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Die fernen Tage der Liebe

Die fernen Tage der Liebe

Titel: Die fernen Tage der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James King
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geblieben.«
    Freunde
, hatte sie gesagt, so wie:
nichts dabei.
Und was Nick betraf, war ja auch nichts dabei. Schließlich hatte er selbst auch eine Menge Freundinnen. Besser gesagt, er
     hätte eine Menge Freundinnen haben können, wenn er sich darum kümmern würde.
    »Machen wir doch noch eine Runde zusammen, bevor ich ein Päuschen einlege«, schlug Peggy vor. Irgendwas an der Art, wie sie
zusammen
gesagt hatte, ließ die anderen Walker für einen Moment einfach verschwinden. Eine kühle Brise zerrte an Nicks T-Shirt.
    »In Ordnung«, sagte er.
    Peggy brachte eine Sonnenbrille zum Vorschein. »Wird langsam zu hell hier draußen.« Sie schob ihre Baseball-Kappe wieder zurecht
     und zupfte an dem blonden Pferdeschwanz, der hinten aus der Öffnung lugte. Nick fragte sich, wie derart einfache Gesten nur
     so …
feminin
aussehen konnten.
    Peggy machte den Reißverschluss ihrer Laufjacke auf. Darunter trug sie ein pinkfarbenes Tennishemd. Marilyn hatte kein Tennis
     gespielt. Ihre Sportarten waren Laufen und Schwimmen gewesen. Sie hatten sich sogar bei einem Schwimmwettbewerb der Bowling
     Green State University kennengelernt, über den Nick für die Campuszeitung BG News berichtet hatte. Die Damenhatten einen Ligatitel gewonnen, und Nick brauchte eine Stellungnahme von der Mannschaftsführerin. Marilyn beantwortete all
     seine Fragen, ohne dass er sich wie ein Langweiler vorkommen musste. Noch heute erinnerte er sich daran, wie nervös ihn der
     Chlorgeruch in ihrem Haar gemacht hatte, die leicht blutunterlaufenen Augen und die Nähe ihres fast nackten Körpers, vor allem
     aber die rotbraunen Sommersprossen, die sanft wie Schnee Stirn und Wangen besprenkelten und einen zwangen, den Blick über
     den Nacken bis zu der glatten Rundung ihrer Schultern und dem weichen Tal zwischen den Kämmen ihrer Schlüsselbeine wandern
     zu lassen. Nach dem Interview hatte er sie eingeladen. Sie hatte abgelehnt. Aber er war eben ein hartnäckiger Langweiler gewesen,
     und am Ende hatte er Stunden über Stunden damit verbracht, mit den Fingern über ihre Haut zu streicheln, über die Sommersprossen,
     die er nicht »süß« nennen durfte, deren Muster zu bestaunen und die Orte zu erkunden, an die sie ihn führten.
    »Und wie sind Sie an diese Wohltätigkeitssache gekommen?«, fragte Peggy. »Sohn oder Tochter?«
    Nick runzelte die Stirn. Meinte sie damit, ob er einen Sohn oder eine Tochter verloren hatte?
    »Mein Sohn hat sich diese Spendenaktion für sein Gemeinschaftskunde-Projekt ausgesucht«, fuhr Peggy fort, bevor Nick antworten
     konnte. »Bobby Gallagher? Aus der Lacrosse-Mannschaft? Vielleicht kennt Ihr Sohn oder Ihre Tochter ihn ja.«
    »Ah, verstehe. Ehrlich gesagt habe ich gar keine Kinder. Wir sind irgendwie nie …«
Beantworte die Frage, du Idiot.
»Eigent lich bin ich durch meine Frau da hineingeraten.«
    »Ihre Exfrau, wollten Sie sagen. Es sei denn, Sie haben sich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in die ›Plötzlich Single‹- Gruppe gemogelt«, erwiderte Peggy kichernd.
    Nick spürte, wie ihm ein Schweißtropfen über den Rücken rann.
    »Exfrau stimmt eigentlich nicht. Meine Frau, ähm, also … wir haben uns für die Sache engagiert, nachdem sie ihre Diagnose
     bekommen hatte.«
    »O mein Gott.« Peggy lehnte sich vor und legte sich die Hand knapp unter die Kehle, so als ob die Überraschung ihr den Atem
     verschlagen hätte. »Das tut mir ja so leid! Und ich denke auch noch, Sie sind wie alle anderen hier, geschieden und froh darüber.«
    Nick lachte. »Nein, nein«, sagte er. »Wir waren fünfzehn Jahre verheiratet. Haben uns fast nie gestritten, und wenn doch,
     haben wir uns ganz schnell wieder vertragen. Wir haben uns immer an den Spruch gehalten, dass man nie ins Bett gehen soll,
     ohne …«
    Nick unterbrach sich. Nun sprach er doch tatsächlich mit einer anderen Frau über Marilyn. Und er hatte auch noch das Wort
     »Bett« gebraucht.
    »Tut mir leid. So sollte ich nicht reden.«
    »Nein, nein, das ist schon in Ordnung. Wie lange ist es her, dass sie gestorben ist?«
    »Drei Jahre.« Streng genommen waren es schon drei Jahre und zwei Monate. Er lernte allmählich, nicht mehr ganz so präzise
     zu sein und auf jämmerliche Art daran zu denken, wie lange genau er nun schon ohne sie war. Genauso allmählich lernte er,
     nicht mehr jedes Mal zusammenzuzucken, sobald jemand in einem Gespräch über Marilyn das Wort »tot« fallen ließ. Heute Morgen
     hatte er beim Zubinden seiner Laufschuhe Marilyns

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