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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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und
Antonius wird nicht bei ihm in Ungnade fallen
wollen.«
    »Da bin ich mir
nicht so sicher. Antonius' Hang, sich extrem zu benehmen, hat sogar
noch zynischere Männer als mich
überrascht.«
    »Dann werden wir
sehen, wie sehr er Caesar fürchtet.«
    Asklepiodes beendete
seine Untersuchung. »Du musst das Bein mindestens einen Monat
lang schonen. Du hast eine Sehnenzerrung im Knie, und so etwas
braucht seine Zeit, um zu heilen. Ich weiß, wie schwer es
für einen so aktiven Mann wie dich ist, sich zu schonen und zu
entspannen, aber ich muss darauf bestehen: kein Laufen, kein
Ringen, kein Kämpfen, und zwar mindestens einen Monat lang.
Was du darfst, ist Reiten, aber beim Absteigen musst du
äußerst vorsichtig sein und daran denken, das gesunde
Bein zu belasten.«
    »Klingt ziemlich
öde«, brummte Baibus.
    »Trotzdem musst
du dich an meine Anweisungen halten«, insistierte
Asklepiodes. »Wenn die Verletzung sich verschlimmert, hast du
womöglich für den Rest deines Lebens
Probleme.«
    Baibus musterte
zweifelnd sein Knie. »Es sieht doch ganz gesund
aus.«
    Asklepiodes seufzte,
wie es jeder andere Experte getan hätte, der die Einwände
eines Ignoranten ertragen musste. »Die Verletzung ist
innerlich und daher nicht sichtbar. Aber du spürst sie doch,
oder etwa nicht? Es dauert seine Zeit, bis sie geheilt ist, genauso
wie bei einer Schnittverletzung oder einem Knochenbruch. Deshalb
beschwöre ich dich, dich an meine Anweisungen zu
halten.«
    »Na gut«,
entgegnete er missmutig.
    »Manche Leute
muss man dazu überreden, am Leben zu bleiben und auf ihre
Gesundheit zu achten«, stellte der Arzt fest.
    »Gibt es
irgendwelche Fortschritte, was die Genickbrüche
angeht?«, fragte ich.
    »Ich habe die
Leute darüber reden hören«, sagte Baibus. »Wo
liegt denn das Problem?«
    Also mussten wir die
ganze Geschichte von den gebrochenen Genicken, den
merkwürdigen Malen und der Ratlosigkeit des Arztes angesichts
der angewendeten Hebelwirkung erneut erzählen. Genau wie
Brutus stellte Baibus den mutmaßlichen Mordakt sofort mit
seinen riesigen Händen nach, mit denen er einem Mann den Kopf
vermutlich problemlos einfach hätte abdrehen können, wenn
er es gewollt hätte. »Ich verstehe, worauf ihr
hinauswollt«, sagte er. »Ich habe so etwas auch noch
nie gesehen. Irgendwie muss man die ersten beiden Knöchel
jeder Hand direkt unterhalb des Schädels gegen die
Wirbelsäule drücken, eine Hand auf der einen Seite der
Wirbelsäule und die andere auf der anderen, und so viel Kraft
ausüben, dass die Wirbel herausbrechen.«
    »Du
verfügst über gute Anatomiekenntnisse«, stellte
Asklepiodes fest.
    »Mein alter
Ringkampfausbilder wusste über das Thema wahrscheinlich so
viel wie du, Doktor.«
    »Dann war er
vermutlich Grieche, oder?«, entgegnete
Asklepiodes.
    »Nein, ein
Phönizier aus Cartago Nova.«
    »Verstehe.
Für Barbaren kennen sie sich in den Belangen der Anatomie auch
ziemlich gut aus.«
    »Ich kann mir
beinahe lebhaft vorstellen, wie die Tat durchgeführt worden
sein könnte«, sagte Baibus stirnrunzelnd, »aber
irgendetwas leuchtet mir nicht ganz ein. Heute Abend werde ich
meinen Familiengöttern ein Opfer darbringen - vielleicht
schicken sie mir einen Traum, der mir die Technik
offenbart.«   
    »Ich hoffe, dass
deine Götter kooperationswilliger sind als meine«,
entgegnete Asklepiodes. »Ich habe regelmäßig Opfer
dargebracht, und bisher ist dabei noch nichts
herausgekommen.«      
    Die Sklaven brachten
unser Essen herein, und wir machten uns darüber her und
tauschten eine Weile Tratsch und andere Belanglosigkeiten aus.
Meine Gedanken wanderten zu meinem jüngsten Gespräch mit
Archelaus.
    »Was hältst
du eigentlich von dieser ungewöhnlichen Szene im Senat,
Baibus?«
    Er setzte seinen
Becher ab. »Du meinst Caesars Zurechtweisung des parthischen
Gesandten? Das war ziemlich ruppig, aber ich habe spanische
Könige kennengelernt, die Gesandte, von denen sie beleidigt
wurden, bei lebendigem Leib gehäutet und die gegerbte Haut dem
Herrscher, der den Gesandten geschickt hatte, als Antwort haben
zukommen lassen.«
    »Hier in Rom
sind wir ein wenig kultivierter«, erwiderte ich, »und
Caesar ist selbst für einen Römer ein kultivierter
Mann.«
    »Caesar ist kein
junger Mann mehr«, bemerkte Baibus. »Alte Männer
werden manchmal unleidlich.«
    »Das ist genau
das, was Rom braucht«, entgegnete ich. »Einen
unleidlichen Diktator. Griesgrämigkeit ist nicht gerade eine
Eigenschaft, die man sich von einem Mann

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