Die Festung der Titanen: Die Götterkriege 4 (German Edition)
allerdings nicht, zumindest wir erinnern uns daran.« Sie schüttelte grimmig den Kopf. »Aber du hast recht, Havald, das war damals und heute ist heute.« Sie lächelte etwas angestrengt. »Auch wenn ich es kaum fassen kann, dass ich heute einem Bullen der zweiten Legion den Sieg wünsche.«
»Bist du sicher, dass du das wahrhaftig tun willst?«, fragte Serafine mich besorgt. »Noch ist es nicht zu spät.«
»Du hast doch Ragnar gehört, ich muss meine Legende aufpolieren«, lachte ich und versuchte, überzeugend zu klingen. Es gelang mir wohl nicht ganz, denn die Besorgnis wollte nicht aus ihrem Gesicht weichen.
»Wie geht es deinen Wunden?«
»Zusammen mit der straff angezogenen Rüstung und den Verbänden behindern sie mich kaum.« Ich klopfte auf meinen Beinpanzer. »Zokora sagt, ich muss vor allem auf mein Bein achten, damit die Ader mir nicht reißt. Auf der anderen Seite ist mir von den halben Dutzend Tränken, die sie mir eingeflößt hat, jetzt so schlecht, dass ich kaum noch Schmerzen spüre.« Ich sah dankend zur alten Enke hin. »Sie hat zudem noch den Winterwolf angerufen, um ihn um Heilung für mich zu bitten.«
Enke nickte. »Ich habe auch das Gefühl, er hätte mich erhört«, sagte sie. »Wie ist es, spürst du denn Linderung?«
Als ich diesmal lachte, war es nicht gespielt. »Wie soll ich das bei den ganzen Tränken sagen können? Aber ja, mir geht es besser.« Als hätte er es zum Anlass genommen, zog sich mein Magen so heftig zusammen, dass ich beinahe laut aufgestöhnt hätte. »Glaube ich«, fügte ich gepresst hinzu. Was nicht dazu beitrug, die beiden zu beruhigen.
Ein Hornsignal ertönte, und Serafine schluckte. »Es ist Zeit«, meinte sie leise.
Ich nickte und griff nach der Gesichtsmaske, die sie mir reichte. Sie war so sorgfältig gefertigt, dass sie anlag wie eine zweite Haut und dennoch Platz zum Atmen und zum Sprechen ließ, die Augenöffnungen lagen so dicht an, dass sie mich kaum behinderten, nur pfiff es leise, wenn ich durch die Nase atmete, und klang dumpf, wenn ich etwas sagte.
»Achte auf dich«, bat Serafine mich.
»Immer«, gab ich ihr Antwort und griff nach Ragnars Axt. Kaum hielt ich den stählernen Schaft in meiner Hand, spürte ich schon, wie ihre Magie mich durchströmte, die schwere Axt erschien mir auf einmal leicht wie eine Feder. Ich sah noch einmal zu Serafine zurück und wollte ihr beruhigend zulächeln, doch dann spürte ich das kalte Metall der Kriegsmaske an meinen Wangen. Also nickte ich ihr nur zu und ritt an.
Auch Zokora hatte sich darin versucht, mir mit heilender Magie zur Seite zu stehen, aber hier, in der Steppe, war sie von ihrem Glauben so weit entfernt, dass sie keine großen Wunder wirken konnte. Es war die alte Enke gewesen, die dann den Winterwolf angerufen hatte, ein alter Gott, dessen Glauben im Kaiserreich fast vergessen war, doch die Kor verehrten ihn noch immer, vielleicht auch deshalb besaßen ihre Gebete hier mehr Macht.
Hauptsächlich aber schrieb ich es Zokoras Tränken zu, dass ich hier im Sattel saß. Sie hatte mich davor gewarnt, mich nicht von ihrer Wirkung täuschen zu lassen.
»Du wirst dich fühlen, als ob dich nichts berühren kann«, hatte sie mir ernsthaft mitgeteilt. »Doch es ist eine Täuschung, du bist noch immer verletzt. Drei Finger deiner linken Hand sind gebrochen, Havald, auch wenn du den Schmerz nicht fühlst, du wirst mit ihr nicht fest zugreifen können, also habe acht davor, dass du dich für unbesiegbar hältst, du bist es nicht.«
Ihre Warnung klang mir in den Ohren, als ich auf Zeus zu der Tribüne ritt, wo Kriegsfürst Arkin Hof hielt. Er hatte sich einen bequemen Stuhl hinstellen lassen und war von einem Hofstaat von Offizieren umgeben, eine Rekrutin stand bereit, ihm von einem niedrigen Tisch hinter ihm Wein zu kredenzen oder Köstlichkeiten anzureichen. Arkin war ein eher drahtiger Mann von durchschnittlicher Größe und mit einem feuerroten Haar verflucht, das ihn auf hundert Schritt erkennbar machte. Er trug den Beinamen »der Fuchs«, und ich war mir sicher, dass er ihn sich auch verdient hatte.
Bis jetzt waren die meisten Kriegsfürsten, von denen wir Kenntnis erhalten hatten, sowohl Nekromanten gewesen als auch in irgendeiner Form mit Kolaron Malorbian verwandt. Nach dem zu schließen, was Varosch und Zokora in seinem Lager erfahren hatten, war Arkin beides nicht. Und das bedeutete, dass er außergewöhnlich fähig sein musste.
»Die vierzehnte Legion ist seine eigene Legion«, hatte Varosch
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