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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Ich
habe damals nicht auf den Rat gehört, warum sollte er es
tun?«
    Ich ging zu einem der
Regale mit den Ausrüstungsgegenständen, warf meine Toga
darauf und wählte einen Übungsschild aus Korbgeflecht und
ein Holzschwert aus. Beides war so gewichtet und austariert, dass
man das Gefühl hatte, echte Waffen in der Hand zu halten.
Gladiatoren übten häufig mit Waffen, die das doppelte und
sogar dreifache Gewicht echter Waffen hatten, um Muskeln aufzubauen
und damit ihnen die echten Waffen, wenn sie ernsthaft
kämpften, leicht vorkamen. Ich hatte das immer für eine
fragwürdige Praxis gehalten, und Asklepiodes stimmte mir zu.
Er war der Meinung, es verursache eher Übungsverletzungen, als
dass es für irgendetwas gut war.
    »Also
los«, wandte ich mich an Hermes. »Lass uns
kämpfen.«
    »Ich bin
erschöpft«, protestierte er. »Ich bin schon den
ganzen Tag hier.«
    »Das ist dein
Problem«, entgegnete ich. »Jetzt musst du dafür
büßen.« Ich attackierte sein Gesicht und zwang
ihn, seinen Schild zu heben, dann riss ich das Schwert nach unten
und stieß es in Richtung des Oberschenkels seines
Führungsbeins. Er wich beiden Attacken mit Leichtigkeit aus.
Ob erschöpft oder nicht, er war gut fünfzehn Jahre
jünger als ich und übte täglich mit dem Schwert. Wir
kämpften ziemlich lange, und ein paarmal hätte ich ihn
beinahe besiegt, doch schließlich konnte ich nicht mehr und
musste Schluss machen. Die Zuschauer spendeten uns
Höflichkeitsapplaus, und Baibus nahm mir meinen Schild und
mein Schwert ab, die ich zu dem Zeitpunkt kaum noch hochhalten
konnte.
    »Du bist nicht
weit von deiner Bestform entfernt, Decius Caecilius«, sagte
er.
    »Du bist
wirklich zu liebenswürdig. Aber ich werde alt und
schlaff.«
    »Dafür hast
du eine Menge raffinierte und gefährliche Manöver auf
Lager. Das kompensiert die Langsamkeit ein wenig, die sich mit
zunehmendem Alter einschleicht.«
    »Ich habe nie
einen Hehl daraus gemacht, dass ich es auf dem Schlachtfeld zu
keinerlei Ehre gebracht habe.« Ich sah Asklepiodes in der
Menschenmenge stehen, die uns beim Kämpfen zugesehen hatte.
»Bitte entschuldige mich, ich muss mit dem Arzt
sprechen.«
    »Ich muss auch
mit ihm reden«, sagte Baibus. Also gingen wir zu
ihm.
    »Ihr habt beide
gut gekämpft«, lobte uns der Grieche.
    »Ich kann
Senator Baibus nicht das Wasser reichen«, erklärte ich
wahrheitsgemäß.
    »Doktor«,
wandte Baibus sich an Asklepiodes, »ich spüre so ein
Ziehen in meinem rechten Bein, das behandlungsbedürftig ist.
Kommt, ich lade euch alle zum Essen ein.« 
    »Ich war den
ganzen Tag unterwegs«, protestierte Asklepiodes. »Gehen
wir lieber in meine Wohnung, und ich lasse uns etwas zu essen
bringen.« Ärzte sind normalerweise dafür bekannt,
ihr Essen gern bei anderen Leuten zu schnorren, doch Asklepiodes
war aufgrund seiner außergewöhnlichen medizinischen
Fähigkeiten ein reicher Mann geworden. Die Behandlung der
Gladiatoren der Schule kostete ihn nur die Hälfte seiner Zeit.
Damals wurde unter den Römern, die der herrschenden Klasse
angehörten, so viel gekämpft, dass er ein Vermögen
damit verdiente, die Schnitt- und Stichwunden zu nähen, die
die Haut der Aristokraten wie militärische Auszeichnungen
zierten. Einmal hatte er einen Schädelbruch sogar direkt in
der Curia Hostilia verarztet, weil der niedergeschlagene Senator
transportunfähig gewesen war.
    Wir ließen uns
in seinem geräumigen Empfangsraum nieder und entspannten uns
inmitten seiner stattlichen Waffensammlung. Er erteilte seinen
schweigenden Sklaven in ihrem unverständlichen
ägyptischen Dialekt Anweisungen und wandte sich dann Baibus
zu. »Dann wollen wir uns das Bein mal
ansehen.«
    Baibus legte seinen
Fuß gehorsam auf eine Art Schemel, den Asklepiodes eigens
entworfen hatte, um Beine fixieren und untersuchen zu können.
Der Grieche machte sich daran, das muskulöse Bein abzutasten,
und gab wissende Laute von sich.
    »Und? Wohin wird
es dich ziehen, Baibus?«, fragte ich. »Nach
Parthien?«
    »Ziemlich
sicher. Caesar ist mein Patron, und zurzeit liegt er sich mit
Antonius in den Haaren, deshalb werde vermutlich ich sein Legat
werden, wenn nicht sogar sein Magister equitum. Antonius soll in
Rom bleiben.«
    »Das habe ich
auch gehört. Mein Frau befürchtet, dass er die ganze
Stadt plündern wird.«
    »Das ist
unwahrscheinlich. Er wird alle kräftig auspressen, aber er ist
ein zu gewiefter Politiker, um es zu übertreiben.
Schließlich wird Caesar eines Tages zurückkehren,

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