Wege nachzusinnen, wie

Weitere Kostenlose Bücher