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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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einige
dieser Männer hier bei dir in
Rom?«   
    »Ein paar sind
hier im Haus. Die anderen haben ihre Quartiere auf der anderen
Flussseite, an der Via Aurelia.«
    »Ich würde
ihnen gerne einen Besuch abstatten und sie mir einmal
ansehen«, teilte ich ihm mit.
    »Natürlich.
Ich lasse ihnen die Anweisung zukommen, dir mit absoluter
Kooperationsbereitschaft zu begegnen. Möchtest du die
Hausbediensteten inspizieren?«
    »Es
missfällt mir zwar zutiefst, dir diesen Ärger bereiten zu
müssen, aber mir bleibt nichts anderes übrig. Ich sehe
mir nur die an, die mit dir aus dem Osten hergekommen sind. Und
auch nicht deine persönlichen Bediensteten, sondern nur die,
die Phraates dir aufgedrängt
hat.«      
    »Das ist
überhaupt kein Problem.« Er zitierte seinen Aufseher
herbei und wies ihn an, sämtliches Personal
zusammenzutrommeln. Er tat dies mit größter
Liebenswürdigkeit, aber er war natürlich ein
professioneller Diplomat. Ich persönlich hätte mich von
einem derartigen Ansinnen beleidigt gefühlt, aber meine
Pflichten wogen schwerer als Rücksicht auf persönliche
Gefühle.
    Kurz darauf kehrte der
Aufseher zurück, gefolgt von einer kleinen Gruppe Frauen und
Männer mit verwirrten Gesichtern. Einige von ihnen hatten
erkennbar östliche Gesichtszüge. Die Frauen schickte ich
sofort wieder weg. Mir waren etliche Frauen bekannt, die Morde
begangen hatten, doch sie verwendeten normalerweise Gift; einige
hatten ihre Opfer auch erdolcht, und mir war sogar eine
Würgerin untergekommen. Aber eine Frau als Genickbrecherin
konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Jemandem das
Genick zu brechen ist selbst für einen Mann ein schwieriges
Unterfangen.
    Von den Männern
war einer eindeutig zu alt, also schickte ich auch ihn weg. Die
drei verbliebenen erschienen mir jung und stark genug, den Kraftakt
auszuführen. Vor allem einer von ihnen erschien mir
verdächtig. Er war klein, aber kräftig gebaut und hatte
ein mit Pocken- und anderen Narben übersätes Gesicht und
eine riesige Hakennase. Er trug ein langes, aus dem Osten
stammendes Gewand und wusste, seinem Aussehen nach zu urteilen, mit
Waffen umzugehen. Über seine Stirn zog sich ein blasser
Striemen, wie ihn das jahrelange Tragen eines Helms
verursacht.
    »Woher kommst
du?«, fragte ich ihn.
    Er verbeugte sich und
berührte mit gespreizten Fingerspitzen seine Brust. »Ich
stamme aus Arabien, mein Herr, aber ich habe viele Jahre in der
Armee von König Phraates gedient.«
    »Warst du in
Carrhae?«, wollte ich von ihm wissen.
    »Nein, mein
Herr. Ich bin in der Wüste Patrouille geritten, bis ich
Botschafter Archelaus als Leibwächter zugeteilt
wurde.«
    »Was ist deine
Aufgabe hier in der Stadt?«
    »Wenn mein Herr
abends aus dem Haus muss, begleite ich ihn als Leibwächter,
mein Herr.«
    »Zeig mir deine
Hände.«
    Verwirrt folgte er
meiner Aufforderung und präsentierte mir seine Hände mit
nach oben gedrehten Handflächen. Ich nahm sie in meine und
inspizierte sie, indem ich sie mir gründlich ansah und
abtastete. Sie waren schwielig vom langen Umgang mit Schwert, Speer
und Schild, doch sie wiesen nicht die üblichen Male auf, die
normalerweise die Hände eines Ringers auszeichneten, und die
Handkante zwischen dem Handgelenk und dem kleinen Finger war nicht
verhärtet wie bei der Hand eines
Pankration-Kämpfers.
    »In deinem Volk
praktizieren die Männer keine unbewaffneten Kämpfe,
oder?«
    »Nein, Senator.
Verzeih mir, aber wir betrachten solche Schlägereien als eines
Kriegers unwürdig.«
    »Das habe ich
befürchtet. In Ordnung, Archelaus, du kannst die Männer
wieder an ihre Arbeit schicken.«
    Er geleitete mich zur
Tür. »Tut mir leid, dass ich dir nicht weiterhelfen
konnte.«
    »Oh, man kann
nie wissen, was sich womöglich als hilfreich entpuppt. Ich
danke dir.« 
    »Wann
möchtest du dir meine Bediensteten in der Via Aurelia
ansehen?«
    »Oh, dafür
finde ich demnächst bestimmt irgendwann die Zeit. Du musst
dich nicht darum kümmern.« Natürlich wollte ich
nicht, dass er meinen Besuch vorher ankündigte. Mittlerweile
hegte ich kaum noch Argwohn gegen ihn oder seine Bediensteten, aber
es zahlt sich immer aus, auf der Hut zu sein.
    Der Nachmittag war
inzwischen weit fortgeschritten. An den meisten Tagen hätte
ich mich um diese Zeit in die Bäder begeben und den Rest des
Tages Klatsch und Tratsch austauschend auf der faulen Haut gelegen,
aber an diesem Tag verspürte ich den Drang, mich etwas aktiver
zu betätigen. Ich spürte, dass

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