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Die Festung der Perle

Die Festung der Perle

Titel: Die Festung der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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schmetterlingsartige Wesen von enormer Größe. Ohne zu zögern, ließen sie sich herab und hüllten nicht nur die Barke, sondern auch die drei ein.
    »Ins Boot!« rief Königin Zephir. »Schnell. Wir fliegen.«
    Sie gehorchten. Sofort erhob sich das Boot in die Luft, offenbar wurde es auf dem Rücken der Riesenfaltern getragen. Sie flogen eine Zeitlang über die Schlucht dahin, ehe sie in die Tiefe gingen.
    »Ich habe geschaut; aber da war nichts«, erklärte die Königin Elric und Oone. »Nun kann es weitergehen.«
    Erstaunlich sanft hatten die Nachtfalter das Boot auf dem Fluß niedergesetzt, ehe sie sich erhoben und die gesamte düstere Schlucht in strahlende bunte Farben tauchten, ehe sie verschwanden. Elric rieb sich die Stirn. »Dies ist wahrlich das Land des Wahnsinns«, sagte er. »Ich glaube, Oone, ich bin es, der wahnsinnig ist.«
    »Du verlierst den Glauben an dich selbst, Elric«, wies sie ihn zurecht. »Das ist die besondere Falle in diesem Land. Du kommst zur Überzeugung, daß du nicht mehr richtig denken kannst. Aber gib nicht auf! Wir haben schon in Falador unseren Verstand behalten. Jetzt kann es nicht mehr weit sein, bis wir ans letzte Tor gelangen.«
    »Und was ist dort? Vielleicht der Gipfel der Vernunft?« fragte er zynisch. Wieder überfiel ihn diese seltsame Erschöpfung. Körperlich war er wohl in der Lage, weiterzugehen, aber Verstand und Begeisterung waren ausgelaugt.
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung, was uns in dem Namenlosen Land erwartet«, sagte sie. »Traumdiebe haben über das, was hinter dem siebten Tor geschieht, nur geringe Macht.«
    »Deine beträchtliche Macht hier hat mich sehr beeindruckt!« Er wollte sie aber nicht verletzen, deshalb lächelte er, um ihr zu zeigen, daß er scherzte.
    Da hörten sie vor sich ein Geheul, so schrecklich, daß sogar Königin Zephir sich die Ohren zuhielt. Es klang, als bellte ein Riesenhund. Durch das Echo in der Schlucht verstärkt, war es so laut, daß sie Angst hatten, die Felsen würden sich lösen und herunterstürzen. Nach der nächsten Biegung sahen sie das Ungeheuer. Es glich einem riesigen Wolf, der mit hochgerecktem Kopf heulte. Das Wasser brach sich an seinen Läufen und schäumte gegen den Bauch. Sobald es das Boot erblickte, verschwand es. Sie hörten nur noch das Echo seines Geheuls. Jetzt nahm die Strömung zu. Königin Zephir hatte die Hände vom Ruder genommen, um sich die Ohren zuzuhalten. Das Boot prallte gegen einen Felsen. Sie versuchte nicht, den Kurs zu halten. Elric griff nach dem Ruder; aber trotz seiner Stärke konnte er das Boot nicht halten. Schließlich gab er auf.
    Sie trieben auf dem Fluß dahin, hinein in eine Schlucht, die so tief und eng war, daß das Licht kaum bis unten drang. Überall grinsten sie Gesichter an. Hände griffen nach ihnen. Elric war überzeugt, daß jedes sterbliche Wesen, das je gestorben war, hierher gekommen war, um ihn heimzusuchen. In den düsteren Felsen erblickte er mehrmals sein eigenes Gesicht, und auch die von Cymoril und Yyrkoon. Alte Kämpfe wurden vor seinen Augen ausgetragen. Und alte, quälende Gefühle stürmten erneut auf ihn ein. Er spürte den Verlust von allen, die er je geliebt hatte, die Verzweiflung des Todes und der Verlassenheit. Bald mischte sich seine Stimme in das allgemeine Murmeln, und er heulte so laut wie der Wolf. Da packte ihn Oone am Arm und schrie ihn an. Dies riß ihn aus dem Wahnsinn, der ihn beinahe übermannt hätte.
    »Elric! Das letzte Tor! Wir sind fast am Ziel! Halt aus. Du warst bis jetzt so tapfer und einfallsreich! Jetzt wird noch mehr von dir verlangt werden! Mach dich bereit!«
    Elric mußte lachen. Er lachte über sein eigenes Schicksal und über das des Heiligen Kindes, über Anighs Schicksal und über Oones. Er lachte bei dem Gedanken, daß Cymoril auf ihn wartete und nicht wußte, ob er noch am Leben war oder schon tot, ob er Sklave oder frei war.
    Als Oone ihn erneut anschrie, lachte er ihr ins Gesicht.
    »Elric, du wirst uns alle verraten!«
    Er unterbrach das Lachen, um ruhig, beinahe triumphierend zu erklären: »Aye, meine Liebe, so ist es! Ich verrate euch alle! Hast du mich verstanden? Es ist meine Bestimmung, alle zu verraten.«
    »Mich wirst du nicht verraten!« Sie schlug ihm ins Gesicht, boxte ihm in die Rippen und trat ihm gegen das Schienbein. »Mich wirst du nicht verraten und das Heilige Mädchen auch nicht!«
    Er spürte heftige Schmerzen, nicht von Oones Angriff, sondern von seinem Gehirn. Er schrie auf und begann zu

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