Die Festung der Titanen: Die Götterkriege 4 (German Edition)
jemanden zu dem Schädelstein zu führen, also führt er dich zu den Artefakten?« Er schüttelte den Kopf. »Irgendwie kann ich ihm noch immer nicht vertrauen. Er mag zwar nicht gelogen haben, aber wir wissen alle, dass man auch mit der Wahrheit lügen kann.«
»Halte die Laterne anders«, wies Zokora ihn an. »Sie blendet mich, die Wunde ist dem Auge zu nahe, ich will sehen, was ich tue.«
»Was ist mit den dunklen Elfen?«, fragte ich sie, während sie den Faden ein letztes Mal durchzog und dann abschnitt. Ich atmete erleichtert aus, so geschickt Zokora auch war, war es doch schmerzhaft genug gewesen. »Waren sie dort, wo er sagte?«
»Vielleicht«, meinte Zokora und trat zurück, um sich die genähte Wunde kritisch anzusehen. »Ich kam nicht dazu, einen Blick auf ihr Versteck zu werfen, bevor jemand das Lager der Priester in Aufregung versetzte.«
»Dein Nadelwerk wird immer besser«, lobte die alte Enke anschließend. »Die Narbe wird kaum zu sehen sein.«
»Er gibt mir auch reichlich Gelegenheit zum Üben«, erwiderte Zokora nachlässig und packte ihre Mappe mit all den scharfen Instrumenten sorgsam weg. Sie musterte mich prüfend. »Was macht dein Bein?«
Ich sah hinab und schlug leicht gegen den Beinpanzer. »Es zieht und schmerzt, wenn ich es belaste, aber es geht.«
»Hhm … warum hinkst du dann?« Sie wartete meine Antwort nicht ab, sondern machte sich ohne Umschweife daran, mir die Schnallen an meinem Beinpanzer zu lösen. »Besser als ich dachte«, meinte sie dann. »Du brauchst einen neuen Verband, aber auch wenn die Wunde nässt, scheint die Naht zu halten.« Sie sah mit einem ernsthaften Blick hoch zu mir. »Du hast in den letzten Tagen mehr Glück als Verstand gehabt.«
Die alte Enke schnaubte. »Das scheint mir bei ihm oft der Fall zu sein. Sag mir, Lanzengeneral von Askir, liegt das an deinem überreichlichen Glück oder am mangelnden Verstand?«
Serafine zog scharf die Luft ein, selbst Zokora schaute fast schon überrascht.
»Ich …«, begann ich beleidigt, doch sie schüttelte den Kopf.
»Du bist diesem Verschlinger gefolgt, ohne einen Gedanken an deine Freunde zu verschwenden. Hast ihm mehr vertraut als ihnen. Sag mir, was war die Folge? Er hat dich in einem Lager voller Seelenreiter zurückgelassen, und wäre Zokora nicht gewesen, wärest du nun tot oder gefangen.« Sie funkelte mich zornig an. »In meinen Augen spricht dies mehr für mangelnden Verstand!«
»Aleyte sagte …«, begann ich, aber wieder unterbrach sie mich.
»Ich habe dich zuerst nur über Erzählungen kennengelernt«, sagte sie kühl. »Erzählungen von einem Mann, der überlebensgroß dargestellt wurde …« Sie blinzelte hoch zu mir. »Groß bist du ja, soweit stimmt das. Was sie nicht erwähnt haben, ist, dass du dein Fähnchen nach jedem Wind hängst. Erst tust du Elsines Werk hier in der Ostlande und schlachtest Barbaren ab, um den Tarn zu erringen, und jetzt lässt du dich von dem Verschlinger in ein Hornissennest führen, nur weil er es sagt!«
Mein Zorn war bereits wieder verflogen. Sie hatte recht, auch wenn es mir nicht gefiel.
»Ich kann nur sagen, dass es mir zum jeweiligen Zeitpunkt als die rechte Wahl erschien.«
»Das mag sein«, nickte sie. »Aber ist es nicht die Aufgabe eines Anführers zu führen? Doch seitdem du von den Toten auferstanden bist, folgst du lediglich dem Willen anderer.« Sie tat eine anklagende Geste in Richtung des Lagers. »Wohin das führt, hast du ja gesehen!«
»Und dennoch wäre es mir beinahe gelungen, den Verschlinger von seinem Fluch zu befreien.«
»Fast bedeutet: Es gelang dir nicht«, stellte sie erbost fest.
»Er hat viel durchgemacht und er …«, versuchte mich Serafine zu verteidigen, aber die Hexe schüttelte entschieden den Kopf.
»Das bezweifle ich nicht. Doch entweder wächst Havald darüber hinaus, oder er zieht sich zurück und überlässt das Kämpfen und vor allem die Entscheidungen solchen, die nicht an sich selbst zweifeln!«
»Ich …«, begann ich.
»Willst du widersprechen?«, fragte sie hart. »Du bist doch derjenige, der sich jede Nacht, von dunkelsten Träumen geplagt, in seinem Lager wälzt. Etwas belastet dich, lässt dich an dir zweifeln. Finde heraus, was es ist, denn solange du an dir selbst zweifelst, wirst du gegenüber den Einflüsterungen anderer offen sein und ihrem Willen folgen und nicht deinem eigenen!«
»Enke«, sagte Varosch ruhig. »Ich weiß nicht, ob dies der rechte Zeitpunkt ist, ihn so
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