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Die Festung der Perle

Die Festung der Perle

Titel: Die Festung der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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einer Höhle, deren Eingang so niedrig war, daß Elric beinahe den Kopf einziehen mußte. Steinstufen führten hinauf. Ab und zu sah man drinnen ein gelbes Licht aufflackern, als würden Fackeln brennen.
    Jaspar Colinadous seufzte. »Ich hatte gehofft, euch noch weiter zu begleiten, aber ich muß jetzt umkehren. Ich kann nur bis zum Marador-Tor mitgehen. Und das scheint hier zu sein. Jeder Schritt weiter würde mich vernichten. Ich muß mir jetzt andere Gefährten im Land Gemeinsamer Träume suchen.« Es schien ihm wirklich leid zu tun. »Lebt wohl, Prinz Elric und Lady Oone. Ich wünsche euch Erfolg für euer Abenteuer.«
    Dann drehte sich der kleine Mann schnell um und ging zurück über die Brücke, ohne sich noch einmal umzuschauen. Er verließ sie beinahe so plötzlich, wie er gekommen war. Ehe Elric oder Oone etwas sagen konnten, war er schon in der Dunkelheit verschwunden und seine Katze mit ihm.
    Oone schien diesen Abschied zu akzeptieren. Auf Elrics fragenden Blick antwortete sie: »Hier gehen und kommen die Menschen. Eine weitere Regel, die ein Traumdieb lernen muß, lautet: »Halte an nichts anderem fest als an deiner eigenen Seele.« Verstehst du das?«
    »Ja, ich verstehe, daß man als Traumdieb sehr einsam ist, Mylady.«
    Dann betrat Elric die ungefügen Steinstufen, die zum Marador-Tor hinaufführten.

Kapitel 3
     
    Von der Schönheit in tiefen Höhlen
     
    Sobald sie den Felstunnel betreten hatten, stellten sie fest, daß der Weg abwärts führte. Hatte Elric draußen unter der Kälte gelitten, setzte ihm jetzt die Wärme zu. Es wurde zunehmend heißer und feuchter, so daß es ihm zeitweise vorkam, als wate er durch Wasser. Die Lichter, die den Gang beleuchteten, waren keine Fackeln oder Lampen, wie er zuerst dachte, sondern knotenartige Gebilde aus zartem Stoff, der aus sich heraus leuchtete und fast wie Fleisch wirkte. Unwillkürlich flüsterten Elric und Oone, als fürchteten sie die Bewohner dieses Ortes zu stören. Doch spürte Elric keine Angst. Der Tunnel kam ihm wie ein Heiligtum vor. Auch Oone hatte ihre natürliche Vorsicht abgelegt, wenngleich sie aus Erfahrung allem mißtraute, was eine mögliche gefährliche Illusion sein konnte.
    Es gab keinen deutlichen Übergang von Sadanor nach Marador, abgesehen von einem leichten Wechsel der Stimmung. Dann öffnete sich der Tunnel in eine riesige Felsenhöhle. Strahlendes Blau vermengte sich mit Grün, Goldgelb und dunklem Rosa. Alles floß ineinander wie Lava, die erst kürzlich abgekühlt war. Die Gebilde sahen eher wie exotische Pflanzen aus, nicht wie Felsformationen, die sie tatsächlich waren. Die herrlichsten Wohlgerüche und Blumendüfte gaben Elric das Gefühl, in einem Garten herumzuspazieren; ähnlich wie in den Gärten seiner Kindheit herrschte auch hier völlige Sicherheit und Ruhe. Aber dennoch stand ohne Zweifel fest, daß sie sich in einer Höhle befanden und daß sie dorthin durch einen unterirdischen Gang gelangt waren.
    Nach der ersten Freude über diesen Anblick beschlich Elric ein leicht wehmütiges Gefühl. Schon lange hatte er nicht mehr an die Gärten seiner Kindheit gedacht, an das unschuldige Glück, das ein Melnibonéer so selten erlebt, ganz gleich wie alt er ist. Der Albino dachte an seine Mutter, die bei seiner Geburt gestorben war, an seinen ewig trauernden Vater, der sich geweigert hatte, den Sohn anzuerkennen, der in seinen Augen seine Frau getötet hatte.
    Da bewegte sich etwas in der Tiefe dieser unterirdischen Grotte. Elric witterte Gefahr. Aber die Leute, die auftauchten, waren unbewaffnet. Ihr Gesichter waren erfüllt von gedämpfter Schwermut.
    »Jetzt sind wir in Marador«, flüsterte ihm Oone zu.
    »Seid ihr gekommen, um euch uns anzuschließen?« fragte eine Frau. Sie trug ein Gewand, das in Myriaden von Farben schimmerte, gleich denen der Felswände und der Decke. Ihr langes Haar war goldblond, allerdings etwas verblichen, ihre Augen glichen altem Zinn. Sie streckte die Hand aus, um Elric zu berühren - zur Begrüßung. Die Hand war eiskalt. Schon spürte Elric, wie die traurige Ruhe dieses Ortes auf ihn überging, und er dachte, daß es schlimmere Schicksale gäbe, als hier zu verweilen. Er dachte zurück an die Wünsche und Vergnügungen in der Vergangenheit, als das Leben so viel einfacher war. Damals war es ihm nicht schwierig erschienen, die Welt zu erobern und zu verbessern.
    Oone antwortete der Frau. Elric kam ihre Stimme viel zu laut und hart vor. »Wir sind Reisende in deinem Land, Mylady. Wir

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