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Die Festung der Perle

Die Festung der Perle

Titel: Die Festung der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Schlüssel zu ihrem Gefängnis.«
    »Dann ist sie also ein Medium? Ist es das, was ihr zugestoßen ist? Wußten die Zauberer-Abenteurer von ihrer Kraft und versetzten sie bei dem Versuch, diese Kraft für sich auszunützen, in Trance?«
    Wieder zögerte Oone. Dann nickte sie. »Das ist ungefähr richtig, Prinz Elric. Wir haben viele Geschichtswerke, von denen allerdings ein Großteil für uns unzugänglich in den Bibliotheken Tanelorns liegt. In diesen steht geschrieben: »Alles, was innen liegt, hat auch eine Gestalt draußen. Und das, was draußen ist, nimmt im Inneren eine Gestalt an.« Man kann es auch anders ausdrücken. Wir sagen, daß alles Sichtbare auch stets einen unsichtbaren Aspekt haben muß, ebenso wie alles Unsichtbare durch das Sichtbare repräsentiert werden muß.«
    Obgleich Elric viele ähnlich kryptische Aussagen aus dem Studium seiner Geheimschriften kannte, verstand er es nicht. Er wies Oones Erklärung allerdings nicht zurück, da er wußte, daß man oft sehr lange und angestrengt über solche Stellen nachdenken mußte, manchmal auch gewisse Erfahrungen notwendig waren, um ihren Sinn ganz zu entschlüsseln. »Du sprichst von übernatürlichen Reichen, Oone. Welten, die von den Lords des Chaos und der Ordnung bewohnt werden, von Elementargeistern, Unsterblichen und ähnlichen Wesen. Ich kenne einige solcher Reiche, bin sogar in einigen herumgereist. Aber noch nie habe ich gehört, daß man in ein solches Reich gelangt, indem man einen Teil seiner physischen Substanz zurückläßt und durch ein schlafendes Kind Zutritt gewinnt.«
    Oone betrachtete ihn forschend, als wolle sie ergründen, ob er sich bewußt sarkastisch gab. Dann zuckte sie mit den Schultern. »Du wirst feststellen, daß die Reiche der Traumdiebe sehr ähnlich sind. Und du würdest gut daran tun, unseren Kodex auswendig zu lernen und zu befolgen.«
    »Ihr seid ein sehr strenger Orden, Mylady, und …«
    »Nur so können wir überleben. Alnac hatte die Instinkte eines guten Traumdiebes. Doch leider hatte er sich noch nicht die ganze Disziplin zu eigen gemacht. Das war einer der Hauptgründe für seine Auflösung. Du aber bist mit der notwendigen Disziplin vertraut, denn nur so erwarbst du deine Kenntnisse in Zauberei. Ohne diese Disziplin wärst auch du längst untergegangen.«
    »Aber ich habe viel davon zurückgewiesen, Oone.«
    »Aye. Aber du bist nicht ganz aus der Übung gekommen, glaube ich. Jedenfalls hoffe ich das. Das erste Gesetz, dem ein Traumdieb gehorchen muß, besagt: »Belehrende Ratschläge immer annehmen, ihnen jedoch niemals trauen.« Das zweite Gesetz lautet: »Hüte dich vor Vertrautem!« Das dritte: »Alles Fremde mit Vorsicht aufnehmen!« Es gibt zwar noch viele andere, doch diese drei enthalten die Grundbegriffe für das Überleben eines Traumdiebes.« Sie lächelte. Ihr Lächeln war seltsam liebenswürdig und verletzlich. Elric merkte, daß sie sehr müde war. Vielleicht hatte der Gram sie so erschöpft.
    Der Melnibonéer sprach leise und schaute dabei auf die rote Felsbastion, die der Oase der Silberblume Schutz gewährte und ihr Heiligtum war. Dünne Rauchfahnen stiegen in den tiefblauen Himmel empor. »Wie lange dauert es, jemanden in deiner Zunft auszubilden?«
    Oone merkte seinen Spott. »Fünf Jahre oder auch länger«, antwortete sie. »Alnac war seit ungefähr sechs Jahren ein vollwertiges Mitglied unserer Zunft.«
    »Und trotzdem gelang es ihm nicht, in dem Reich zu überleben, in dem die Seele des Heiligen Mädchen gefangen gehalten wird.«
    »Trotz all seiner Fähigkeiten war er nur ein ganz normaler Sterblicher, Prinz Elric.«
    »Und du glaubst, daß ich das nicht bin?«
    Jetzt lachte sie laut. »Du bist der letzte Herrscher von Melniboné! Du bist einer der Mächtigsten deiner Rasse, einer Rasse, die für ihre Zauberkunst überall berühmt ist. Du hast sogar deine Braut verlassen. Sie soll auf dich warten, während du deinen Vetter Yyrkoon auf den Rubinthron gesetzt hast und bis zu deiner Rückkehr regieren läßt - eine solche Entscheidimg kann nur ein Idealist fällen! Oh nein, Mylord, du kannst mir nicht vormachen, daß du ein gewöhnlicher Mensch bist!«
    Trotz seines fast übermächtigen Verlangens nach dem giftigen Elixier mußte Elric lachen. »Wenn ich ein Mann mit so außergewöhnlichen Eigenschaften bin, Mylady, frage ich mich, warum ich mir Gedanken machen muß, daß mich ein zweitklassiger Politiker aus der hintersten Provinz umbringen will?«
    »Ich sagte nicht, daß du stolz auf

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