Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Festung der Perle

Die Festung der Perle

Titel: Die Festung der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
widerlichen Geschöpfe abzuwehren.
    Schon bald liefen sie auf den Rand der Klippe zu und sprangen lieber in den Abgrund, als sich vom silbernen Schwert des Perlkriegers aufschlitzen zu lassen oder durch seinen Speer zu sterben.
    Mit lautem höhnischem Lachen trieb er die letzten in den Untergang. Er schrie ihnen seinen Hohn und seine Verachtung nach: »Häßliche Biester! Weg! Weg! In den Tod mit euch! Das ist euer Schicksal! Der Tod! Ja!«
    Keuchend lehnten sich Elric und Oone gegen die Barke.
    »Ich bin dir dankbar, Perlkrieger«, sagte der Albino, als der Reiter in schimmernder Rüstung näherkam. »Du hast uns das Leben gerettet.«
    »Ja.« Ernst nickte der Reiter. Seine Augen waren ungewohnt nachdenklich. »Das stimmt. Jetzt sind wir ebenbürtig. Dann werden wir die Wahrheit erfahren. Ich bin nicht so frei wie du. Glaubst du mir?« Diese Worte waren an Oone gerichtet.
    Sie nickte. »Ich glaube dir, Perlkrieger. Auch ich bin dir dankbar, daß du uns geholfen hast.«
    »Ich bin der Beschützer. Dies mußte getan werden. Ihr geht weiter? Ich war euer Freund.«
    Oone blickte zurück zu Königin Zephir, die nickte. Sie hielt die Arme wie im Gebet mit einer Opfergabe ausgestreckt.
    »Hier bin ich nicht euer Feind!« sagte der Perlkrieger, als wolle er leicht Schwachsinnigen etwas erklären. »Wäre ich komplett, wären wir drei ein Dreigestirn der Größe! Aye! Du weißt es genau! Mir fehlt die Person. Diese Worte sind die ihren, verstehst du. Ich glaube.«
    Nach diesen letzten besonders rätselhaften Worten machte er kehrt und verschwand, über die grasbewachsenen Kalksteine galoppierend.
    »Vielleicht sind es zu viele Verteidiger, und nicht genug Beschützer«, meinte Oone ebenso rätselhaft. Doch ehe Elric sie fragen konnte, hatte sie sich bereits an Königin Zephir gewandt. »Mylady, hast du den Perlkrieger zu Hilfe gerufen?«
    »Sie rief ihn für euch, glaube ich.« Königin Zephir schien wie in Trance zu sein. Es war seltsam, sie von sich in der dritten Person sprechen zu hören. Elric überlegte, ob dies hier wohl Sitte sei. Und wieder kam ihm der Gedanke, alle Bewohner dieses Reiches wären womöglich keine richtigen Menschen, sondern hätten nur eine menschliche Gestalt angenommen.
    So lagen sie nun gestrandet hoch über dem Fluß. Elric ging hinüber zum Abgrund und blickte hinab. Einige Leichen hingen in den Felsen, andere trieben stromabwärts. Er war froh, daß sie nicht mit dem Boot zwischen all den Leichen fahren mußten.
    »Und wie kommen wir jetzt weiter?« fragte er Oone. Vor seinen Augen erschien die Vision: er und Oone im Bronzezelt, das Mädchen dazwischen, alle drei im Sterben. Er spürte ein Verlangen, als würde die Droge ihn an seine Sucht erinnern. Er erinnerte sich an Anigh in Quarzhasaat und an seine Verlobte Cymoril, die in Imrryr auf ihn wartete. War es richtig gewesen, Yyrkoon an seiner Stelle regieren zu lassen? Alle seine Entscheidungen kamen ihm in diesem Augenblick töricht vor. Seine Selbstachtung, die nie sehr hoch gewesen war, stand jetzt auf dem absoluten Tiefpunkt. Seine mangelnde Voraussicht, seine Fehlschläge, seine Torheiten führten ihm nicht nur seine körperlichen Gebrechen vor Augen, sondern auch, daß ihm jeglicher gesunde Menschenverstand fehlte.
    »Es liegt in der Natur des Helden«, sagte Königin Zephir plötzlich ohne jeglichen Zusammenhang. Dann betrachtete sie die beiden mit mütterlichen, liebevollen Augen. »Ihr seid in Sicherheit.«
    »Ich spüre eine gewisse Dringlichkeit«, sagte Oone. »Du auch?«
    »Aye. Sind Gefahren in dem Reich, das wir verließen?«
    »Vielleicht. Königin Zephir, sind wir weit entfernt vom Namenlosen Tor? Wie kommen wir weiter?«
    »Mit Hilfe der Nachtfaltergespanne«, erklärte sie. »Das Wasser steigt hier immer, und ich habe meine Nachtfalter. Wir brauchen nur auf sie zu warten. Sie sind auf dem Wege.« Ihre Stimme klang völlig sachlich. »Es hätte dieser Pöbel sein können, der dir gehörte. Das ist alles. Aber ich kann nicht alles voraussehen. Jede neue Falle ist für mich ebenso geheimnisvoll wie für euch. Ich kann steuern, während du steuerst. Dies gehört zusammen, verstehst du.«
    Am Horizont tanzten und blitzten bunte Lichter wie Nordlichter in allen Farben des Spektrums. Königin Zephir seufzte bei ihrem Anblick erleichtert auf.
    »Gut. Gut. Das ist nicht spät! Nur das andere.«
    Die Farben bedeckten jetzt den Himmel. Elric erkannte, daß es riesige, durchsichtige Flügel waren, die schlanke Körper trugen. Es waren

Weitere Kostenlose Bücher