Die Festung der Perle
dich bist, mein Prinz. Aber es wäre töricht, das zu leugnen, was du gewesen bist und was du sein könntest.«
»Ich denke lieber über das zweite nach, Mylady.«
»Dann denke doch bitte an das Schicksal von Raik Na Seems Tochter. Denke an das Schicksal seines Volkes, dem seine Geschichte und sein Orakel genommen sind. Denk an dein eigenes Schicksal! Willst du sinnlos in einem fernen Land sterben, ohne deine Bestimmimg erfüllt zu haben?«
Elric gab ihr recht.
Sie fuhr fort. »Es ist durchaus möglich, daß du in deiner Welt keinen Rivalen hast, der es dir in der Zauberei gleichtun könnte. Obwohl dir deine speziellen Fähigkeiten bei dem Abenteuer, das ich dir vorschlage, nur wenig nützen werden, könnten dein Wissen und dein Verständnis den Unterschied zwischen Erfolg und Mißerfolg ausmachen.«
Elric war jetzt ungeduldig. Er konnte das Verlangen seines Körpers nach der Droge nicht mehr ertragen. »Na gut, Lady Oone. Was immer du beschließt, soll mir recht sein.«
Oone trat einen Schritt zurück und musterte ihn kühl. »Für dich ist es besser, wenn du sofort zu deinem Zelt gehst und von deinem Elixier trinkst.«
Den Albino überfiel die ihm leider nur zu vertraute Verzweiflung. »Das werde ich, Oone. Ich muß.« Dann ging er schnell zurück zu den Zelten der Bauradim.
Auf dem Weg wechselte er kaum ein Wort mit den Leuten, die ihn grüßten. Raik Na Seem hatte nichts aus dem Zelt, das Elric mit Alnac Kreb geteilt hatte, entfernt. Mit zitternden Händen holte der Albino die Silberphiole aus der Satteltasche und nahm einen großen Schluck. Danach fühlte er sich erleichtert - wenn auch nur für kurze Zeit. Die Droge aus Quarzhasaat schenkte ihm die Illusion von Gesundheit und von zurückgekehrter Energie. Seufzend wandte er sich dem Zelteingang zu, als Raik Na Seem dort erschien. Seine Stirn war gerunzelt, die Augen voller Schmerz, den er vergeblich zu verbergen suchte. »Hast du dich bereit erklärt, der Traumdiebin zu helfen, Elric? Wirst du versuchen, das auszuführen, was die Prophezeihung weissagte? Wirst du unser Heiliges Mädchen zurückbringen? Wir haben jetzt noch weniger Zeit als zuvor. Der Blutmond wird bald untergegangen sein.«
Elric legte die Phiole mit dem Elixier auf den Teppich und griff nach dem Schwarzen Schwert, das er vor dem Spaziergang mit Oone abgelegt hatte. Die Klinge zitterte in seinen Fingern. Er verspürte eine leichte Übelkeit. »Ich werde alles tun, was man von mir verlangt«, erklärte er.
»Gut.« Der alte Mann packte Elric bei den Schultern. »Oone hat mir gesagt, daß du ein großer Mann mit großer Bestimmung bist und daß du jetzt an einem Wendepunkt deines Schicksalsweges angelangt bist. Wir fühlen uns geehrt, daß wir an deinem Schicksal Teil haben dürfen und sind dir dankbar für dein Bemühen …«
Elric nahm Raik Na Seems Worte mit seiner alten Liebenswürdigkeit auf und verbeugte sich vor dem alten Mann. »Meiner Meinung nach ist die Gesundheit des Heiligen Mädchens wichtiger als mein Schicksalsweg. Ich werde alles, was in meiner Macht steht, tun, um dir deine Tochter zurückzubringen.«
Oone war hinter dem Ältesten der Bauradim eingetreten. Sie lächelte Elric an. »Bist du jetzt bereit?«
Elric nickte und legte den Gurt mit dem Schwarzen Schwert um. Doch Oone griff nach seiner Hand. »Nein, du wirst die Waffen, die du benötigst, unterwegs finden.«
»Aber das Schwert ist mehr als nur eine Waffe, Oone!« Der Albino spürte, wie eine Art Panik in ihm aufstieg.
Oone hielt ihm Alnacs Traumstab entgegen. »Das ist alles, was du für unser Abenteuer brauchst, Mylord.«
Sturmbringer murmelte unwillig, als Elric das Schwert auf die Kissen zurücklegte; es schien ihm zu drohen.
»Ich bin abhängig von-«, setzte er an.
Die Ttaumdiebin schüttelte den Kopf. »O nein. Das bist du nicht. Du glaubst, daß das Schwert ein Teil deiner Identität ist, aber so ist es nicht. Es ist deine Nemesis. Es ist der Teil in dir, der deine Schwäche, nicht deine Stärke repräsentiert.«
Elric seufzte. »Ich verstehe dich zwar nicht, Mylady; doch wenn du wünscht, daß ich das Schwert nicht mitnehme, dann lasse ich es eben hier.«
Wieder knurrte die Schwarze Klinge bedrohlich. Aber Elric beachtete es nicht. Er ließ Schwert und Elixier im Zelt und ging zu den Pferden hinüber, die sie von der Oase der Silberblume zurück zum Bronzezelt bringen sollten.
Als sie in etwas größerer Entfernung zu Raik Na Seem ritten, erklärte Oone dem Albino ausführlicher, warum das
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