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Die Festung der Perle

Die Festung der Perle

Titel: Die Festung der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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um dem Dieb ein Angebot zu machen. Hat euch der alte Herzog Rai geschickt?«
    »Er wünscht keine weiteren Intrigen wegen der Perle«, knurrte einer der verschleierten Männer. »Er sagte, ein sauberer Tod sei die beste Lösung. Aber diese Tode dünken uns keineswegs sauber.«
    »Unsere Auftraggeber haben die Vorgehensweise festgelegt«, erklärte Oled Alesham. »Dieb! Steck dein Schwert weg! Wir wollen nicht gegen dich kämpfen.«
    »Das glaube ich gern.« Elric war wütend. Er kämpfte gegen den Blutrausch an, der in seinem Innern tobte. »Ihr hättet mich wohl nur allzu gern ohne Kampf erschlagen. Ihr seid Narren! Ich hatte bereits Lord Gho gewarnt. Ich habe die Macht, euch alle zu vernichten. Es ist euer Glück, daß ich geschworen habe, mein Schwert nicht dazu einzusetzen, um andere zu zwingen, meinen Willen für meine persönlichen Ziele auszuführen. Ich habe jedoch nicht geschworen, kampflos durch die Hände gedungener Meuchelmörder zu sterben! Dreht um! Kehrt zurück nach Quarzhasaat!«
    Die letzten Worte schrie er, und das Schwert wiederholte seinen Schrei, als er die große schwarze Klinge gen Himmel reckte, als Warnung, was geschehen würde, wenn sie ihm nicht gehorchten.
    Manag Iss sagte leise zu Elric: »Das können wir nicht, verehrter Dieb. Wir müssen unseren Auftrag ausführen. So lautet das Zunftgesetz aller Zauberer-Abenteurer. Haben wir erst einmal einen Auftrag angenommen, müssen wir ihn ausführen. Die einzige Entschuldigung für ein Versagen ist der Tod.«
    »Dann muß ich euch alle umbringen oder ihr mich«, erklärte Elric ungerührt.
    »Wir können doch noch immer den Handel abschließen, von dem ich sprach«, sagte Manag Iss. »Ich habe dich nicht hinters Licht geführt, Dieb.«
    »Auch mein Angebot ist ehrlich«, sagte Oled Alesham.
    »Aber die Nachtfalter-Bruderschaft hat geschworen, mich zu töten«, entgegnete Elric sarkastisch. »Und gegen sie könnt ihr mich nicht schützen. Wenn ich recht verstehe, müßt ihr sie sogar gegen mich unterstützen, oder?«
    Manag Iss versuchte, sich von den schwarzgekleideten Mördern abzusondern. Doch wollten diese die Sicherheit unter ihren Zunftgenossen keineswegs aufgeben.
    Dann wisperte Oled Alesham dem Anführer der Gelben Sekte etwas ins Ohr. Manag Iss wurde nachdenklich. Schließlich nickte er und winkte den restlichen Mitgliedern der Nachtfalter-Bruderschaft. Nach kurzer Beratung mit ihnen schaute Manag Iss auf und wandte sich an Elric.
    »Verehrter Dieb, wir haben eine Möglichkeit gefunden, dich in Frieden zu lassen und trotzdem ehrenvoll nach Quarzhasaat zurückzureiten. Wenn wir uns jetzt zurückziehen, versprichst du, daß du uns nicht folgen wirst?«
    »Wenn ich euer Wort habe, daß diese Nachtfalter mich nicht wieder angreifen.« Elric war jetzt ruhiger. Er legte die leise summende Runenklinge über den linken Arm.
    »Steckt eure Schwerter weg, Brüder!« befahl Oled Alesham. Die Nachtfalter gehorchten sofort.
    Nun steckte auch Elric Sturmbringer zurück in die Scheide. Die ruchlose Energie, die er denen entzogen hatte, die ihn hatten umbringen wollen, erfüllte ihn jetzt, so daß er die alte verstärkte Sensibilität seiner Rasse wiedergewonnen hatte, die Arroganz und die Kraft seines uralten Blutes. Er lachte seinen Feinden ins Gesicht. »Wißt ihr immer noch nicht, wen ihr töten wolltet, oh Herren?«
    Oled Alesham blickte finster drein. »Ich habe das Gefühl, daß mir langsam klar wird, woher ihr stammt, großer Dieb. Man erzählt sich, daß die Herren des Strahlenden Reiches solche Klingen wie deine führten, in uralten Zeiten, noch vor jeder Geschichtsschreibung. Man erzählt sich, daß diese Klingen lebendige Wesen seien, eine Rasse, die mit der deinen verbündet ist. Du hast das Aussehen unserer längst ausgestorbenen Erzfeinde. Bedeutet das alles, daß Melnibonö nicht in den Fluten versank?«
    »Darüber kannst du dir selbst den Kopf zerbrechen, Oled Alesham.« Elric vermutete, daß sie irgendeine Schurkerei planten, fügte jedoch beinahe unvorsichtig hinzu: »Wenn deine Leute weniger Zeit darauf verwendeten, die Märchen über ihre eigene, längst vergangene Größe am Leben zu erhalten und sich stattdessen dem Studium der Welt, wie sie tatsächlich ist, widmeten, hätte eure Stadt vielleicht eine bessere Überlebenschance. Aber so zerbröckelt sie unter dem Gewicht ihrer Lügengeschichten. Im Laufe der Zeit werden die Legenden, die einer Rasse das Gefühl des Stolzes und historischer Bedeutung verleihen, verderbt und

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