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Die Festung der Perle

Die Festung der Perle

Titel: Die Festung der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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wahnsinnigen Ehrgeiz und an Cymoril, die auf ihn wartete, damit sie endlich heiraten würden, führten Elric wieder sein eigentliches Ziel vor Augen. Die Gedanken befreiten ihn von der versöhnlichen Stimmung und dem Wunsch, klein beizugeben. Er verbeugte sich vor den Menschen in der Höhle. »Ich danke euch für eure Großherzigkeit, doch mein Weg führt vorwärts, durch das Paranor-Tor.«
    Oone holte tief Luft, vielleicht aus Erleichterung. »Prinz Elric, Zeit wird hier nicht wie bei uns gemessen. Sie vergeht hier viel schneller als mir lieb ist…«
    Mit großem Bedauern verließ Elric die melancholischen Menschen und folgte Oone. Sie schritten weiter, von einer schimmernden Höhle zur nächsten.
    »Die Namen für diese Länder sind sehr zutreffend«, sagte Oone. »Hüte dich vor Vertrautem!«
    »Vielleicht hätten wir doch eine kleine Rast einlegen und unsere Energien auffrischen können«, meinte Elric.
    »Sicher! Und wären voll süßer Schwermut gestorben!«
    Erstaunt blickte er sie an. Auch Oone war von der Atmosphäre nicht unbeeinflußt geblieben. »Ist das Alnac Kreb zugestoßen?«
    »Natürlich nicht!« Jetzt hatte sie sich wieder im Griff. »Er war durchaus fähig, einer so offensichtlichen Falle zu widerstehen.«
    Elric schämte sich. »Beinahe hätte ich beim ersten echten Test meiner Entschlossenheit und Disziplin versagt.«
    »Wir Traumdiebe haben dir voraus, daß wir uns sehr vielen solcher Proben unterziehen müssen«, erklärte sie. »Es wird leichter, ihnen mutig gegenüberzutreten; aber die Verlockung bleibt gleich stark.«
    »Auch für dich?«
    »Warum denn nicht? Du denkst wohl, ich habe keine vergessenen Sehnsüchte, nichts, wovon ich gern träumen würde? Keine schönen Augenblicke in der Kindheit?«
    »Verzeih mir!«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Dieser Teil der Vergangenheit hat eine gewisse Anziehungskraft. Ich nehme an, die Vergangenheit überhaupt. Aber wir vergessen die anderen Aspekte, jene Dinge, die uns zur Flucht in Fantasien treiben.«
    »Dann bist du also zukunftsgläubig, Mylady?« Elric versuchte zu scherzen. Der Fels unter ihren Füßen wurde glitschig und führte abwärts. Sie mußten vorsichtig weitergehen. Elric meinte, weiter vorn das Rauschen des Flusses zu hören. Vielleicht lief er unterirdisch weiter.
    »Die Zukunft birgt ebensoviele Fallen wie die Vergangenheit«, sagte Oone lächelnd. »Ich glaube an die Gegenwart, Mylord. An die ewigwährende Gegenwart.« In ihrer Stimme klang eine Schärfe mit, als habe sie nicht immer diese Ansicht gehabt.
    »Spekulationen und Reue sind oft sehr verführerisch, nehme ich an«, sagte Elric. Dann stockte ihm der Atem, als er sah, was vor ihm lag.
    Geschmolzenes Gold stürzte in zwei ausgewaschenen Rinnen den Fels herab und bildete ein riesiges V-förmiges Portal. Obwohl das Metall ungehindert dahinfloß, stellten sie beim Näherkommen fest, daß es nicht heiß war. Etwas anderes hatte es verflüssigt, vielleicht ein chemischer Bestandteil im Fels. Auf dem Boden der Höhle sammelte sich das Gold in einem Teich, aus dem ein Kanal, in dem der kostbare Inhalt nur so sprudelte, zu einem Fluß führte, der auf den ersten Blick gewöhnliches Wasser zu führen schien. Als Elric aber genauer hinsah, stellte er fest, daß dort Silber floß. Die beiden edlen Elemente vermengten sich an der Stelle, wo sie aufeinandertrafen. Der Albino folgte dem Lauf des Flusses mit den Augen. In einiger Entfernung mündete ein weiterer Kanal, der so rot wie geschmolzene Rubine leuchtete. Auf all seinen Reisen durch die Jungen Königreiche und Herrschaftsgebiete des Übernatürlichen hatte Elric noch nie etwas ähnliches gesehen. Er wollte nähertreten, doch Oone hielt ihn zurück.
    »Wir haben das nächste Tor erreicht«, sagte sie. »Beachte dieses Wunder nicht! Schau!«
    Sie deutete auf die Felswand zwischen den beiden Goldströmen. Elric kam es vor, als sähe er jetzt dort ein gewaltiges dunkles Tor. »Dort liegt Paranor. Bist du bereit, in dieses Land einzutreten?«
    Elric erinnerte sich an die Bezeichnung der Traumdiebe für dies Land und lächelte ein bißchen ironisch. »So bereit wie ich es nur sein kann, Mylady.«
    Die beiden wollten auf das Portal zugehen, als hinter ihnen plötzlich lauter Hufschlag erklang. Das Klappern der Hufe auf dem felsigen Boden hallte laut in der Höhle und all den tausend Grotten wider. Elric hatte keine Gelegenheit, sich umzudrehen, als ihn auch schon ein schwerer Schlag an der Schulter traf, der ihn seitwärts

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