Die Festung der Titanen: Die Götterkriege 4 (German Edition)
nutze.«
»Havald«, sagte Zokora lächelnd, die an den Elfen herangetreten war, der meine Bettrolle erstochen hatte. »Wolltest du nicht Seelenreißer wieder an dich nehmen?«
Es war nur wenige Tage her, doch für mich fühlte es sich an, als wäre eine Ewigkeit vergangen, seitdem ich ihn das letzte Mal in den Händen gehalten hatte. Erleichtert zog ich das kaiserliche Schwert aus der Scheide und tauschte es endlich wieder gegen Seelenreißer aus, um mir dann neugierig anzuschauen, wer Zokoras heimtückischem Blasrohr diesmal zum Opfer gefallen war.
Ihr Gift lähmte nur den Körper, nicht die Sinne, ich wusste, dass der Elf mich sehen konnte, als ich mich über ihn beugte.
»Das ist mein Schwert«, teilte ich ihm mit. »Es war ein Fehler, es zu stehlen.«
Es überraschte mich nicht, dass er mir keine Antwort gab.
»Bah«, meinte Zokora abfällig. »Du solltest dich schämen, dass es ihm gelang. Das sind nur Kinder, sie wären besser aufgehoben, in ihren Höhlen Spinnen zu melken, als sich wie Krieger aufzuspielen!«
Der Blick, den der dunkle Elf ihr zuwarf, war voller Empörung. Doch von Blicken hatte sich Zokora noch nie berühren lassen, er prallte an ihr ab.
»Ich habe Hunger«, stellte sie fest und sah Serafine an. »Was gibt es zu essen?«
»Warum schaust du mich an?«, begehrte Serafine auf.
Zokora blinzelte überrascht. »Weil du nicht willst, dass jemand anderes kocht.«
Die alte Enke lachte leise. »Da hat sie dich«, grinste sie.
»Und was ist mit Euch?«, fragte Serafine ungehalten.
Enke weitete ihre Augen. »Du willst, dass eine Hexe für euch kocht?«
Serafine gab es auf. »Hase«, knurrte sie. »Es gibt Hase. Was denn sonst.«
Während wir darauf warteten, dass Zokoras Gift in seiner Wirkung nachließ, sah ich mir unsere Gefangenen genauer an. Es waren unzweifelhaft dunkle Elfen, und doch konnte ich Unterschiede zu Zokoras Stamm erkennen. Wenn es etwas gab, das unsere Freundin außer ihrer schwarzen Haut auszeichnete, dann war es die Feinheit ihrer Gesichtszüge, ihre unvergleichbare Eleganz, ihre nahezu majestätische Art, die Zokora so unverkennbar machte.
Auch die Gesichter unserer Gefangenen waren feiner gezeichnet als die eines Menschen, mein Gesicht musste fast grobschlächtig dagegen wirken, doch im Vergleich zu Zokora oder auch Varosch, dessen Körper einem anderen Stamm der Dunkelelfen angehören musste, schienen sie mir … wilder. Unfertiger.
Das Gleiche konnte man von ihrer Kleidung und ihren Lederrüstungen behaupten, weitaus besser gearbeitet, als man es von Menschenwerk kannte, aber weit von dem entfernt, was ich sonst als Elfenarbeit kannte.
Nur die von Hass glühenden Augen entsprachen dem, was ich erwartet hatte.
Noch bevor das Gift in seiner Wirkung nachließ, hatte sich Zokora unseren Gefangenen als Zokora von Ysenloh vorgestellt, als Priesterin der Solante und Königin ihres Volks und sich auf eine Tradition der Verhandlung berufen, die, wie sie mir vorher erklärt hatte, darauf hoffen lassen konnte, dass wir unsere Gefangenen nicht erschlagen mussten.
Demzufolge waren die Gefangenen nur leicht gefesselt, selbst ich hätte mich dieser Fesseln in wenigen Lidschlägen entledigen können.
Meinem Gefühl zufolge musste es schon nach Mittag gewesen sein, als sich der Erste der Gefangenen regte. Er richtete sich auf, streifte sich langsam die Fesseln ab und bedachte Zokora mit einem mörderischen Blick. Um dann in ihrer Sprache etwas zu sagen, das sich nicht sonderlich freundlich anhörte.
»Nicht jeder spricht unsere Sprache«, maßregelte Zokora ihn gelassen, auch wenn dies für mich nicht mehr galt, und spielte mit Furchtbanns Griff, der blank gezogen quer über ihren Beinen lag. So, wie sie dort hockte, konnte sie schneller aufspringen und zuschlagen, als man blinzeln konnte, ich nahm an, dies war auch dem dunklen Elf bewusst. »Wenn du mich beleidigen willst, dann tue es so, dass dich jeder versteht.«
»Mein Name ist Azaras«, sagte der Elf in einem rauen Akzent, der mir in den Ohren schmerzte, und sah zu uns anderen hin. »Ich nannte sie und diesen hier«, sein glühender Blick spießte Varosch auf, der ungerührt seine Fingerspitzen über das polierte Holz seiner Armbrust gleiten ließ, die gespannt und wie zufällig auf unsere Gefangenen ausgerichtet war, »Verräter und sie eine Lügnerin. Jeder weiß, dass das Geschlecht Ysenloh noch während der Götterkriege von den Verfluchten bis ins letzte Glied ausgerottet wurde!«
Zokora sagte nichts dazu,
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