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Die Festung der Perle

Die Festung der Perle

Titel: Die Festung der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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nicht so schwierig, doch äußerst kompliziert, wenn du nicht die fundamentalen Abläufe im Multiversum kennst. Wie ich dir schon sagte, bin ich ein Traumdieb. Ich weiß mehr als die meisten, weil ich so viele Träume kenne.
    Sagen wir einfach, daß ich von dir in einem Traum gehört habe und daß es ab und zu mein Schicksal ist, dein Gefährte zu sein - allerdings nicht lange in meiner gegenwärtigen Gestalt. Das nehme ich jedenfalls an.«
    »In einem Traum? Du mußt mir noch erklären, was ein Traumdieb macht.«
    »Na, Träume stehlen, was sonst? Zweimal im Jahr bringen wir unsere Beute zu einem bestimmten Markt, um damit zu handeln - wie die Nomaden mit ihren Waren.«
    »Du handelst mit Träumen?«, sagte Elric zweifelnd.
    Alnac genoß die Verblüffung des Prinzen. »Da gibt es Händler, die für bestimmte Träume eine Menge bezahlen. Sie verkaufen sie dann an Unglückselige, die entweder nicht träumen können oder so banale Träume haben, daß sie sich schönere wünschen.«
    Elric schüttelte den Kopf. »Du sprichst doch wohl in Gleichnissen, oder?«
    »Nein, Prinz Elric. Ich sage die reine Wahrheit.« Alnac holte den Krummstab aus dem Gürtel. Er erinnerte Elric an einen Schafhirtenstab, nur kürzer. »Einen solchen Stab bekommt man nur, wenn man die Grundkenntnisse des Gewerbes der Traumdiebe erworben hat. Ich bin weder jetzt der beste dieses Gewerbes, noch werde ich es je sein; aber in diesem Reich und zu dieser Zeit ist es mein Schicksal. In diesem Reich gibt es nur wenige, wie du bald feststellen wirst. Lediglich die Nomaden und die Bewohner Elwhers erkennen unser Gewerbe an. Mit Ausnahme einiger Weiser in den Jungen Königreichen kennt uns niemand.«
    »Warum begibst du dich nicht dorthin?«
    »Man hat uns nicht darum gebeten. Hast du je gehört, daß jemand in den Jungen Königreichen nach den Diensten eines Traumdiebs verlangte?«
    »Nie. Aber warum ist das so?«
    »Vielleicht, weil das Chaos im Westen und im Süden so viel Einfluß hat. Dort können die schrecklichsten Alpträume leicht Realität werden.«
    »Du furchtest das Chaos?«
    »Welches vernunftbegabte Wesen nicht? Ich fürchte die Träume jener, die ihm dienen.« Alnac Kreb schaute auf die Wüste hinaus. »Elwher und »der auf keiner Karte verzeichnete Osten«, wie ihr ihn nennt, haben Bewohner, die nicht so kompliziert sind. Dort war Melnibonés Einfluß nie sehr stark. In der Seufzerwüste natürlich auch nicht.«
    »Dann hast du vor meinem Volk Angst?«
    »Ich habe vor jeder Rasse Angst, die sich dem Chaos überantwortet, die mit den Mächtigsten der Übernatürlichen Pakte schließt, mit den Schwertherrschern! Solche Beziehungen halte ich für unvernünftig und ungesund. Ich bin gegen das Chaos.«
    »Du dienst der Ordnung?«
    »Ich diene mir selbst. Ich diene, glaube ich, der Ausgewogenheit. Ich glaube an leben und leben lassen und daß man sich an der Vielfältigkeit der Welt erfreuen soll.«
    »Deine Lebensphilosophie ist beneidenswert, Meister Alnac. Ich strebe nach den gleichen Zielen, obgleich du mir das kaum glauben wirst.«
    »Doch, Prinz Elric, das glaube ich dir. Ich bin in vielen Träumen beteiligt. In einigen spielst auch du eine Rolle. Und Träume sind Realität in einigen Reichen, in anderen trifft das Gegenteil zu.« Der Traumdieb betrachtete den Albino mitfühlend. »Es muß hart sein für jemanden, der jahrtausendelang nur Macht kannte, diese aufzugeben.«
    »Du verstehst mich wirklich gut, Traumdieb.«
    »Ach, ich kenne mich in solchen Angelegenheiten eigentlich nur oberflächlich aus.« Alnac Kreb schüttelte die Schultern und machte eine wegwerfende Geste.
    »Ich habe viel Zeit damit verbracht, die Bedeutung der Gerechtigkeit zu suchen. Ich habe dazu Länder besucht, in denen sie angeblich existierte, und habe versucht, herauszufinden, wie man sie anwenden soll, damit die ganze Welt davon Nutzen hat. Hast du von Tanelorn gehört, Alnac Kreb? Dort soll Gerechtigkeit herrschen. Dort sollen die Grauen Lords, die für die Ausgewogenheit in der Welt sorgen, den größten Einfluß haben.«
    »Tanelorn gibt es«, erklärte der Traumdieb ernst. »Es hat viele Namen. Doch fürchte ich, daß es in vielen Reichen lediglich als Idee der Perfektion existiert. Solche Ideen erhalten in uns die Hoffnung und die Antriebskraft, Träume zu verwirklichen. Manchmal haben wir sogar Erfolg.«
    »Gibt es überhaupt Gerechtigkeit?«
    »Oh ja! Aber sie ist kein abstrakter Begriff. Man muß dafür hart arbeiten. Mehr als irgendein Lord des Chaos,

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