Die fernen Tage der Liebe
sobald sie ihren Namen
geändert und sich eine Band gesucht hatte.
April studierte die Zeilen noch eine Weile, dann klappte sie das Notizbuch zu und steckte es wieder in die Hosentasche. Sie
begann, in der Schublade nach einem Top zu wühlen.
Die einzige Möglichkeit, ihrem erbärmlichen Leben zu entrinnen, würde darin bestehen, so weit wie möglich abzuhauen. Aber
dafür brauchte sie einen Wagen und musste außerdem noch ein Jahr auf ihre vorläufige Fahrerlaubnis warten, vielleicht sogar
zwei, wenn dieses dämliche Gesetz zur Anhebung des Führerscheinalters durchkam.
Es sei denn, ihre Mutter würde ganz plötzlich und vollkommen gegen ihre Natur ihre Meinung ändern und sich darauf einlassen,
ihr das Fahren beizubringen.
Oder … jemand anderes brachte es ihr bei.
What’re you thinkin’ about, Mr. Ear Hair
April machte die Schlafzimmertür auf.
»Mom, wir können doch ins Diner gehen, wenn du immer noch willst«, rief sie. »Ich habe eine Idee für mein Referat und würde
gern deinen Rat hören.«
5
Nick Warrington lief langsamer. Besser, er ließ es vorsichtig angehen. Er war überrascht, dass er in Begleitung dieser Frau
war. Besser gesagt, er war regelrecht baff.
»Weiter?«, fragte er.
Peggy Gallagher sah zu ihm hoch, auf ihrer Oberlippe lag ein dünner Schweißfilm.
»Was sind Sie, eine Maschine?«, fragte sie. Theatralisch wedelte sie mit der Hand vor ihrem Gesicht. »Was sollen denn die
Leute sagen, wenn ich morgen komisch gehe?«
Nick wurde rot. Sie waren noch keine Stunde zusammen, und schon gestattete sie sich lockere Zweideutigkeiten. Aber vielleicht
hatte sie es ja gar nicht so gemeint. Er befahl sich, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen.
Die Highschool-Laufbahn von Woodlake füllte sich mit Walkern. Einige hatten sich pinkfarbene Startnummern angeheftet. Viele
trugen einfach bequeme Straßenklamotten und Turnschuhe, aber die meisten hatten Läufer-Outfits an. Eine Menge Frauen trugen
zueinander passende Nylonhosen und Jacken zur Schau. Aber Nick fand, dass keine so durchtrainiert und schlank aussah wie Peggy.
»Als Ko-Vorsitzender könnte es einen schlechten Eindruck machen, wenn ich mich hinsetze«, erklärte er. »Aber Sie können trotzdem
ruhig eine Pause machen.«
Peggy nickte. »Wie viele Runden sind es noch mal pro Einheit?«
»Vier. Mit jeder löst man eine Spendenzusage ein.«
»Und wie viele haben wir schon?«
»Einheiten oder Runden?«
»Einheiten, Sie Dummerchen.«
Nick wünschte sich, er würde nicht immer so schnell rot werden. Ihr »Dummerchen« war als Zärtlichkeit gemeint gewesen, als
Liebkosung.
»Na ja, zusammen haben wir jetzt drei Viertel einer Einheit. Aber ich habe schon sechs Einheiten absolviert, bevor Sie gekommen
sind.« Er hoffte, dass er sich nicht anhörte, als sei er verärgert. Sie war über eine Stunde zu spät erschienen, aber er war
weniger irritiert gewesen als … erwartungsvoll? »Ich hatte mich ja zu fünf verpflichtet, deshalb musste ich früher da sein«,
ergänzte er rasch. »Aber ich habe jemanden, der sich nachher ums Aufräumen kümmert, also können wir gehen, sobald ich fertig
bin.« Nick biss sich auf die Lippe. »Wir könnten ja irgendwo eine Kleinigkeit essen. Zum Beispiel in der Filling Station.«
»Mögen Sie die Filling Station?«, fragte Peggy.
Hatte er mit seinem Diner-Vorschlag etwas über sich selbst preisgegeben? Mit Marilyn war er früher oft in die Filling Station
gegangen. Als Marilyn dann das griechische Omelette nicht mehr mochte, zu schlabbrig und nicht genug schwarze Oliven, waren
sie ins Pantheon gewechselt. Seit er zum letzten Mal mit Marilyn im Pantheon gegessen hatte, war Nick nicht mehr dort gewesen.
Er wollte auch nicht wieder hin und würde diese Alternative deshalb nicht vorschlagen.
»Mir ist es überall recht«, sagte er. »Ich dachte nur, mit unseren Laufklamotten sollten wir vielleicht nicht in einen zu
noblen Schuppen gehen.«
»Also, dafür ist die Filling Station jedenfalls perfekt.«
Peggy winkte jemandem zu, der am Rand der Laufbahn stand. Nick sah, wie Peter Jackson zurückwinkte, er stand neben einem Spruchband
mit der Aufschrift »Walken für neue Heilverfahren«.
»Kennen Sie ihn?«, wollte Nick wissen und bedauerte die Frage sofort. Es war doch offensichtlich, dass sie ihn kannte.
»Mein Ex und ich waren mit ihm und seiner Ex befreundet«, antwortete Peggy. »Sie ist dann mit ihrem neuen Mann weggezogen.
Peter und ich sind Freunde
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