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Die fernen Tage der Liebe

Die fernen Tage der Liebe

Titel: Die fernen Tage der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James King
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ich nicht genug für die Schule mache, obwohl ich überall eins stehe. Immer.
    Haut Dad ständig in die Pfanne, gibt es aber nicht zu. Immer.
     
    April hörte auf zu tippen. Es lohnte sich nicht weiterzumachen. Unmöglich würde Heather, auch wenn sie noch so viele gemeine
     Lügen verbreitete, ihre Mutter verdrängen können.
    Eine Instant Message erschien auf ihrem Bildschirm. Natürlich von Heather. »Bist du da????!«
    April sah nach, ob sonst noch jemand online war, Keith zum Beispiel. War er natürlich nicht. Logisch, jeder mit einem Hauch
     von Leben war jetzt auf Achse und unternahm etwas Interessantes. Bestes Gegenbeispiel: Heather, die offenbar nichts Besseres
     zu tun hatte, als über ihr erbärmliches Sexualleben Märchen zu erzählen. Und da Aprils Mutter darauf bestanden hatte, dass
     sie zum ersten Mal nach ein paar Jahrhunderten wieder ihren Großvater besuchte, hatte sie nun ebenfalls nichts Interessantes
     am Laufen.
    April ließ sich auf ihr Bett fallen, lag dann mit hinter dem Kopf verschränkten Armen da und starrte die Decke und ihr
Don’t Care-
Poster an. Noch so ein wunder Punkt bei ihrer Mutter, die wollte, dass sie es abnahm. Laufend drohte sie damit, es selbst
     herunterzureißen, weil sie es »unschicklich« fand, im Bett zu liegen und einen Kerl anzugaffen – »besonders dieses widerliche
     Exemplar«. Aber wie üblich hatte ihre Mutter keinen blassen Schimmer. Was April interessierte, war gar nicht dieser koksende
     Hänfling Ian Max mit seinen viel zu übertriebenen Tattoos und Piercings und der demonstrativen und ordinären Art, wie er zwischen
     seinen Beinen auf der Gitarre spielte. Sie konzentrierte sich auf Roxie Reece, die Leadsängerin von DC und gegenwärtige Nummer
     eins auf Aprils OO-Liste.
    Ihre Mutter hatte gemeint, bei Roxies Namen würde jeder sofort an eine Stripperin denken, aber April war das egal. Sie fand
     es klasse, wie Roxie sang, ohne Ian dabei auch nur eines Blickes zu würdigen. Manche Gruppen machten ein Riesentamtam daraus,
     wie sie einander beim Spielen und Singen ansahen und gegenseitig anbrüllten. Alle mal hergucken! Wir Rock-Götter haben jede
     Menge Spaß, während ihr armen Würstchen da unten uns anbetet. Das war nicht Roxies Stil. Schon an ihrem Gesichtsausdruck konnte
     man ablesen, dass es ihr nur um die Musik ging, um ihren Song, und ihr das Publikum oder ihr Aussehen und sogar der völlig
     minderbemittelte Gitarrist nebenan schnurzegal waren.
    Über ein Special auf MTV hatte April erfahren, dass Roxie aus einer kaputten Familie in Kalifornien stammte. Sie hatte in
     einer Ecke von San Francisco namens North Beach abgehangen und eigentlich nur den Bands vor Ort in den Ohren gelegen, dass
     sie sie singen lassen sollten. Schließlich hatte sie sich mit Ian Max zusammengetan, und die beiden hatten eine Band gegründet.
     Es gab Gerüchte über Roxie und Ian, aber April wusste, dass dieser Schwachkopf Roxie eigentlich nicht die Bohne interessierte.
     Nicht Ian, sondern Roxie hatte den besten Song geschrieben. Dem Rolling Stone zufolge war Roxie diejenige, die sich um die
     Finanzen kümmerte und die Kautionen bezahlte, wenn Ian wieder mal ein Hotelzimmer verwüstet hatte oder mit einer Sechzehnjährigen
     erwischt worden war. Wofür brauchte Roxie Ian überhaupt? Für gar nichts. Das war das Einzige, was April bei ihr nicht verstand.
     Warum schickte Roxie diesen Loser denn nicht einfach in die Wüste?
    April schrak hoch, als sich plötzlich der Türknauf drehte, gefolgt von gereiztem Klopfen und der Stimme ihrer Mutter. Sie
     klang, als würde man mit den Fingernägeln über eine Tafel kratzen.
    »April, warum ist abgeschlossen?«
    »Weil ich mir gerade LSD reinschiebe.«
    »Das ist nicht witzig. Mach auf.«
    »Ich ziehe mich gerade um!«, schrie April vom Bett, ohne sich zu rühren. »Meine Güte!«
    »Wofür ziehst du dich um?« Die Stimme ihrer Mutter wurde von der Tür nur wenig gedämpft. April fiel ein neuer Songtitel ein:
Door Voices.
Nein, dann würden die Leute denken, da hätte jemand Jim Morrison abgekupfert.
Doors and Voices.
Schon besser.
Voices through Door.
Na bitte!
    »Was machst du da drinnen? Du hast mir nicht gesagt, dass du noch ausgehst. Und wer hat dir das überhaupt erlaubt?«
    »Ich gehe nicht mehr weg. Mach dir bloß keine Sorgen, ich könnte mir ein bisschen Spaß gönnen«, antwortete April. Sofort biss
     sie sich auf die Lippe. Sie hatte aus purem Reflex geantwortet und wie üblich das erste Beste von sich gegeben,

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