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Die fernen Tage der Liebe

Die fernen Tage der Liebe

Titel: Die fernen Tage der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James King
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überlege. Sie hat mich wohl ziemlich gut durchschaut.
     Marilyn und ich konnten stundenlang zusammen sein, ohne ein Wort zu sagen, da war nichts dabei. Jedenfalls bin ich wohl ein
     bisschen aus der Übung, schätze ich. Tut mir leid.«
    »Machen Sie sich nicht immer so einen Kopf.«
    Das gefiel Nick. Er fing langsam an, in Peggy Gallagher eine Frau zu sehen, die nicht nur hübsch war, sondern sich auch keine
     allzu großen Gedanken über Smalltalk oder die richtige Wortwahl machte. Sie schien nett zu sein. Und wenn man all dies in
     Betracht zog, fragte er sich, ob Marilyn sie wohl auch nett gefunden hätte.
    »Aber als eine Frau und als Ihre Freundin«, fuhr Peggy fort, »erlaube ich mir einen Rat. Vielleicht sollten Sie ein bisschen
     darauf achtgeben, wie viel sie über Ihre Frau erzählen. Mich stört das nicht. Ich finde es sogar reizend. Aber andere Frauen
     würden vielleicht nicht gerne so viel über diese perfekte Frau hören. Nebenbei bemerkt ist keine Frau perfekt.«
    Nick merkte, wie er wieder rot wurde. »Sie haben recht«, sagte er. »Tut mir leid.«
    »Also, hier kommt eine Frage.«
    »Okay.« Nick gefiel Peggys unverblümte Art, einfach das Thema zu wechseln.
    »Als Sie mich eingeladen haben, musste ich natürlich ein paar Erkundigungen einziehen. Also habe ich Peter über Sie ausgefragt.
     Vielleicht war er auch derjenige, der behauptet hat, Sie seien geschieden. Egal, jedenfalls hat er mir erzählt, dass Sie so
     eine Art Redakteur sind. Dass Sie für eine große Zeitschrift arbeiten. Stimmt das?«
    Eigentlich stimmte das nur noch halb, seit er immer öfter freiberuflich für die Zeitschrift arbeitete, bei der er früher einen
     festen Job gehabt hatte. Aber jetzt war nicht der Moment, die Unterschiede zwischen Freiberuflern und Festangestellten aufzudröseln.
     Es würde sich hoffentlich später schon noch eine Gelegenheit ergeben, den Eindruck, den Peggy von seiner Arbeit hatte und
     offenbar sehr schätzte, zu korrigieren.
    »Genau«, sagte er. »Außerdem schreibe ich ein bisschen.«
    »Das muss ja wahnsinnig interessant sein.«
    Nick versuchte, möglichst bescheiden die Achseln zu zucken. »Es ist nicht so glamourös, wie viele Leute glauben«, sagte er
     leichthin. »Aber trotzdem hat es mir immer viel Spaß gemacht. Gott sei Dank. Nach Marilyns Tod habe ich mich regelrecht in
     die Arbeit gestürzt.« Sofort zog sich ihm der Magen zusammen.
Jetzt hör endlich auf mit deiner toten Frau.
    »Ich habe eine Idee für unser nächstes Treffen … eigentlich ist es eher eine Bitte«, sagte Peggy.
    Er hätte es ihr nicht verdenken können, wenn sie jetzt gesagt hätte: »Wie wäre es, wenn wir Ihre Frau in Frieden ruhen lassen.«
     Doch stattdessen hatte sie
unser nächstes Treffen
in den Raum gestellt, und das hieß doch wohl, dass er sie noch nicht vollkommen verprellt hatte. Und bildete er sich das nur
     ein, oder war sie gerade ein Stückchen näher an ihn heranrückt?
    »Wenn Sie irgendwann vorbeikommen und mich abholen, könnten Sie dann vielleicht auch ein paar Minütchen für Bobby erübrigen?«
    »Bobby?«
    »Das ist mein Sohn, schon vergessen, Dummerchen?« Jetzt war sie ihm aber definitiv näher gerückt. »Er kommt einfach nicht
     mit seinem Aufsatz für die College-Bewerbung zu Rande. Vielleicht könnten Sie ihm ja unter die Arme greifen. Meine Vorschläge
     hört er sich natürlich nicht mal an. Was weiß ich denn schon? Ich bin ja nur die Frau, die sich darum gekümmert hat, dass
     er seine Hausaufgaben macht, und ihn für seine Lacrosse-Spiele kreuz und quer durch diesen verfluchten Staat gefahren hat.«
    Nick versuchte, sich Bobby vorzustellen. Der Name klang nach einem kleinen Jungen. Aber Bobby war eine Sportskanone, die sich
     fürs College bewarb. Er musste schon siebzehn oder achtzehn sein und war wahrscheinlich stämmiger als Nick selbst.
    »Selbstverständlich erwarte ich nicht von Ihnen, dass Sie ihm den Aufsatz abnehmen«, fuhr Peggy fort. »So etwas würde ich
     nie dulden. Erklären Sie ihm einfach nur aus ihrer Profi-Warte, wie ein guter Aufsatz auszusehen hat. Vielleicht eine Art
     ersten Entwurf. Er ist nicht auf den Kopf gefallen. Wenn man ihm erst mal eine Idee liefert und vielleicht sogar eine wirklich
     nur ganz grobe Skizze – danach kommt er schon selbst klar. Obwohl es natürlich wundervoll wäre, wenn Sie mal einen Blick drauf
     werfen würden, wenn er fertig ist. Und danach gehen wir zu unserer Verabredung.«
    Unsere Verabredung.
So hatte das Marilyn immer

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