Die Feinde des Imperators
meine Taille Fett ansetzte
und ich schlaff wurde. Das durfte ich nicht zulassen. Wer
Mordermittlungen durchführt, läuft häufig Gefahr,
Opfer von Gewalt zu werden. Und das ganz alltägliche Leben in
Rom stellte zu der damaligen Zeit eine noch größere
Gefahr dar. Außerdem konnte es mir, wie Julia nicht müde
wurde zu betonen, jederzeit blühen, dass Caesar mir das
Kommando einer Armee übertrug und mich losschickte, um gegen
Sextus Pompeius zu kämpfen oder Äthiopien oder sonst
irgendeine entlegene Region zu erobern. Als Propraetor war ich
mutmaßlich für derartige militärische Würden
qualifiziert, aber ich fand, dass das Durchlaufen der erforderlichen
Ämter einen noch lange nicht zu einem guten Feldherrn machte,
wie geheiligt auch immer der überlieferte Brauch sein mochte.
Nun ja, die Entscheidung würde sowieso nicht von mir getroffen
werden.
Natürlich gab es
auch in den Bädern die entsprechenden Einrichtungen, um sich
körperlich zu ertüchtigen, doch ich hatte das
Gefühl, dass ich etwas brauchte, das mich ein bisschen mehr in
Schwung brachte; also überquerte ich den Fluss und ging zum
Ludus. Hermes war noch da, und ausnahmsweise war ich darüber
einmal nicht ungehalten. Eigentlich sollte er sich ab mittags zu
meiner Verfügung halten, auch dann, wenn ich keinen Wert auf
seine Gegenwart legte. Aber wenn ich ihn ließe, würde er
sein ganzes Leben im Ludus verbringen, und da ich ihn
unüberlegterweise in die Freiheit entlassen hatte, nutzte er
seinen neuen Status schändlich aus.
Doch genau in diesem
Moment benötigte ich einen Übungspartner, und Gladiatoren
erfüllten diesen Zweck nur selten zu meiner Zufriedenheit.
Entweder ließen sie sich von meinem Status als Senator zu
sehr einschüchtern und lieferten mir keinen ordentlichen
Kampf, oder sie waren brutale Rohlinge, die mich nur zum Spaß
blutig schlugen. Hermes hingegen war sowohl mit meinen
Fähigkeiten als auch mit meinen Launen seit langem bestens
vertraut.
Als ich den
Übungsplatz betrat, kam der Ausbildungsleiter auf mich zu.
»Willst du den Doktor besuchen, Senator? Ich fürchte, er
ist heute Morgen irgendwohin gegangen und noch nicht
zurückgekehrt.« Der Mann war, wie alle anderen Ausbilder
auch, ein ehemaliger Gladiator. Sein Kampfname lautete Petraites,
und seine zahlreichen furchterregenden Narben kündeten von
Asklepiodes' hoher Kunst im Vernähen von Wunden. Petraites
gehörte jener Schule an, die wir zu der Zeit noch als die
samnitische bezeichneten. Das bedeutete, dass er mit dem
großen Legionärsschild und dem kurzen Schwert
kämpfte; normalerweise trug er einen Helm, mindestens eine
Beinschiene und immer den breiten Bronzegürtel unserer
ehemaligen samnitischen Feinde. Die größten und
kräftigsten Männer kämpften in dieser Kategorie. Da
die Samniten seit einer Generation römische Bürger sind,
hat der Erste Bürger diesen Kampfstil umbenannt; er nennt sich
jetzt Murmillo. Der Erste Bürger liebt es, alles streng in
Kategorien einzuteilen.
»Nein,
Petraites, ich bin hier, um ein bisschen zu üben. Ich setze
Fett an.«
»Es ist immer
gut, mit dem Schwert zu üben, um in Form zu bleiben. Einige
deiner Mitsenatoren sind heute ebenfalls hier. In Anbetracht
dessen, dass uns ein großer Krieg bevorsteht, wollen viele
noch ein bisschen Speck wegtrainieren, bevor sie nach Parthien
aufbrechen.«
Es war damals ganz und
gar nicht unüblich, dass Männer der höheren Kreise
mit den Munera-Kämpfern übten. Dies ist eine weitere
Praxis, gegen die der Erste Bürger energisch vorgegangen ist.
Er mag es nicht, dass sich Aristokraten mit dem Mob vermischen. In
jener Zeit waren die Kämpfer überwiegend Freiwillige, und
selbst die verurteilten Kriminellen und die Kriegsgefangenen
verpflichteten sich häufig weiter, wenn sie ihre Strafen
überlebt hatten, denn für einen mittellosen Mann ohne
sonstige vermarktbare Fähigkeiten war das Leben als Gladiator
nicht schlecht. Man lief zwar Gefahr, getötet zu werden, doch
Senatoren wurden ebenfalls getötet. Eigentlich lief jeder
Gefahr, getötet zu werden.
Ich beobachtete die
Männer eine Weile beim Üben. Ob Sklave oder freier
Bürger, freiwilliger Kämpfer oder verurteilter
Krimineller, Eques oder Senator - alle legten sich mächtig ins Zeug
und schwitzten und schlugen und stachen zu. Einige der
hochgeborenen Männer waren erstaunlich gut. Ich sah den
bedeutenden Senator Baibus mit einem berühmten Thraker namens
Bato kämpfen. Das heißt, er gehörte der thrakischen
Schule an und
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