Die Festung der Perle
und Selbstachtung zu verwirklichen.
»Oh Elric«, sagte Yyrkoon und kroch wie ein giftiges Reptil hinter dem Rubinthron hervor. »Du bist ein Feind deiner eigenen Rasse, ein Feind ihrer Götter und ein Feind all dessen, was ich anbete und begehre. Aus diesem Grund mußt du vernichtet werden. Deshalb muß ich alles, was du besitzt, in meine Gewalt bringen. Alles …«
Da erwachte Elric. Seine Haut war feucht. Er griff nach dem Schwert. Er hatte im Traum Yyrkoon als Schlange gesehen. Jetzt hätte er schwören können, daß er gehört hatte, wie etwas nicht weit von ihm durch den Sand glitt. Das Pferd witterte es auch und bäumte sich laut wiehernd auf. Elric erhob sich und ließ den schweren Umhang fallen.
Aus den Nüstern des Pferdes stoben Dampfwolken. Über ihm sandte der Mond ein fahles, blaues Licht auf die Wüste herab.
Das Gleiten klang näher. Elric blickte forschend zur hohen Böschung hinauf. Nichts. Er war sicher, daß die Feuerkäfer nicht zurückgekommen waren. Das nächste Geräusch gab ihm recht. Stinkender Atem wurde laut ausgestoßen. Das Zischen klang beinahe wie ein Schrei. Da wußte der Albino, daß irgendein riesiges Ungeheuer in der Nähe war.
Elric wußte auch, daß dieses Biest kein Lebewesen der Wüste war, ja nicht einmal eines dieser Welt. Dem Gestank nach mußte es übernatürlich sein, eine Ausgeburt der Hölle, das seine Feinde zu Hilfe gerufen hatten. Da war ihm plötzlich klar, warum die Zauberer-Abenteurer so bereitwillig ihre Angriffe eingestellt und was sie geplant hatten, als sie ihn ruhig ziehen ließen.
Elric verfluchte seine Euphorie und zückte Sturmbringer. Dann kroch er zurück in die Dunkelheit, weg von seinem Pferd. Hinter ihm wurde Brüllen laut. Er wirbelte herum und stand dem Ungeheuer gegenüber.
Es sah wie eine riesige Katze aus. Allerdings glich der Körper mehr einem Pavian mit hocherhobenem Schwanz, und aus seinem Rücken ragten entlang der Wirbelsäule Stacheln hervor. Jetzt richtete sich das Monster auf und streckte seine Klauen nach Elric aus. Dieser sprang mit einem Schrei beiseite und schlug mit dem Schwert zu. Das Ding flimmerte in seltsamen Farben und Lichtern. Offenbar war sein Körper nicht aus Materie dieser Welt gemacht. Elric war sich über die Herkunft des Ungeheuers im klaren. Solche Wesen hatten die Zauberer von Melniboné in früheren Zeiten mehr als einmal herbeigerufen, damit sie ihnen gegen jene halfen, die sie vernichten wollten. Der Albino zermarterte sich den Kopf nach einem Abwehrzauber, der das Ungeheuer zurück in die Reiche treiben würde, aus denen man es heraufbeschworen hatte. Doch es war schon zu lange her, seit er sich aktiv mit der Zauberei befaßt hatte.
Jetzt hatte das Untier seinen Geruch aufgenommen und verfolgte ihn, als er im Zickzack in die offene Wüste hinausrannte, um möglichst weit weg von dem Ungeheuer zu kommen.
Das Monster brüllte. Es war hungrig, aber nicht nur nach Elrics Fleisch. Von jenen, die es heraufbeschworen hatten, war ihm auch die Seele des Albinos zugesagt worden - die übliche Belohnung für ein übernatürliches Wesen wie dieses. Elric fühlte, wie die Klauen hinter ihm durch die Luft sausten, als das Untier ihn zu packen versuchte. Er drehte sich um und schlug mit Sturmbringer zu. Er erwischte eine Klaue. Eine blutähnliche Flüssigkeit quoll aus der Wunde. Ein Energiestoß, der ihn beinahe zum Erbrechen reizte, schoß in seinen Körper. Elric stieß zu. Das Ungeheuer brüllte. In dem roten Maul sah Elric regenbogenfarbene, spitze Zähne glitzern.
»Bei Arioch!« stieß der Albino aus. »Du bist wirklich abgrundtief häßlich! Da hat man direkt die Pflicht, dich zurück in die Hölle zu senden …« Wieder schnellte Sturmbringer vor und zielte auf die verwundete Pfote. Doch diesmal brachte sich das Ungeheuer in Sicherheit. Es wich zurück und machte sich sprungbereit. Diesen Angriff würde Elric nicht überleben, das war ihm klar. Ein übernatürliches Ungeheuer ließ sich nun mal nicht so leicht erledigen wie die Krieger der Nachtfalter-Bruderschaft.
Doch da hörte er einen schrillen Schrei. Er drehte sich um und sah im Mondlicht, wie sich ihm eine Erscheinung näherte. Sie glich einem Manne, der auf einem Tier mit einem merkwürdigen Buckel ritt. Das Reittier galoppierte schneller als jedes Pferd.
Das Katzenmonster verharrte verunsichert. Dann drehte es sich um, spuckte und knurrte. Offensichtlich wollte es diese Ablenkung beseitigen, ehe es sich wieder dem Albino widmete.
Da Elric hoffte,
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