Die Feinde des Imperators
als ob nicht die Spur von Feindschaft zwischen unseren
Reichen herrschte. Oder, besser gesagt, zwischen Rom und Parthien,
denn er selbst war ja gar kein Parther. »Bitte, komm mit
mir.« Anstatt wie üblich zum Wasserbecken zu gehen,
führte er mich drei Treppen hinauf auf das Dach des Hauses,
das mit Blumenkästen und kleinen, in großen
Tontöpfen wachsenden Bäumen in einen wahren Garten
verwandelt worden war. Die Balken über uns waren kahl, aber es
war ein warmer Tag für die Jahreszeit, und es war ein
angenehmer Ort, um sich zu unterhalten, der zudem einen herrlichen
Blick auf die Nordseite des Circus bot.
Wir setzten uns jeder
auf einen der hübsch geflochtenen Stühle, schwiegen,
während die üblichen Leckereien aufgetragen wurden, und
redeten, während wir aßen, nicht über wichtige
Dinge. Er war ein römischer Bürger, der aus einem vor
langer Zeit hellenisierten Teil des Ostens stammte, doch ich
wusste, dass er die östliche Gepflogenheit befolgte, alles
Geschäftliche zu meiden, bis der Gast gegessen hatte. Ich
hatte an diesem Brauch nichts auszusetzen, denn der Tisch war mit
einer stattlichen Auswahl an bescheidenen, jedoch zugleich
erlesenen Leckereien gedeckt. Nichts war so üppig; dass es als komplettes
Mahl hätte gelten können, wofür wieder ganz eigene
Regeln zum Tragen gekommen wären, aber die Zutaten der kleinen
Speisen waren allesamt von höchster Qualität. Die hart
gekochten Eier waren in Hälften geteilt und die Eidotter mit
einer Paste aus Sardellen, Oliven und Essig vermengt, und die
gegrillte Wachtel war mit Pinienkernen gefüllt.
Als ich satt war,
stieß ich einen genüsslichen Rülpser aus, und wir
kamen zur Sache. »Zunächst einmal, Archelaus,
möchte ich dir mein Bedauern angesichts deiner misslichen Lage
bekunden. Dieser Zwischenfall kürzlich im Senat war fehl am
Platze. Und er war auch sehr untypisch für
Caesar.«
»Etliche deiner
Kollegen haben mich seitdem aufgesucht und mir gegenüber das
Gleiche bekundet. Ich werde den Vorfall nicht als charakteristisch
für den römischen Senat in seiner Gesamtheit
betrachten.«
»Und er ist auch
nicht charakteristisch für das römische Volk«,
erklärte ich. »Die Leute lieben Caesar, aber nur wenige
Römer sind auf einen weiteren Krieg mit Parthien erpicht. Sie
waren gegen Crassus' Feldzug und glauben, dass er bei Carrhae
bekommen hat, was er verdient hat. Es ist eine Riesenschande, dass
dort mit ihm so viele gute Römer ebenfalls den Tod gefunden
haben, aber so etwas ist nun einmal zu erwarten, wenn ein Idiot das
Sagen hat. Ich würde unsere Adler auch lieber durch
Verhandlungen zurückerlangen.«
»Das ist
verständlich. Überbringst du mir eine persönliche
Nachricht von Caesar?«
Alle Welt hielt mich
für Caesars Boten. Vermutlich war es eine logische Annahme.
»Ich fürchte nein. Genau genommen bin ich wegen meiner
Ermittlungen im Fall der ermordeten Astronomen
hier.«
»Ich habe mich
schon gefragt, wie es damit vorangeht. Der arme Demades. Und wie
ich hörte, folgte ihm kurz darauf Polasser aus
Kish.«
»So ist es.
Erinnerst du dich, dass Demades' Genick auf äußerst
merkwürdige Weise gebrochen war?«
»Ja,
lebhaft.«
»Polasser starb
auf die gleiche Weise. Ich habe Grund zu der Annahme, dass beide
von einem Auftragsmörder umgebracht wurden, der aus einem der
östlichen Teile der Welt stammt.«
Er dachte darüber
nach. »Und ich stamme, obwohl ich ein römischer
Bürger bin, ebenfalls aus dem Osten. Aber welches Interesse
sollte ich daran gehabt haben, zwei Astronomen töten zu
lassen?«
»Oh, bitte
versteh mich nicht falsch. Ich verdächtige dich nicht etwa
irgendeiner Komplizenschaft. Ich glaube, dass es sich bei dem
Mörder aller Wahrscheinlichkeit nach um einen
Berufsmörder handelt, der seine Dienste anbietet und
vermutlich von einem römischen Auftraggeber angeheuert wurde.
Du bist erst kürzlich aus dem Osten hierhergekommen, und du
repräsentierst einen bedeutenden Monarchen, deshalb gehe ich
davon aus, dass du mit einem deiner Position gebührenden
Gefolge gereist bist?«
»Der König
wollte mir ein weitaus größeres Gefolge
aufdrängen«, entgegnete er, »aber ich habe ihm
klarzumachen versucht, dass im Westen von den Gesandtschaften
Bescheidenheit erwartet wird. Doch er hat darauf bestanden, dass
ich zumindest eine von ihm als absolutes Minimum erachtete Eskorte
an Leibwächtern und Bediensteten mitnehme. Wenigstens konnte
ich ihm die Unterhalter, Jäger und Hundeführer
ausreden.«
»Sind
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