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Die Festung der Perle

Die Festung der Perle

Titel: Die Festung der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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der Perle ließ ihre silbernen Rüstungen und Helme strahlen.
    »Dies darf nicht zerstört werden. Dies darf nicht besiegt werden. Dies darf nicht geplündert werden.«
    Elric lief es kalt über den Rücken, als er die Stimme hörte. Auf der anderen Seite des Saales stand der Perlkrieger an der Wand. Seine Rüstung war gespalten und blutverkrustet, sein Gesicht schrecklich zugerichtet. Die Augen loderten feurig auf, dann wieder erloschen sie. Manchmal waren es Alnacs Augen.
    Die nächsten Worte des Kriegers waren fast mitleiderregend. »Ich kann nicht gegen euch kämpfen. Nicht mehr.«
    »Wir sind nicht hier, um irgend jemandem Leid zuzufügen«, sagte Oone. »Wir sind gekommen, dich zu befreien.«
    Da ging eine Bewegung durch die starren Gestalten. Eine verschleierte Frau in blauem Gewand erschien. In Königin Zephirs Augen standen Tränen. »Damit seid ihr gekommen?« Sie deutete auf die Schwerter, Pferde und Rüstungen. »Aber unsere Feinde sind nicht hier.«
    »Sie werden bald hier sein«, erklärte Oone. »Bald, da bin ich sicher, Mylady.«
    Immer noch verwirrt schaute sich Elric um, als stünden die Feinde bereits dort. Dann machte er einen Schritt auf die Perle im Herzen der Welt zu, lediglich um ihre Schönheit zu bewundern. Sofort verstellten ihm die Gestalten den Weg.
    »Du willst stehlen!« rief der Alte. Er klang noch unglücklicher und hilfloser als vorher.
    »Nein!« sagte Oone. »Das ist nicht der Zweck unseres Kommens. Das müßt ihr uns glauben.« Sie sprach eindringlich. »Raik Na Seem schickt uns, um sie zu finden.«
    »Sie ist in Sicherheit. Sagt ihm, daß sie hier sicher ist.«
    »Sie ist nicht sicher. Sie wird sich bald auflösen.« Oone wandte den Blick zur flüsternden Menge. »Sie ist getrennt, so wie wir getrennt sind. Die Perle ist der Grund.«
    »Das ist ein Trick«, erklärte Königin Zephir.
    »Ein Trick«, wiederholte der verwundete Perlkrieger und kicherte leise.
    »Ein Trick«, erklärte auch der Seneschall und hielt die Beutel mit Gold hoch.
    »Wir sind nicht gekommen, um etwas zu stehlen. Wir sind zur Verteidigung gekommen. Seht!« Oone machte mit dem Schwert eine Kreisbewegung, um ihnen zu zeigen, was sie offenbar noch nicht bemerkt hatten.
    Durch die Wände des Saales drangen Männer mit allen nur vorstellbaren Waffen, deren Gesichter unter den Kapuzen tätowiert waren. Es waren die Zauberer-Abenteurer aus Quarzhasaat.
    »Wir können nicht gegen sie kämpfen«, sagte Elric mit ruhiger Stimme zu Oone. »Es sind zu viele.« Dann bereitete er sich auf den Tod vor.

Kapitel 2
     
    Die Zerstörung in der Festung
     
    Oone war auf ihr silbernes Roß gesprungen und hob das Silberschwert. »Tu es mir nach, Elric!« rief sie und trieb den Hengst zum kurzen Galopp an, daß seine Hufe wie Donner im Saal widerhallten.
    Elric war bereit, mutig zu sterben - wenn es sein mußte auch im Augenblick des Triumphes. Also schwang auch er sich in den Sattel, nahm den Speer in die Hand, mit der er die Zügel hielt, und sprengte mit gezücktem Schwert gegen die Eindringlinge vor.
    Mit allen möglichen Waffen drangen sie auf ihn ein, mit Äxten, Streitkolben, Speeren und Schwertern. Da erkannte Elric, daß Oone keineswegs aus Verzweiflung gehandelt hatte. Diese Schemen bewegten sich stolpernd und träge, ihre Augen waren verschleiert und ihre Schläge kraftlos.
    Der Albino folgte Oones Beispiel und schlug und stach beinahe mechanisch um sich. Das Gemetzel widerte ihn an. Köpfe rollten dahin wie verfaultes Obst. Gliedmaßen wurden vom Rumpf wie Blätter von einem Ast abgetrennt. Das zähflüssige Blut, bereits das Blut von Toten, klebte an den Waffen und Rüstungen. Ihre Schmerzensschreie klangen grauenvoll. Hätte Elric nicht geschworen, Oone zu folgen, wäre er davongeritten und hätte sie das Werk allein vollenden lassen. Die Kapuzenmänner, die durch die Wände kamen, bedeuteten keine Gefahr, da sie auf scharfen Stahl und brillante Intelligenz trafen.
    Eng um die Säule mit der Perle geschart, sahen die Höflinge dem Geschehen verblüfft zu. Ganz offensichtlich hatten sie keine Ahnung, welch mäßiger Gefahr die beiden Krieger in den Silberrüstungen gegenüberstanden.
    Endlich war alles vorbei. Enthauptete, gliederlose Körper lagen überall in der Halle zuhauf herum. Elric und Oone wendeten ihre Pferde von diesem Blutbad ab, unglücklich und angewidert von ihren Taten.
    »Es ist vollbracht«, sagte Oone. »Die Zauberer-Abenteurer sind vernichtet.«
    »Ihr seid wahrhaftig Helden!« Königin Zephir

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